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Besetzung in GarzweilerEntschlossen in die Grube

Mehrere 100 Menschen besetzen den Tagebau Garzweiler und bringen Bagger zum Stillstand. Dabei gibt es Festnahmen und Verletzte.

Der Bagger ist das Ziel. Foto: ap

Garzweiler taz | Sie haben ihr Ziel erreicht: Mehrere hundert DemonstrantInnen sind am Samstagmorgen in den Braunkohle-Tagebau Garzweiler eingedrungen. Einer Gruppe gelang es, das Fahrwerk eines der großen Schaufelradbagger zu besetzen; eine weitere wurde kurz vor einem Bagger gestoppt – dieser wurde aus Sicherheitsgründen ebenfalls angehalten.

Durch Tränengas und Schlagstöcke wurden mehrere AktivistInnen verletzt; die genaue Zahl ist noch unklar. Die Besetzung dauerte am Mittag an, denn die Polizei hatte im sandigen Gelände der Tagebau-Grube erhebliche Schwierigkeiten, Fahrzeuge heranzuschaffen.

„Guten Morgen, alle zusammen! Wir sind hier bei ‚Ende Gelände‘ und wir werden heute die Kohlebagger stoppen.“ Mit dieser Megaphonansage waren die über 1000 AktivistInnen, die sich im Klimacamp im Örtchen Erkelenz-Lützerath befinden, morgens um halb sieben geweckt worden.

Aufgeteilt in vier Gruppen machen sich die Kohle-GegnerInnen kurz darauf auf den Weg zur Tagebau-Grube. Die ist nicht weit entfernt, aber durch eine Autobahn vom Camp getrennt. Nur zwei Unterführungen und eine Brücke führen hinüber. Zwei Gruppen gelingt es, die Polizeisperren an den Unterführungen zu durchbrechen. Einzelne DemonstrantInnen werden dabei festgenommen und durch Tränengas oder Schlagstöcke verletzt; der Großteil schafft es jedoch aufs Firmengelände von RWE. Im weitläufigen Gelände der Stoppelfelder hat die Polizei keine Chance, sie aufzuhalten.

Amtshilfe mit RWE-Trucks

Auch später in der Grube hat die Polizei, die nach eigenen Angaben 1000 Beamte im Einsatz hatte, zunächst Schwierigkeiten, genug Personal zusammenzuziehen: Weil die Polizeiwagen das sandige Gelände nicht befahren können, lassen sich die Beamten auf den Ladeflächen von RWE-Trucks zu den AktivistInnen fahren.

Eine weitere Gruppe Protestierender gelangte quer über die Autobahn zum Tagebau. Der Verkehr war zuvor nach Augenzeugenberichten aufgrund von Kletterern gestoppt worden, die sich von einer Brücke abgeseilt haben. Insgesamt befinden sich nach taz-Schätzung etwa 400 Menschen im Tagebau.

Gegen Mittag hatte die Polizei sie in mehreren Gruppen festgesetzt und mit der Aufnahme der Personalien begonnen. Diese gestaltete sich jedoch schwierig, weil viele der Protestierer keine Papiere mit sich führten. Fahrzeuge zum Abtransport der Festgenommenen fehlten zunächst.

Gute Stimmung im Kessel

Anwesende Journalisten – darunter auch ein taz-Reporter – wurden hingegen nach einer Weile unter Verweis auf das Hausrecht von der Polizei zum Verlassen der Grube aufgefordert und mit RWE-Fahrzeugen herausgefahren. „Auch für die Presse stellt das Betreten des Firmengeländes eine Straftat dar“, sagte Polizeisprecher Ralf Meurer.

Die Stimmung in den Polizeikesseln ist trotz der Festsetzung gut. „Wir sind ziemlich stolz, dass wir es auf das Gelände geschafft haben“, sagt ein 25-jähriger Aktivist, der aus Berlin angereist ist. Für viele Anwesende in ‚Ende Gelände‘ die erste politische Aktion, bei der es im Zuge von zivilem Ungehorsam zu einem Aufeinandertreffen mit der Polizei kommt.

Die Aktionen richten sich gegen die Braunkohle-Nutzung durch RWE. Die AktivistInnen kritisieren die Zerstörung der Landschaft durch den Tagebau und die Klimaschäden durch die Verstromung der Braunkohle.

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6 Kommentare

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  • Ich gehöre trotz meiner 70 Jahren zu den etwa 15 Menschen, die auf den Bagger geklettert sind. Einige standen außerdem davor, als wir geräumt wurden. Wir hatten vorher drei Polizeiketten durchbrochen und wurden immer weniger. Nachdem wir vom Bagger herunter geholt worden waren, durften wir mehrere Stunden mit diesen auf einmal so netten und höflichen PolizistInnen verbringen, die vorher so brutal mit Pfefferspray und Knüppel vorgegangen waren. Auf meine Frage, wie sie sich das erklären würde, sagte eine Polizistin: „Wenn jemand gegen Ihren Willen in Ihren Garten eindringt, und Sie rufen uns, dann würden wir genauso vorgehen.“

    „Also wenn ein Eindringling sich auf meinen Rasenmäher setzt und ich rufe die Polizei, dann kommt es zum Pfefferspray und Schlagstock? Und wenn diese Person sich nicht identifizieren will oder kann, dann muss sie damit rechnen, dass sie 12 Stunden oder 2 Tage, je nach angewendetem Paragraphen, festgehalten wird?“

    „Ja, klar. Gleiches Recht für alle.“

    Ich habe da nur noch lachen können.

    Außerdem wurde mir mein harmloses Taschenmesser gestohlen. Das sei eine potentielle Waffe und somit auf Demonstrationen nicht erlaubt. Soviel ich weiß, war das aber keine Demonstration sondern eine Besetzung. Gilt dafür auch das Versammlungsrecht?

  • Herzlichen Dank, Malte Kreutzfeldt! Danke für Ihr Durchhaltevermögen und dafür, dass Sie im Gegensatz zu einigen anderen Medien nicht verschweigen, was offensichtlich ist. Die taz wird immer mehr zu einer Informationsquelle, die ich sehr zu schätzen weiß...

  • Tolle Aktion der Klimaaktivisten, armseliges RWE. Die Polizei hätte sich mehr zurückhalten sollen, vor allem nachdem die Grube bereits besetzt war.

    Auf dem Video des WDR in der aktuellen Stunde vom 15.08.2015 ist zwischen Minute 8:42 und 8:50 deutlich der völlig überzogene Angriff eines Polizeibeamten mit Pfefferspray zu sehen. http://www.ardmediathek.de/tv/Aktuelle-Stunde/Aktuelle-Stunde/WDR-Fernsehen/Video?documentId=30078796&bcastId=7293524

  • Große Achtung vor den Aktivisten ! Nach Versagen auf politischer Ebene ist das die einzig logische Konsequenz. Danke auch dem taz- Reporter, der dabei einiges riskiert hat !

  • Selbst die Grünen haben bei der NRW-Abstimmung gekniffen.

    Nun werden die letzten Protestierer gegen das längst Beschlossene kriminalisiert und ausgegrenzt.

  • 0G
    045 (Profil gelöscht)

    Eine der besten Aktionen seit langem. Hut ab.