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Neue Erkenntnisse zu Pöbel-DemonstrantHat LKAler Zugriff auf sensible Daten?

Der Mann mit dem Deutschlandhut soll Zugang zu einer polizeilichen Datenbank über Straftäter haben. Verbindungen zur rechten Szene werden überprüft.

Auf dieser Demo am 16.8. lief auch der LKA-Mann mit; dort griff er ZDF-Journalisten verbal an Foto: dpa

Berlin/Dresden afp/dpa | Der sächsische LKA-Mitarbeiter, der bei einer Pegida-Demonstration ein ZDF-Kamerateam verbal angegriffen hat, hat einem Medienbericht zufolge Zugriff auf sensible Ermittlungsdaten. Der Mann sei Buchprüfer bei Ermittlungen in komplexen und schweren Straftaten und habe in dieser Funktion Zugriff auf das polizeiliche Erfassungssystem IVO, in dem alle Straftaten und Ermittlungsvorgänge registriert würden, berichtete der MDR am Donnerstag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Überdies soll er demnach Zugriffsrechte für das Zentrale Ausländerregister (ZAR) haben.

Das sächsische Innenministerium habe die Informationen mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen weder bestätigen noch dementieren können, berichtete der Sender.

Der LKA-Mitarbeiter war am Donnerstag vergangener Woche während des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Dresden privat auf einer Demonstration von Anhängern der AfD und der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung unterwegs. Dabei griff er ein ZDF-Kamerateam verbal an. Danach wurde das Kamerateam etwa eine Dreiviertelstunde lang von der Polizei festgehalten.

Wie der MDR am Donnerstag weiter berichtete, zeigt ein weiteres Video im Internet, dass der LKA-Mitarbeiter sich nicht nur am Rande der Demonstration gegen den Merkel-Besuch bewegte. Er stand demnach inmitten einer Demonstrantengruppe, die gegen den Konvoi der Kanzlerin mit Rufen wie „Volksverräter“ protestiert habe.

Verbindungen zur rechten Szene werden überprüft

Das LKA prüfe überdies mögliche Verbindungen des Mannes zur rechten Szene in Freital, berichtete der MDR weiter. Grund dafür sei, dass der Mann das ZDF-Team bei den Dreharbeiten zu der Demonstration gemeinsam mit dem Anführer der rechtsextremen Gruppe Freital, René S., gestört habe.

Nach dem umstrittenen Vorgehen von Polizisten gegen das ZDF-Team wollen sich Mitarbeiter der Sendung „Frontal 21“ am Freitag mit der Polizeiführung in Dresden treffen. Die Einladung dazu war von der Polizeidirektion Dresden ausgesprochen worden. Unklar war zunächst, ob sich beide Seiten im Anschluss zu Inhalt und Ergebnissen äußern werden.

Ein Videoausschnitt von dem Geschehen machte rasch im Internet die Runde und löste eine bundesweite Debatte über eine Einschränkung der Pressefreiheit durch die Polizei aus.

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FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle forderte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf, sich einzuschalten. „Es ist unerhört, dass er sich noch nicht zu den Vorgängen in Sachsen geäußert hat. Daraus spricht auch eine Ratlosigkeit und Ohnmacht gegenüber den Vorgängen, die unverantwortlich ist“, sagte Kuhle der HuffPost und sprach von einer „Entfremdung eines Teils unserer Sicherheitsbehörden vom Rechtsstaat und der grundgesetzlichen Ordnung“.

Maßnahmen gegen LKA-ler werden erwogen

Der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU) hatte am Donnerstag im Innenausschuss des Landtages eine rasche Aufklärung zugesichert. Zudem sollten Maßnahmen gegen den LKA-Mitarbeiter geprüft werden.

Der FDP-Politiker Kuhle sagte der Augsburger Allgemeinen, zur vollen Transparenz gehöre auch, „dass die Öffentlichkeit erfährt, welche Tätigkeit der Mann ausgeübt hat“. SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka betonte im Handelsblatt: „Ich halte es für schwierig, dass jemand, der Lügenpresse schreit und erkennbar ein Problem mit der Pressefreiheit hat, für die Polizei arbeitet.“

