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Kommentar Eintrittswelle in die SPDLetzte Chance, Genossen!

Kommentar von Andreas Wyputta

Der neoliberale Weg der vergangenen 20 Jahre war ein fataler Irrtum der SPD. Die Aktion der Jusos aus NRW könnte ein rettendes Korrektiv sein.

Macht er das Licht aus? Oder verhilft der Eintrit von GroKo-Gegner*innen der SPD zur Renaissance? Foto: dpa

I n der SPD-Zentrale im Berliner Willy-Brandt-Haus haben führende Genossen mal wieder Angst. Grund dafür sind aber weder Neuwahlen noch die erneut drohende Rolle als blasser Juniorpartner in einer Großen Koalition – knapp 20 Jahre nach Schröder, Hartz & Co. ist die Sozialdemokratie so am Boden, dass sich ihre Spitzenvertreter jetzt schon vor einer Eintrittswelle fürchten.

Seit dem Bundesparteitag in Bonn am Sonntag haben mehr als 1.600 Menschen erklärt, in der SPD mitarbeiten zu wollen. 1.600 Unterstützerinnen in nicht einmal drei Tagen! Doch was machen Genossen wie Matthias Miersch, immerhin Sprecher der einflussreichen „Parlamentarischen Linken“, der vier stellvertretende Bundestagsfraktionsvorsitzende angehören und der Fraktionschefin Andrea Nahles nahesteht?

Er warnt, Neumitglieder könnten Provokateure sein, die nur die in Bonn mit viel Mühe durchgesetzten Koalitionsverhandlungen mit Merkels Union sabotieren wollten – und fordert die SPD-Ortsvereine zu genauer Prüfung der Aufnahmeanträge auf.

Pflichtschuldig unterstützt werden die ängstlichen Bundestagsabgeordneten um Miersch von Nordrhein-Westfalens SPD-Landeschef Michael Groschek. Denn seine GroKo-kritischen NRW-Jusos haben die Eintrittswelle mit ihrer witzigen Kampagne „Tritt ein, sag' Nein“ überhaupt erst angeschoben. Werbewirksam war auch der Spruch des Juso-Landesvorsitzenden Freddy Cordes, für Studierende koste die SPD-Mitgliedschaft nur fünf Euro im Monat: Wer also zehn Euro investiere, könne beim im März anstehenden Basis-Entscheid über die GroKo dabei sein – und der werde in jedem Fall akzeptiert, hat der angeschlagene SPD-Bundeschef Martin Schulz versprochen.

Aus Berlin wird Cordes jetzt offenbar ernsthaft vorgeworfen, er habe zur Unterwanderung der SPD aufgerufen – dabei müsste jedem klar sein, dass auch der Juso aus NRW keinerlei Interesse daran haben kann, die frisch gewonnenen jungen UnterstützerInnen sofort wieder zu verlieren.

SPD-Spitze beugt vor

Die SPD-Führung will Anfang der dritten Januarwoche einen Stichtag festlegen, ab wann Neumitglieder am Mitgliederentscheid über eine neue GroKo nicht mehr teilnehmen dürfen. Damit reagiert sie nach Auskunft des Generalsekretärs Lars Klingbeil auf die Eintrittskampagne der Parteilinken und Jusos. (dpa/taz)

Hinter der Angst vor der Eintrittswelle steht deshalb etwas ganz anderes: Führende Genossen wollen noch immer nicht wahr haben, dass sie seit fast 20 Jahren Politik gegen ihr eigenes Klientel gemacht haben, dass der neoliberale „Dritte Weg“ Schröders – und Blairs – ein fataler Irrtum war, der überhaupt erst zum Absturz und zur Existenzkrise ihrer Partei geführt hat.

Nicht existenzsichernde Mindestlöhne, prekäre Jobs, ungleiche Bezahlung, der Absturz auf Sozialhilfeniveau nach nur zwei Jahren Arbeitslosigkeit auch für langjährig Beschäftigte haben mit der Idee sozialer Gerechtigkeit, für die die SPD einmal stand, ebenso wenig zu tun wie immer wieder verschobene BAföG-Erhöhungen. Genau das dürften die Neumitglieder der Parteiführung schnell klarmachen wollen. Die Angst der Spitzengenossen davor ist menschlich verständlich. Für die SPD aber ist die Eintrittswelle eine riesige Chance – und vielleicht sogar die letzte.

