piwik no script img

Frauen in der SPDAuftrag an Merz, Lob für Esken

Mehrere sozialdemokratische Politikerinnen fordern, dass mindestens die Hälfte der neuen Regierung aus Frauen besteht. Und auf ihre Co-Parteichefin lassen sie schon mal gar nichts kommen.

DIe SPD-Frauen finden: Saskia Esken soll in Verantwortung bleiben – aber nicht allein unter Männern Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin afp | Frauen in der SPD haben den voraussichtlichen künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) aufgefordert, mindestens die Hälfte der Kabinettsposten mit Frauen zu besetzen. Parlament und Regierung hätten die Aufgabe, „uns alle zu vertreten, nicht nur die Männer“, sagte die Vorsitzende der SPD-Frauen, Maria Noichl, dem Berliner Tagesspiegel. Sie warb zudem für die Ko-Parteivorsitzende der SPD, Saskia Esken, die auch für ein Ministeramt „gut geeignet“ sei.

Im möglichen schwarz-roten Kabinett stellen CDU und SPD jeweils sieben Ministerien, die CSU drei. Von ihrer eigenen Partei verlangt Noichl mindestens drei Ministerämter für Frauen. „Meine Rechnung ist ganz klar: Die SPD muss mindestens drei Frauen als Ministerinnen benennen – und keine weniger“, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der SPD-Frauen. Die Union sehe sie „in derselben Pflicht: 50:50.“

Mitte März hatte bereits die Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion Parität bei der Besetzung der Ämter der Union im Bundestag und in der künftigen Bundesregierung gefordert.

Noichl sagte dem Tagesspiegel, die SPD-Frauen wollten auch, dass es bei einer Doppelspitze in der Partei bleibe. „Nur ein Mann als SPD-Vorsitzender kommt für uns nicht infrage.“ Sie lobte die „großen Verdienste“ der Ko-Vorsitzenden Esken, „die wir ihr gar nicht hoch genug anrechnen können“.

Die Bundestagswahl hätten „wir alle verloren“, sagte Noichl. Es könne nicht angehen, dass der Parteivorsitzende Lars Klingbeil „nun nach oben fällt und weitere Ämter bekommt, während seine Ko-Vorsitzende gehen muss“. Klingbeil ist trotz des historisch schlechtesten Ergebnisses für die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl seit Februar zur zentralen Figur bei den Sozialdemokraten geworden. Er sicherte sich auch den Fraktionsvorsitz und gilt als nächster Finanzminister und Vizekanzler.

Noichl sagte, es wäre gut, „bliebe Saskia Esken unsere Parteivorsitzende. Aber natürlich ist sie auch für ein Ministeramt geeignet und bestens vorbereitet.“

Auch die sachsen-anhaltinische SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Gensecke warb im Tagesspiegel für Esken: „Saskia Esken hat gerade in sehr schwierigen Zeiten und mit großer Leidenschaft einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt in der SPD übernommen“, sagte sie. „Ich würde mich sehr freuen, wenn sie auch zukünftig an herausgehobener Stelle Verantwortung übernimmt, das wäre ein starkes Zeichen.“

Genseckes Fraktionskollegin Heide Richter-Airijoki forderte ebenfalls „eine zukünftige Verantwortungsposition für Saskia Esken“. Die Ko-Parteichefin sei „eine der erfahrensten Politikerinnen unserer Partei“. Als langjährige Bundesvorsitzende habe sie maßgeblich dazu beigetragen, die SPD inhaltlich und strategisch weiterzuentwickeln.

Gegen eine Ernennung von Esken zur Ministerin hatten sich in der vergangenen Woche mehrere SPD-Politiker gewandt.

Union und SPD wollen die konkrete Besetzung der Ressorts erst Anfang Mai bekanntgeben. Am 6. Mai soll die Wahl von CDU-Chef Merz zum Kanzler stattfinden; danach dürfte zeitnah die Ernennung der neuen Regierungsmitglieder durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie dann die Vereidigung des Kabinetts im Bundestag erfolgen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Bitte bitte nicht Frau Esken. Auch sie steht für das sehr schlechte Wahlergebnis der SPD.

  • Ja klar! Eine die auch mal Tacheles reden kann.



    Ministerin für Arbeit und Soziales

  • "Gegen eine Ernennung von Esken zur Ministerin hatten sich in der vergangenen Woche mehrere SPD-Politiker gewandt." Es wäre im Zusammenhang sinnvoll gewesen, nicht nur die Befürworter von Fr. Esken, sondern auch deren Kritiker ausführlich mit Namen zu Wort kommen zu lassen.



    Zudem fragt sich, woher sich für SPD und CDU eine "Pflicht" (so Fr. Noichl) ableiten würde, die Kabinettsposten paripari auf Frauen und Männer zu verteilen. "Parlament und Regierung hätten die Aufgabe, „uns alle zu vertreten, nicht nur die Männer“". Da wird offenbar nicht verstanden, dass das Parlament im Ganzen sowie auch jeder einzelne Angeordnete den gesamten Souverän (das Volk) repräsentieren und nicht nur Teile davon. Also Männer vertreten nicht nur Männer, Frauen nicht nur Frauen etc. (kann man beliebig fortsetzen). Das hat übrigens das BVerfG erst bei der Bewertung des neues Wahlgesetzes ausdrücklich bestätigt: Kandidaten, die ihren Wahlkreis gewinnen, sind nicht automatisch als Abgeordnete gewählt, eben weil nicht nur sie die Bevölkerung ihres Wahlkreises repräsentieren, sondern dafür alle Abgeordneten, einzeln und gemeinsam, stehen.



    Oder so: Quotenreglungen, wofür auch immer, sind bestenfalls Folklore.

  • Wenn schon Quote, dann eine Quote nach Berufsgruppen. Was nützt es der Bevölkerung, wenn privilegierte Männer und Frauen in Parität die wichtigen Ämter besetzen.

  • Selbst wenn nur eine Ministerin aufgestellt wird, ist die Vertretung der Frauen unendlich viel höher, als der Nichtakademiker.

    Was es bringt die Posten nach Loyalität, Geschlecht und Herkunft zu besetzen, bekommen wir bei jeder Regierung wieder gezeigt. Viel Müll und manchmal etwas brauchbares.



    Mir wären 17 kompentente Ministerinnen aus Schleswig-Holstein lieber, als die sinnfreie Auswahlkriterien die für ach so viele wichtig sind.

  • Ich erhoffe mir auch, dass bei 7! Ministerien für die Verliererpartei, ein Ministerpöstchen für die überaus verdiente, in ihrem Wahlkreis direkt gewählte Arbeiterheldin, Basic Programmierin und stellvertretende Landesschulelternbeirätin aus BW abfällt. Wer sonst hätte es sich verdient? Bei jedem Medienauftritt Ihrer Vorsitzenden hat die Partei gespannt den Atem angehalten. Ein Ausnahmetalent.

  • 2,12% der Deutschen leiden unter Demenz. Ich hoffe dies spiegelt sich auch im Bundestag wieder - und nein, Schummeln wie bei der Ampel gilt nicht, der Kanzler zaehlt nur einfach.

  • Die sehr sympathische Frau Esken und viele andere SPD Damen, die mit Quoten rein gar nichts zu tun haben, verschönern das Erscheinungsbild der SPD, und sorgen für einen anhaltenden Effekt bei den Wählern.