Der frühere sächsische Grünen-Chef Jürgen Kasek sieht fast ein Drittel der Polizisten im Freistaat als empfänglich an für rechtsnationale Parteien oder Pegida. „Nicht die ganze Polizei in Sachsen sympathisiert mit den Rechten, sondern etwa 30 Prozent der Polizisten“, sagte er der Rheinischen Post. Das Festhalten des ZDF-Teams durch sächsische Polizisten sei kein Einzelfall. „Journalisten in Dresden berichten immer wieder, dass sie von der Polizei an ihrer Arbeit gehindert wurden.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte pauschale Anschuldigungen gegen die Polizei zuletzt allerdings zurückgewiesen und mit Blick auf die vom ZDF veröffentlichten Bilder getwittert: „Die einzigen Personen, die in diesem Video seriös auftreten, sind Polizisten.“

Wendt stellt sich hinter seine Kollegen

Lischka sagte, Kretschmer müsse „beim Wort genommen werden und in der Tat für Klarheit sorgen, ob das ein Einzelfall ist oder ob in der sächsischen Polizei ein rechter Korpsgeist heranwächst“.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, verteidigte das Vorgehen seiner Kollegen. „Die Polizeibeamten haben sich korrekt verhalten“, sagte er der Rhein-Neckar-Zeitung. „Die Überprüfung des Fernsehteams hat 45 Minuten gedauert, nicht weil die Polizei das so wollte, sondern weil die Journalisten und Kameraleute das in die Länge gezogen und sich nicht kooperativ gezeigt haben.“ Zudem habe der Vorwurf einer Straftat im Raum gestanden.

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18 Kommentare

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  • Rainer Wendt hat sich wohl weniger "hinter seine Kollegen gestellt" als einfach mal wieder seinem faschistoiden Rechtsverständnis Luft verschafft.

    Was will man auch erwarten?!?



    Dass der olle staatsschröpfende Herr in Diskussionen um Recht und Unrecht einfach mal die Klappe hält, nachdem sein jahrelanger, unrechtmäßiger Doppel-Leistungsbezug bekannt geworden ist?

    Hihi, dann hätte man aber nicht verstanden, wie solche Menschen ticken...

  • Wenn man einmal vom Reinigungsdienst absieht, dürfte jeder LKA-Mitarbeiter Zugriff zu sensiblen Daten haben, der Chef ein wenig mehr als der normale Beamte. Mir ist nicht klar, welchen Nährwert eine solche Frage hat.

    • @Karavanserai:

      Ja wie? Sie - brainhero - hm.

      Klar doch. Schonn.



      Nö. Der Nährwert - lütten Tubbes -;)



      Liegt in der - Genau - Booey - Erfaßt*¿*



      Nu. Der Anwort. Gellewelle.



      Get it*?* Fein.

      unterm——Na —



      Gern. Na - Si’cher Dat.



      Liggers. Dannichfür. Normal - wa!



      Njorp.

  • Kommt der Polizeipräsident zufällig aus Sachsen?! Der „Corpgeist“ oder wie auch immer man das ignorant, arrogante Verhalten unserer Sicherheitsbehlrden nennen mag, stellt so langsam ein echtes Problem dar. Deutschland eilt mit Diebenmeilenstiefeln zurück in der eigenen Geschichte und unseren Polizikern fällt außer neoliberales Geschwafel, Aufrüstungswünschen zwecks Befriedigung der Kriegslust, unterirdisch dummen Phrasen über Volk und Kultur und nicht zu vergessen Polizei Aufgaben Gesetze die an das dritte Reich erinnern, nichts intelligentes dazu ein.



    Mir wird schlecht bei der Vorstellung auf was wir uns da zu bewegen.

    • @Laughin Man:

      Kann mich dem nur anschließen. Ich denke, viele Politiker der "Mitte", aber auch anderer Ausrichtung wünschen sich einen autoritäreren Staat, zumindest wenn sie selbst Aussichten auf Regierungsbeteiligung haben.

  • "Dabei griff er ein ZDF-Kamerateam verbal an"

    Lächerlich. Wenn die Springerpresse von "verbalen Angriffen" spricht, ist das Volksverdummung. Wenn die Taz das macht, kaum entschuldbar.

    Sein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung einzufordern - auch unartikuliert - ist kein Angriff, sondern das gute Recht jedes Betroffenen, auch Pegida.

    Der Begriff "verbaler Angriff" sollte vermieden werden, weil "verbal" ein Fremdwort ist. Nicht jeder versteht was das meint. Wer also gestelzt von "verbalen Angriffen" spricht will dezidiert desinformieren, mit Tatsachen lügen.

    • @Ansgar Reb:

      Wellcome im Land der - doch doch*!*

      “Eintopfknallzertreiblinge!“

      Von da - brauchens weder Motor noch Auto - Woll. Versprochen. Gell.

      Nö. Ein Schritt reicht ins Nebenan.