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Inlandskorrespondent
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70 Kommentare

 / 
  • Die SPD hat Politik gegen Ihre Wählerschft gemacht aber nicht gegen Ihr Klientel.... sowie die meitsten Sozialdemokraten in Europa ... leider ...

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Wieder einer von Ihren genialen Geistesblitzen, die nur Sie zum Lachen bringen. Es lebe also die Achse Schulz-Maduro!

    Und Ihre herzliche Anteilnahme für das leidende Venezulanische Volk, das einzige, das in Lateinamerika leidet und kein Klopapier hat.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Ist für den Genossen des Volkes Fissner bestimmt

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Das welche das wirklich ernst nehmen und für gut befinden, was dort im Land des Sozialismus des 21. Jahrhunderts abgeht, das würde auch ich nicht verneinen. ;-)

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Was hat das mit dem Thema SPD zu tun?

  • Klientel, die ; Substantiv, feminin

     

    Korrekturlesen scheint bei kaum einer Zeitung mehr betrieben zu werden. Dann aber für diese inhaltsschwachen und fehlerhaften Artikel kassieren wollen. Dafür ist der Mindestbetrag von 0,30€ noch zu teuer.

  • Ich hoffe, dass ein Nein zum Koalitionsvertrag kommt. Die Große Koalition ist krachend gescheitert. Das Votum des deutschen Volkes ist es, dass

  • Das ist typisch SPD: Ein Haufen Beamter, aber wehe neue Leute tauchen auf! Dann kriegen sie Angst, aber wofür eigentlich? Die SPD müsste doch von sich aus, wie verrückt nach Mitgliedern suchen müssen. Aber die SPD besteht aus einer betonierten Truppe von Beamten, Funktionären und bestimmten privilegierten Menschen, die unter sich bleiben wollen. Dass die SPD bei der großen Koalition nur verlieren kann, weiß jeder, Nahles wollte doch CDU/CSU zerlegen und Schulz nie wieder mit der Union eine Koalition bilden, Merkel sprach der SPD die Regierungsfähigkeit ab ... Alles offenbar nur heiße Luft.

     

    Dagegen sind die Jusos wirklich gold, sie haben wenigstens keine Angst vor den Medien und der Meinungsmache. Wer sagt denn, dass die SPD Neuwahlen nicht überlebt? Wie viele Menschen werden die SPD nach einer erneuten Hängepartie mit Angela Merkel noch wählen? Wohin soll die SPD eigentlich steuern?

    • @Andreas_2020:

      Schröder und Nahles waren auch mal Juso-Vorsitzende. An Nahles kann ich mich noch gut als "Hoffnung" erinnern, aber was ist draus geworden? Sie ist mindestens genauso schlimm und machtgeil wie Schröder, soziales wird nur mit Füßen getreten.

      • @Hanne:

        Ja, da ist was dran, aber wer jahrelang in Berlin Oben ist, wer Bundesminister war etc. der verliert den Juso-Touch ziemlich schnell. Ich bin sowieso skeptisch, ob das gut gehen kann, links-liberal bis links-radikal in einer bürgerliche Mitte-Rechts-Partei zu sein. An irgendeinem Punkt heißt es: Drinnen bleiben und nach Oben orientieren oder austreten und bei der eigenen Meinung bleiben.

  • 7G
    76328 (Profil gelöscht)

    Haben die Sozis eigentlich schon den Gerhard aus der Partei ausgeschlossen? Nee, wat?

    Gut, dass es die Fünf-Prozent-Klausel gibt.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Also, wenn die SPD mit ihrem 'großen' Wirtschaftsminister Gabriel in der letzten Groko die Rüstungsexporte um bis zu 45 % gesteigert hat, wenn der ehemalige SPD-Führer lieber Krieg als Frieden hatte, dann muss die SPD aus dieser Koalition, aus dieser Kloake raus und sich endlich von den eigenen Schmutzkandidaten verabschieden.

    Bevor die SPD nochmal in die Mühle steigt und nicht alle dieser Erzteufel Gabriel in die Wüste schickt, sollte die SPD bescheiden im Keller sitzen beiben und sich ausdenken, was sie wirklich will. Wenn es Krieg nach Gabriels Wunsch ist, dann bleibt im Keller, Genossen.

