zurück in die zukunft:

„It’s a match!“ Im Zeitalter des Onlinedatings sind Algorithmen längst zum Amor geworden. Wie praktisch, dass Tinder, Bumble und Co uns den Singlemarkt schon mal vorsortieren und überwiegend Profile ausspucken, die sie als ähnlich attraktiv wie unser eigenes einschätzen. Vielleicht hätte der Science-Fiction-Autor Hugo Gernsback auch fleißig geswiped, wenn er die technischen Möglichkeiten gehabt hätte. Immerhin überlegte er schon 1924, wie man mit wissenschaftlichen Methoden die „Gewinnchancen in der Liebeslotterie“ erhöhen könnte. Sein Gedanke: Wenn bei der Zucht von Pferden und Hunden schon so sorgfältig vorgegangen wird, wieso dann nicht auch bei der Partnerwahl – deren primären Zweck er vermutlich im „Züchten“ von Nachwuchs verordnete. Anhand verschiedener Tests sollten Paare herausfinden, ob es sich bei ihrem Gegenüber auch um den oder die Richtige handelt und die körperliche Anziehung ausreicht. Zum Beispiel mit Elektroden an den Handgelenken, die den Pulsschlag messen. Schlägt der Zeiger beim Küssen weit genug aus, stünde dem „erfolgreichen Eheglück“ laut Gernsback nichts im Wege. Hundert Jahre später testet die Dating-App Tinder eine neue Funktion, die Profile nach der Körpergröße filtert. Bei Bumble und Hinge gibt es so was schon länger. Kritiker*innen bemängeln, dass die App-Algorithmen gängige Schönheitsideale reproduzierten: Profile, die gut ankommen, werden auch öfter angezeigt. Vor allem weiß gelesene Personen würden häufiger vermittelt, gesellschaftliche Ungleichheiten setzten sich so auch im Dating fort. Es profitieren: über 1,90 Meter große weiße Männer. Lea Fiehler
Zukunftsbilder aus der Vergangenheit
und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe.
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