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zahl der wochePreise für Umweltschutz im Kleinen

Von Trockenhauben und blauen Kartoffeln

151 Projekte haben sich an einer Projektbörse des Agendaforums und der Investitionsbank Berlin beteiligt, fünf davon wurden ausgezeichnet. Sie gelten als vorbildlich beim Arten-, Klima- und Naturschutz im Sinne der Agenda 21, die 1992 in Rio de Janeiro festgelegt wurde. Das Agendaforum ist ein Zusammenschluss von Umweltverbänden, Gemeinden und Industrie.

Im Bereich Wirtschaft/Handwerk wurde ein Berliner Friseur ausgezeichnet. Er hatte mit Hilfe der Friseurinnung, einer Agenda-Arbeitsgruppe und der Technischen Uni Berlin seinen Salon umgerüstet und den Energieverbrauch verringert. Die Wäsche wird mit der Wärme aus dem Frisierbereich getrocknet. Die üblichen 2.000 Watt fressenden Trockenhauben werden durch Modelle nach dem Heizkissenprinzip ersetzt, die nur noch 60 Watt verbrauchen.

Im Bereich Ernährung gewann die Idee, die Regierungskantinen mit ökologischen Lebensmitteln aus der Region zu versorgen. Unter Federführung des brandenburgischen Ökodorfs Brodowin wird seit anderthalb Monaten das Restaurant im Reichstag mit Bioware versorgt. Das sei als Signal zur Eroberung eines neuen Marktsegments wichtig, begründete die Jury. Außerdem könnten die Abgeordneten am eigenen Gaumen erfahren, dass sich Ökolandbau lohne.

Auch die Berliner ufa-fabrik wurde ausgezeichnet: Das teilweise leer stehende Gebäude und der nur 200 Meter vom ufa-Gelände entfernte Tempelhofer Hafen sollen zu einem Begegnungs- und Marktplatz werden. Ein Solarbootbetrieb soll dort entstehen und ein Café. Die Beteiligung der Anwohner, Entscheidungsträger und Experten, sei im Sinne der Agenda 21, lobte die Jury.

Mehr Vielfalt auf Feldern und Tellern will die „Agentur für Kulturpflanzenvielfalt“. Das Projekt stammt vom BUND Berlin und vom „Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen“. Schluss mit dem Einheitserbgut, Ergebnis der Konzentration auf wenige Tomaten- oder Kartoffelsorten, fordern sie. Kleingärtnern soll der Anbau alternativer Sorten schmackhaft gemacht werden, Restaurants könnten auch mal blaue Kartoffeln und schwarze Tomaten auf die Speisekarte setzen. Die Agentur organisiert den Vertrieb der Sorten.

Der fünfte Preis ging an das Projekt „Lebenswerk“. Alte und behinderte Menschen sollen selbstbestimmt um ein soziokulturelles Zentrum herum wohnen können. Das Projekt schaffe Arbeitsplätze auf dem Land, hob die Jury hervor. Das erhalte die dörflichen Strukturen und verringere den Pendelverkehr in die Stadt.

MATTHIAS SPITTMANN

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