  • Ich würde als Partei nur Mitglieder als stimmberechtigt für eine Entscheidung pro oder gegen eine Koalition ansehen, die vor dem Aufruf Bereits Mitglied waren.

    • @Rudolf Fissner:

      "Ich würde als Partei..."

       

      Majestät brauchen Sonne?

      • @Linksman:

        Wie wird den bei Ihnen entschieden?

         

        Ich als Sarah Wagenknecht beschließe für die Partei ...“

        • @Rudolf Fissner:

          So ergibt Ihre Geschlechtsumwandlung wenigstens für alle Sinn noch einen Sinn §;-))

  • "Führende Genossen wollen noch immer nicht wahr haben, dass sie seit fast 20 Jahren Politik gegen ihr eigenes Klientel gemacht haben."

     

    Wo ist das Problem? Die Parteimitglieder wählen sich ihre Führung und geben sich ein Programm. Wenn einem das zu neoliberal ist, muss man nicht eintreten. Man passt dann halt nicht zur SPD sondern eher zu der Linken oder den Grünen oder zur Partei bibeltreuer Christen oder man kann eine eigene Partei gründen.

     

    Die SPD ist was sie ist: Eine miefige Funktionärs- und Beamtenpartei, die die Interessen der sie wählenden Funktionäre und Beamten erfolgreich vertritt.

     

    Wer die SPD-Politik ablehnt sollte sich schlicht anders orientieren und nich das Unmögliche versuchen, nämlich die SPD von innen heraus ändern zu wollen.

    • @A. Müllermilch:

      Die GRÜNEN sind leider nicht besser.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    1600 neue Mitglieder. Wahnsinn. Die SPD hat über 400'000 Mitglieder. Da braucht es noch etwas mehr, um messbaren Abstimmungseinfluss zu gewinnen.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      bei 400.000 Mitgliedern wären 1600 4%... Die erste Basisbefragung endete meines Wissens mit 53% für ja gegen 47% für nein... Abwarten und dann nachmessen ;)

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Ano Nym:

        Mathe war schon in der Schule doof, oder? Da gibt's immer nur das enge, spießige richtig oder falsch und keinen Raum für Diskurse.

      • @Ano Nym:

        1600 wären, bezogen auf 400.000, nur 0,4%.

      • @Ano Nym:

        @Ano Nym -- Bitte einfach mal einen neuen Taschenrechner von einem seriösen Hersteller kaufen. Dem Mann, der den Eisengehalt im Spinat berechnete, hätte er ebenfalls geholfen.

         

        Zur Not hilft auch ein Bleistift (Sorte HB), ein halbwegs sauberes Blatt Papier und die Kenntnisse der 4. bis 5. Klasse!

         

        Ich gebe zu: Zahlen um 400.000 sind dort ungewöhlich. Man kann aber zur Vereinfachung zwei Nullen (am Ende jeder Zahl!) wegstreichen. Das hilft ungemein bei der Einschätzung der Größen!

         

        Viel Erfolg bein Nachmessen!

      • @Ano Nym:

        0,4% ...

  • Diese Juso-Werbeaktion wäre (bei Erfolg) exakt die Ohrfeige, die sich die Seeheimer Kanalarbeiter recht redlich verdient haben - und zwar schon lange. Vor Parteieintritten Bammel haben zu müssen, also das hat was! Das nenn ich Humor.

    Allerdings hat die Sache halt schon einen Haken: Auf diese Weise erhalten die Seeheimer nämlich die Gelegenheit sich um den Streit um Inhalte drücken zu können. Die werden stattdessen die Jammerklage über Unterwanderung, Verschwörung und Verrat anstimmen, um von ihren jämmerlichen Leistungen ablenken zu können. Wir werden die Neuauflage einer Dolchstoß-Legende erleben. Wetten daß...

  • "...und zur Existenzkrise ihrer Partei geführt hat" ???

     

    Da wäre doch mal zu fragen, wie das u.a. zu den französischen Ergebnissen passt.

    Das scheint ja kein allein deutsches Problem zu sein!

     

    Ich nutze mal folgendes Bild: Die Lernfähigkeit der (führenden) Sozis können wir im Daumenkino beobachten und es wird alle 4 Jahre ein neues Bild aufgeblättert. Also alles in Zeitlupe!

