zurück in die zukunft:
35 Stockwerke, die Wände aus massivem Stahl, und das Tageslicht flutet durch einen zylindrischen Schacht in das Gebäude. Was klingt wie ein Hochhaus im 21. Jahrhundert, ist in Wahrheit die Skizze für ein unterirdisches Gebäude, den sogenannten Depthscraper. Der Entwurf dafür erschien 1931 in der Zeitschrift Everyday Science and Mechanics. Japanische Ingenieure konzipierten den Depthscraper als Reaktion auf die vielen Erdbeben, die damals wie heute regelmäßig den Inselstaat erschüttern. Sie glaubten, dass Tunnel und unterirdische Bauwerke bei seismischen Erschütterungen weniger Schaden nehmen als Gebäude an der Erdoberfläche. Im Prinzip haben sie damit auch recht: Wenn Gebäude sich bei einem Erdbeben nicht auf, sondern im Boden bewegen, verringert sich dadurch die Trägheitswirkung. Das schützt unterirdische Bauten indes nicht vor dem Einsturz. Besonders wenn der Baugrund sich durch Wasser auflöst und seine Tragfähigkeit verliert, können Gebäude einstürzen.
Der Depthscraper weist aus heutiger Sicht eklatante Sicherheitslücken auf. Wenn beispielsweise bei einer Evakuierung der Fahrstuhl ausfällt, müssten alle Bewohner*innen die Treppen hinaufsteigen, anstatt herunter. Das wäre äußerst anstrengend.
Der Gedanke, Gebäude in die Tiefe zu bauen, gewinnt wegen der Klimakrise jedoch wieder an Popularität. Denn Bauwerke unter der Erde könnten vor Extremtemperaturen schützen. Im Boden ist es kühler als an der dichtbebauten Stadtoberfläche, wo sich die Hitze ballt. Bei starker Kälte wirkt die Erde wiederum dämmend. Marlena Wessollek
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