Verdi vor dem Bundeskongress: Ausgelaugte Gewerkschaft
Die aktuelle Verdi-Führung gibt eine schlechte Figur ab – konzeptionslos und müde. Ein Neuanfang ist jedoch nicht in Sicht.
Um es deutlicher zu formulieren: Verdi befindet sich in einer veritablen Krise. Das Führungspersonal um den Dauervorsitzenden Frank Bsirske, der seit der Gründung von Verdi 2001 an der Spitze steht, und seine beiden StellvertreterInnen Andrea Kocsis und Frank Werneke wirkt konzeptionslos und ausgelaugt. Doch hoffnungsvolle Nachwuchskräfte, die an ihre Stelle treten könnten, sind nicht in Sicht. Alle drei müssen nicht mal mit einer Gegenkandidatur rechnen.
Dabei wäre es höchste Zeit für einen Neuanfang. Dafür spricht die dramatisch schlechte Figur, die die Verdi-Spitze zuletzt in gleich zwei zentralen Arbeitskämpfen abgegeben hat: im Tarifkonflikt im Sozial- und Erziehungsdienst und in der Auseinandersetzung bei der Post. Das Ergebnis war das gleiche. In beiden Fällen hat die Führung ihre Mitglieder in den unbefristeten Streik geführt – und ist dann jeweils zum völligen Unverständnis ihrer kämpferischeren Basis vor den Arbeitgebern eingeknickt.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es, die Streikkosten seien dem Vorstand zu teuer geworden. Auf fast 100 Millionen Euro werden sie bei der Post und den Kitas bislang geschätzt. Jedenfalls hat Kocsis, die den Poststreik organisiert hatte, bis heute keine plausible Erklärung geliefert, warum sie einen Tarifabschluss unterschrieben hat, über den sich nur die Post-Aktionäre freuen konnten. Nicht einmal in die Schlichtung ist sie gegangen. Nach dem klaren Votum der Mitgliederbefragung wird im Sozial- und Erziehungsdienst die Verdi-Spitze jetzt mehr herausholen müssen. Ob ihr das gelingt?
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