     

    Da könnte eine Minderheitsregierung mal den Vorwärtsgang einlegen und die Lernkurve könnte steil nach oben gehen!

     

    Wie gesagt: KÖNNTE -- Der Konjunktiv ist schon erfunden und es benötigt kein Futur III.

  • Ist der Dino SPD nun der HSV unter den Parteien - oder ist der Dino HSV neuerdings nur die SPD unter den Bundesligaclubs?

    • @Rainer B.:

      Der HSV wäre doch heilfroh darüber, als Zweitplatzierter immerhin über die halbe Punktzahl des Spitzenreiters zu verfügen (bei Forsa 17:34 Prozent).

  • Wer hat uns verraten?

    • @Spitzbube:

      Die KPD/SED.

       

      Nach dem 1. Weltkrieg mit der Bekämpfung der Weimarer Demokratie statt Stützung gegen die Nazen und nach dem 2. Weltkrieg mit der Errichtung einer sozialistischen Diktatur.

       

      Dagegen sind die Fehltritte der SPD pillepalle.

      • @Rudolf Fissner:

        Nettes Ablenkungsmanöver!

        Aber: Könnte es unter Umständen nicht sein, das sich diese Diskussion nicht um historische Fehler einer oder mehrerer Parteien in der Vorkriegszeit dreht, sondern vielmehr explizit um die der Schröder- und Post-Schröder-SPD in den jüngst vergangenen 2 Jahrzehnten ?

  • Andreas Wyputta ist offenbar nicht in der Lage, auch nur einen Zentimeter über den Tellerrand hinaus zu denken. Er schwärmt von der „Eintrittswelle“ und unterstellt den SPD-Oberen, sie hätten Angst davor.

     

    Hat er sich mal überlegt, was passiert, wenn die Neumitglieder ihr „Nein“ abgegeben haben und die 2 Monate Schnupper-Mitgliedschaft um sind? Dann wird es eine mindestens genauso hohe „Austrittswelle“ geben! Zunächst mal all jener, die zwar keine GroKo wollen, aber ansonsten mit der SPD nichts am Hut haben und nicht allmonatlich Parteibeiträge zahlen wollen, die je nach Einkommen, deutlich über 5 Euro liegen können.

     

    Falls die Groko trotzdem kommt, werden noch mehr Genossen austreten, zuzüglich jener, die von M. Schulz ohnehin enttäuscht waren und nur wegen des Nein zur Groko noch geblieben sind!

  • "Letzte Chance, Genossen!" - Solange die SPD-Alphatiere schöne Ministerposten bekommen, ist ihnen doch egal was mit der "Agenda-2010-Schröder-SPD" nach der nächsten GroKo passiert. Kevin Kühnert, als Vorsitzender der Jusos, sieht das Ende der SPD doch schon kommen, aber die Alphatiere der SPD haben nur ihr eigenes "Auskommen" im Sinn.

     

    Leute wie Kevin Kühnert würden vielleicht die SPD wieder zu ihren Wurzeln zurückführen, damit die SPD ...

    1) endlich wieder über Steuern für Reiche nachdenkt.

    2) 5 Millionen Hartz IV Empfänger und ca. 8 Millionen Niedriglohnsklaven wieder als vollwertige Bürger im Sinne des Art. 1 GG ansieht und nicht nur als Menschen dritter Klasse.

    3) sich die echten Arbeitslosenzahlen des Statistikprofessors Dr. Gerd Bosbach einmal anschaut, anstatt den Lügenzahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) weiterhin zu glauben.

    4) darüber nachdenkt, die Bundesagentur für Arbeit endlich aufzulösen, denn der Laden ist scheinbar nur dazu da um Ex-SPD-Senatoren wie Detlef Scheele ein gutes Jahresgehalt (300.000 €) zu garantieren und die Arbeitslosenquote zu schönen.

    5) sich den Armutsbericht von Prof. Dr. Butterwegge einmal aufmerksam durchliest, denn da steht die tatsächliche Armut drin (Kinderarmut, Rentnerarmut, Hartz IV Armut, etc.), die seit Jahren in Deutschland herrscht.

