Berliner Wochenkommentar II: Die Debatte anregen
Die Hausbesetzungen haben eine positive Wirkung: Sie kurbeln die Berichterstattung und damit die Diskussion über den Wohnungsnotstand in Berlin an.
Kaum eine Entwicklung verändert das Leben in dieser Stadt so dramatisch wie die steigenden Mieten. Und doch ist es für JournalistInnen schwer, groß und regelmäßig darüber zu berichten – eben weil die Nachricht einer jeden Wohnmarktstudie der letzten Jahre immer dieselbe war: Die Mieten steigen. Die Mieten steigen. Die Mieten steigen.
Betroffene, die ihre Wohnungen verlassen mussten, einzelne Häuser, die doch gerettet werden konnten – über all das wurde vielfach geschrieben. Wie aber lässt sich die Problematik abbilden, ohne sich bei der Berichterstattung ständig zu wiederholen? Wie der Gewöhnung, die bei der x-ten Meldung über höhere Mieten eintritt, trotzen?
Großes Verständnis
Die HausbesetzerInnen vom vergangenen Sonntag haben es geschafft, mit dieser Logik zu brechen, eben weil sie etwas ganz anderes machten. Sie haben mit ihren Aktionen eine Debatte angeregt: Bundesweit wurde breit aus Neukölln und Kreuzberg berichtet.
Die nicht für linksradikale Positionen bekannte Süddeutsche Zeitung ließ ihre LeserInnen über die Frage diskutieren, ob Besetzungen eine angemessene Protestform gegen die Wohnungsnot sind. Und selbst in der eher kleinbürgerlichen Neuköllner Nachbarschaft stießen die BesetzerInnen mit ihrem Anliegen auf großes Verständnis.
Riesige Resonanz
Sie weisen ja auch auf einen Missstand hin, den viele seit Jahren selbst erleben, und gegen den die Politik trotzdem keine wirksame Gesetze erlassen hat. In der Debatte wurde sehr deutlich: Der gesellschaftliche Resonanzraum beim Thema steigende Mieten ist riesig.
Wenn die BesetzerInnen weitere Aktionen ankündigen, ist das eine gute Nachricht: Denn das hält die Wohnungsnot auf der Agenda. Zumindest solange, bis auch hier wieder die Gewöhnung eintritt.
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