      Land der Unwörter Blockwarte Pc-Ler

      Ha noi & Das Schöne dabei.



      “Gute Reise“ - Nö. Brauchmer nicht zu wünschen. Sei sün all door! Newahr.



      Liggers. Normal.



      Njorp.

      unterm—-



      Gern. Dannichfür.



      …servíce!;)

    • @Ansgar Reb:

      Soso, "verbal" ein fremdwort und sollte nicht benutzt werden, weil es nicht jeder versteht. Und Sie glauben, dass von ihnen benutzte "dezidiert" hat seinen Ursprung im germanischen Sprachraum? Dann singen Sie bestimmt auch "Von der Maas bis an den Tiber" bei der Nationalhymne.

    • @Ansgar Reb:

      Ziemlich künstlich bemühte und lächerliche Kritik am Wortlaut. Verbal ist nun wirklich kein Fremdwort das nicht allgemein bekannt und genutzt wird.



      Man sollte wohl auch immer von Hauptwort, Tunwort und Wiewort reden, wenn man Wortarten beschreiben möchte? Auch Wörter wie inklusiv und exklusiv vermeiden und überhaupt die Reinheit der deutschen Sprache bewahren?

      • @Hampelstielz:

        Der Ausdruck "verbal" im Zusammenhang mit "Angriff" kontakariert den Begriff "Angriff".

        Ein "verbaler Angriff" ist kein Angriff, sondern jemand der mit einem anderen spricht.

        Der Begriff ist also manipulativ. Ein Fremdwort wird mit einem alltagssprachlichen Wort zusammengesetzt. Verkürzt wird aus dem "verbalen Angriff" ein "Angriff" auf jemanden.

        Wir haben das auch gesehen beim Wort "Anschlag". Da denken wir an Molotow-Cocktails. Wenn man es für Grafitti oder mit einem Stein eingeworfene Fenster verwendet, dann WILL man desinformieren.

        Es geht nicht um Fremdwortverachtung, sondern um manipulativen Sprachgebrauch.

        • @Ansgar Reb:

          Das einzigste was ich bei ihnen Lese, ist Foobar (Unsinn). Der LKA'er hat den Journalisten in der verbal angegriffen. z.B. das er die Kamera ausmachen würde. Zudem hat sich keine 500m weiter eine neue Demo gegründet, und nach der neuen DSGVO darf dann gefilmt werden wie die Journalisten wollen. Lt Anwälte : Wenn man nicht gefilmt werden will, bleibt es nur sich umzudrehen.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Er will doch bloss informell dezidiert desinformieren, ganz unartikuliert, unser Fremdwortverächter ...

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Ich finde es ja sehr bezeichnend, wie sie erkennen, warum es nicht um Fremdwortverachtung geht, sondern manipulativen Sprachgebrauch.

          1) Es gab einen "Angriff" auf ein Fernsehteam = Menschen prügelten auf das Kamerateam ein, werfen mit Erdballen etc. entreissen die Kamera usw.

          2) Es gab einen "verbalen Angriff" auf das Fernsehteam = Menschen rufen "Hört auf uns zu filmen".

          Weil Menschen immerzu auch unbewusst verkürzen wird aus dem "verbalen Angriff" der "Angriff" auf das Fernsehteam. Das passiert vor allem dann, wenn ein alltagssprachliches Wort "Angriff" mit einem Fremdwort "verbal" verknüpft wird.

          Der Begriff "Angriff" legt wertend nahe, dass einer Person Gewalt angetan wird. Geschieht es verbal ist alles möglich vom vollkommen legitimen Protest, Widerspruch, Dissenz bis hin zur Beleidigung. Man nutzt aber die manipulative Zuschreibung "verbaler Angriff" nur, wenn gar keine Beleidigung vorlag. Die Täter-Opfer Zuschreibung wird nur suggeriert zur Verunglimpfung des "Angreifers".

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @Ansgar Reb:

            Immerhin sind Sie recht lustig auf Ihrem Neben-nebenkriegsschauplatz ...

  • Sachsen-Bashing hat in der taz einen Dauerplatz.

    • @casio:

      Und wenn es so wäre ja wohl nicht ohne Grund

    • @casio:

      Wo ist denn hier Sachsenbashing?

  • Wendt Ach Wendt - ein - Lichtlein brennt.

    Leider bleibt‘s bei dero trübe Funzel.



    Dunkel Dunkel Munkel -



    & Njorp! Liggers - dess!



    Dess is bi lütten nich tonn Schmunzel.