    6) endlich etwas gegen die verheerende Obdachlosigkeit unternimmt, damit Menschen nicht weiterhin frierend und hungernd auf Deutschlands Straßen sitzen müssen.

    7) keine Prachtbauten - wie z.B. die Elbphilharmonie in Hamburg für ca. 800 Millionen Euro - baut, sondern erst einmal dafür sorgt, dass die kleinen Bürger bezahlbaren Wohnraum finden.

    8) nicht weiterhin so tut, als ob es in dieser hochtechnisierten Welt voller Maschinen, Computer und Automaten noch genügend Jobs gäbe.

    9) Gerhard Schröder, der für den Niedergang der SPD verantwortlich ist, endlich so sieht, wie Gerhard Schröder in Wahrheit auch ist.

    10) endlich wieder eine soziale Partei wird.

    • @Ricky-13:

      Dafür gibt's doch die Linke.

       

      Wenn das wirklich wichtige Punkte für viele - nicht nur für taz-Kommentatoren - sind....

       

      ... wieso kacken die bei 10% rum?

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Früher wären das auch einmal soziale Werte der SPD gewesen, aber dann kam Gerhard Schröder, der als Bundeskanzler den Spitzensteuersatz auf 42% gesenkt hatte (von 53% unter Helmut Kohl). Schröder hat die Veräußerungsgewinne von Kapitalgesellschaften steuerfrei gestellt und seine Agenda 2010 (liberalisierte Zeitarbeit, Minijobs und das Herzstück der Reform - Hartz IV) hat dafür gesorgt, dass der kleine Bürger jetzt am Boden liegt. Der Exkanzler Gerhard Schröder hat die soziale SPD schon vor vielen Jahren vernichtet, aber kein SPD-Politiker traut sich, das endlich einmal auszusprechen - aber vielleicht trauen sich die Jusos das ja jetzt endlich einmal. Der Vorsitzende der Jusos, Kevin Kühnert, sucht das Wort "Sozial“ nämlich gerade im Duden für die SPD-Alphatiere heraus, damit die auch wieder begreifen, wofür das S in SPD überhaupt steht.

         

        Die Linke steckt bei 10% fest, weil die Mainstreammedien die Bürger fest im Griff haben. Leider besitzen die meisten Menschen wohl auch nicht besonders viel Verstand und lassen sich in die Richtung drängen, in die sie auch gehen sollen. Schon Peter Scholl-Latour sagte einst: „Die Freiheit der Presse im Westen ist letztlich die Freiheit von 200 reichen Leuten ihre Meinung zu veröffentlichen“.

  • Das wird der SPD alles nichts nützen. Es fehlen schlichtweg Leute mit Charisma und Führungsqualitäten. Eine Positionierung weiter links, im Sinne der Jusos bringt keine Stimme mehr, allenfalls Verschiebungen. Wer heute meint, links wählen zu müssen, kann sein Kreuzchen bei den LINKEN machen. Wahlen in Deutschland werden in der Mitte gewonnen.

    • @StephanJK:

      Da gebe ich Ihnen recht, eine reine Linksverschiebung brächte wenig und die Wahlen werden wohl tatsächlich in der Mitte gewonnen.

       

      Die Frage ist nur "...was ist die Mitte?". Die weitgehende Rückabwicklung der Agenda 2010 könnte ja auch ein Projekt der Mitte sein.

      • @Waage69:

        "Die Frage ist nur "...was ist die Mitte?""

         

        Einfache Antwort:

        https://pbs.twimg.com/media/DRQiza1WsAE0Ntl.jpg

         

        Das ist die Entwicklung der Einkommensanteile in Deutschland vor Steuern und SV-Ausgleich. Also sozusagen auf dem freien Markt (Arbeits-, Kapital-, Unternehmens-, Miet- etc).

         

        Jetzt soll einer sagen "links" ("unten"?) kann man keine Wahlen gewinnen.

        • @agerwiese:

          Kannte ich schon - aber dennoch eindrucksvolles Schaubild!

           

          Aber wenns so einfach wäre mit links unten hätte die Linkspartei die SPD doch schon eingeholt.

          Und auch auf die Gefahr hin, dass wir aneinander vorbeireden: ernsthaft daranzugehen die Einkommensschere zu schließen ist nicht links sondern muss Mitte, also gesamtgesellschaftlicher Konsens sein.

           

          Und um ein mögliches Misverständnis auszuräumen: die SPD kann diskursiv ganz bestimmt nicht die Mitte besetzen wenn sie der CDU hinterherläuft und sich somit auf deren Argumentationen einlässt. Deshalb bin ich auch gegen eine Groko und finde es gut wenn viele neue Mitglieder eintreten.

      • @Waage69:

        Die CDU ist unter Merkel nach links gerückt und besetzt nun die "Mitte". Die SPD kann machen, was sie will, es wird nichts nützen. Schulz und Nahles' "Groko-Eiertanz" beschleunigt den Niedergang nur noch, da kann auch ein ambitionierter Juso-Vorsitzender nichts ändern. Im Übrigen lässt sich feststellen, dass eine linke Mehrheit in Deutschland auf absehbare Zeit nicht in Sicht ist.

        • @StephanJK:

          "Die CDU ist unter Merkel nach links gerückt..."

           

          Gesellschaftspolitisch ja, ökonomisch sicherlich nicht. Wobei ich, im Unterschied zu der grün verträumten taz, die Flüchtlingsaufnahme zu den ökonomischen Aspekten zähle, auch wenn es anders verkauft wird.

  • 4G
    42494 (Profil gelöscht)

    Stimmt alles, in dem Artikel. Nur wieder einmal wird eine sehr große Herausforderung vergessen, die Rente und die Altersarmut. Warum ist dies so selten auf der Agenda?

    Das muss sofort geändert werden, ach dem Vorbild Österreichs.

    Ich glaube, ich trete auch ein, in die SDP um dieses Thema vorwärtszubringen.

  • Ich bleibe misstrauisch, ich glaube nicht, dass die SPD Führungsriege den Kurz ändert. Dafür sind die zu sehr auf die Konzerne eingegangen und haben es dich in deren Sonne gut gehen lassen. So wie Schröder, den man sicher nicht umsonst auch “ Genosse der Bosse “ nennt.

    • 6G
      64662 (Profil gelöscht)
      @Jakob Cohen:

      Soll ich nochmal die Steinmeier-Rede auf dem Arbeitgebertag verlinken, in der er sich auch zum Thema "Infragestellung der getroffenen Entscheidungen" äußert? ;)

  • Das Rechte an der SPD ist gleichzeitig das Rechte am Parteien-Prinzip überhaupt – und der Pferdefuß an der Demokratie.

     

    Parteien sind hierarchisch strukturiert. So sehr, dass nicht einmal 10.000 Eintritte in drei Tagen die SPD (oder sonst eine Partei) vor sich selbst retten könnten. Wenn die Parteispitze nämlich mit Hasenfüßen besetzt ist, die aufgrund ihres schlechten Gewissens unter Verfolgungswahn leiden, passiert grundsätzlich das, was gerade in der SPD passiert: Es ergehen dämliche Anweisungen, die dummerweise auch noch brav befolgt werden von braven Untertanen. Und dann werden aus halben Chancen halt ganze Risiken.

     

    Ich glaube, so etwas nennt man "sich selbst erfüllende Prophezeiung". Schon die alten Griechen haben daraus ihre Tragödien gehäkelt. Man sollte sie vielleicht mal wieder lesen. Aber natürlich nicht, um nachher mit seiner Bildung angeben zu können.

     

    Nun ja. Womöglich ist das ja schon wieder viel zu viel verlangt.

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Nicht nur das neoliberale Bücklingstum, sondern auch die Lieferung von Kriegsgerät an türkische Mörderbanden und die direkte Beteiligung (in Regierungsverantwortung!) am Krieg gegen Serbien und am Schwachsinn in Afghanistan, machen diese Partei zu einer kümmerlichen Karikatur seiner selbst.

  • "Führende Genossen wollen noch immer nicht wahr haben, dass sie seit fast 20 Jahren Politik gegen ihr eigenes Klientel gemacht haben"

     

    Genauso ist es und so lang sich die SPD damit nicht ehrlich auseinandersetzt und das glaubwürdig dem Wähler vermittelt, wird es auch in Zukunft wieder Wahlniederlagen mit Rekordverlusten geben.

  • "Aus Berlin wird Cordes jetzt offenbar ernsthaft vorgeworfen, er habe zur Unterwanderung der SPD aufgerufen"

     

    Die SPD ist doch schon lange unterwandert. Z.B. vom Seeheimer Kreis, von den Mitgliedern der Atlantikbrücke und von den Parvenüs, die fast über Nacht vergessen, wo sie herkamen und an ihren dicken Zigarren fast ersticken.

    • 4G
      42494 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      So passend!

  • Wer jetzt noch immer nicht begriffen hat, dass SPD und Grüne "fremdgesteuert" sind, dem ist nicht zu helfen. Man hat doch schon bei Schröder sehen können, wie er von den Medien an die Spitze gebetet wurde (mit Geldern von Maschmeyer & Co, die sich mit Milliardendiebstählen an Steuergeldern refinanziert haben), nachdem man Lafontaine kurz vorher "kaltgestellt" hatte.

    Mit Martin Schulz hat man dieses Spielchen, auf allzu transparente Weise, wiederholt. Er wurde kurzfristig zum neuen Messias ernannt und in allen "Umfragen" hochgelogen. Es hat doch jeder den Bruch mit der Realität klar erkennen können. Nun will man uns die GroKotz schönreden. Irgendwie kam da nur die Oxfam-Studie dazwischen, die eine klare Sprache spricht. Aber hierüber wird man in ein paar Tagen schon nicht mehr reden. ;-)

    • @xxxLCxxx:

      Ich gehöre leider auch zu denen, die nichts begreifen. Wen meinen Sie bitte mit "man" ?

    • @xxxLCxxx:

      Hier hats einer verstanden

  • Der neoliberale Untergang der SPD setzt sich fort...

    Die Sozis werden von der eigenen Hartz-Einheitssoße weggeschwemmt.

    Das Mitleid hält sich in Grenzen.

    ...

  • Ich glaube kaum, dass sich besonders viele Menschen die Mühe machen der SPD beizutreten um ihr zu schaden. Das sind ganz überwiegend engagierte Leute. Vielleicht sorgen sie sich weniger um die Partei als um ganz Deutschland, aber so soll es ja auch sein. Die Zahl der Neueintritte wird aber auch keine großen Auswirkungen haben. Man muss befürchten, dass auch bei den Mitgliedern die Angst vor dem Absturz entscheidet. Das ganze jämmerliche Prozedere ist ja genau deshalb so aufgebaut um die Mitglieder unter Druck zu setzen. Mindestens ein Teil der "führenden Genossen" ist sich sehr bewusst, dass ihre Politik nicht der Meinung der Basis entspricht. Es ist aus ihrer Sicht allerdings schon eine Politik für ihre Klientel und zwar die der klassischen Arbeitnehmer, vorzugsweise in der Industrie, festangestellt und gewerkschaftlich organisiert. Die SPD hat in den letzten Jahren die neoliberalen Illusionen von Wachstum und einer automatischen Partizipation aller daran komplett übernommen und die Realität zunehmend ausgeblendet. Nicht ein Kühnert steht für parteipolitische Illusionen sondern die gesamte Agenda- Truppe.

  • Der entscheidende Vorteil der JUSOS ist, dass sie noch nicht völlig korrumpiert sind.

     

    Also möchte ich wie Herbert Grönemeyer sagen: "Kinder an die Macht."

  • Der Artikel faßt die Lage der SPD treffend zusammen. Ich sitze hier und kann es seit 15 Jahren nicht glauben, was da läuft. Ein einziger Beschiß am Bürger. Als ob man im falschen Film ist.

     

    1998 SPD gewählt, seitdem nie wieder.

    • @kditd:

      So geht es mir mit den Grünen. Spätestens die Winfriedisierung hat auch die letzten Reste von den ursprünglichen Anliegen der Grünen erstickt. SPD und Grüne sind rechte Parteien, anders kann man es leider nicht mehr ausdrücken. Mal schauen, ob dieser Vorstoß der Jusos daran noch was ändern kann.

      • 9G
        97075 (Profil gelöscht)
        @S.R.:

        Gratuliere, mir sogar mit beiden Parteien. Bei ersten Mal noch den "Gas-Gerd" mitgewählt, dann Grün. Im letzten Jahr war ich dann so verzweifelt das ich "Die Partei" gewählt habe. Bei denen ist die Vera..ung der Wähler wenigstens von vorne herein klar. Nichtwählen kommt für mich -noch?- nicht in Frage.

        • @97075 (Profil gelöscht):

          In Deutschland haben wir das Problem, daß das "voto en blanco" nicht existiert. Das bedeutet, man kann bei der Wahl seine aktive Ablehnung der Parteien bzw. Kandidaten ausdrücken, ohne seine Stimme ungültig machen zu müssen. Die genauen Mechanismen kenne ich auch nicht, aber diese Option existiert z. B. in solch lupenreinen Demokratien wie Kolumbien oder Spanien. Wenn in Kolumbien auf lokaler oder regionaler Ebene das "voto en blanco" gewinnt, muß die Wahl mit neuen Kandidaten wiederholt werden. Wirkliche Konsequenzen hat diese Möglichkeit zwar in keinem der Länder gehabt, aber in Deutschland könnte das eine Möglichkeit sein, um den Aufstieg solcher Spacken wie der AfD zu verhindern.

  • Und stattdessen hat die SPD die voellig unsoziale Rente mit 63 durchgesetzt: es werden die Priviligierten gefoerdert, die 45 Jahre Beschaeftigung vorzuweisen haben und damit einen hohen Rentenanspruch haben. Das geht natuerlich zu Lasten von den niedrigen Renten.

    • @naemberch:

      Die SPD ist ein trauriger Haufen. Jetzt treten Menschen wegen dem Blender Kevin ein nur um der Demokratie und der SPD zu schaden. Er will nur eins: an die Macht, sonst nichts, und bald ist er allein zu Haus....

      • @Klartexter:

        Der erste Satz stimmt. Der Rest? Sorry, klar daneben...

  • Die SPD sollte sich lieber weiterhin darauf konzentrieren, deutsche Arbeitsplätze im Rüstungswesen zusichern . Kriege im Nahen Osten müssten ihr doch hierbei willkommen sein! Wenn hier Freund und Feind mit deutschen Waffen ausgerüstet werden konnten, ist das schon ein Geniestreich!

     

    Als Hauptverantwortliche für die Hartz IV Gesetzgebung , können die Genossen zudem mit Stolz darauf verweisen, den ehemaligen Sozialstaat im Neoliberalismus aufgelöst zu haben!

    Hurra, ihr Genossen - Weiter so!

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    "Führende Genossen wollen noch immer nicht wahr haben, dass sie seit fast 20 Jahren Politik gegen ihr eigenes Klientel gemacht haben"

     

    Gibt es eigentlich prominente Agenda-Genossen, die mit ihren Entscheidungen gegen die Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht finanziell gut gefahren sind? Man kann als "Architekt" einer solchen Politik sogar Bundespräsident werden! Die Seeheimer werden aus ihrer Perspektive "am Ende" alles richtig gemacht haben.

  • Klein Kevin, immerhin Kindergarten Chef der SPD, sagt die böse Union lässt mich nicht mit meinem Spielzeug spielen, also bin ich jetzt bockig und suche mir neue Freunde, die dann wenigstens alles tun, was ich sage.

    • @Günter Witte:

      Schön, wenn man die Welt noch in gut und böse einteilen kann und komplexe themen auf einfache metaphern runter brechen kann.

  • Die Führung sieht es als Sabotage, aber für die SPD ist es eine Chance. Aber nur, wenn die Basis sich zu einem Nein durchringt - dann kann man gemeinsam mit den neuen Mitgliedern die Partei grundlegend erneuern. In der Groko wäre das utopisch, da würde ich an deren Stelle gleich wieder austreten.

  • "knapp 20 Jahre nach Schröder, Hartz & Co. ist die Sozialdemokratie so am Boden..."

     

    ... und die Gestalter, Weggefährten, Nachfolger, Verehrer und Möchtegerne (Nahles) von Schröder und seiner Politik in Amt und Würden. Bestes Beispiel wie man es politisch versauen kann und persönlich trotzdem vorwärts kommt.

    • 4G
      42494 (Profil gelöscht)
      @agerwiese:

      Nur darum geht es doch. um den eigenen Geldbeutel, um die eigene üppige Rente. Was interessieren mich die Loser da draussen?

      Sind schön blöd, laufen brav zur Wahl und denken es ändert sich etwas, solange diese Volksverdreher an der Macht sind.