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zahl der wocheModernste Computerchip-Herstellung in Dresden eröffnet

Schuhmachers Trumpf im „brutalen Krieg“

Wann immer die Preisentwicklung von Speicherchips bewertet wird, fällt das Wort: dramatisch. Das Geschäft selbst wird seit Jahren mit dem Attribut „verlustreich“ verbunden, der Wettbewerb als „mörderisch“ bezeichnet. Infineon-Chef Ulrich Schumacher bedient sich noch brachialer Ausdrücke: „Im Speichergeschäft herrscht ein brutaler Krieg“.

Angesichts dieser Vernichtungssprache fällt es schwer, die Woche als „Meilenstein“ in der Halbleiterfertigung einzuordnen. Doch zweifelsfrei lieferte sie einen solchen: Infineon startete als weltweit erstes Unternehmen in Dresden eine Fabrik, in der Chips auf bratpfannengroßen Siliziumscheiben hergestellt werden. Diese als Wafer bezeichneten Träger-Medien haben einen Durchmesser von 300 Millimetern. Bislang lief die Chip-Fertigung auf 200-Millimeter-Wafern.

Dank der neuen Technologie können jetzt zweieinhalbmal so viele Halbleiter pro Produktionsgang und Scheibe hergestellt werden, was die Kosten nahezu halbiert. In seinem „brutalen Krieg“ glaubt Schumacher deshalb, „anderthalb Jahre Vorsprung“ herausgearbeitet zu haben. Tatsächlich erwischte Infineon nach Expertenmeinung einen günstigen Zeitpunkt für die Technologieeinführung. Nach Monaten der Konjunkturflaute belebe sich der Markt langsam wieder. Die Nachfrage in der Computertechnologiesteigt, die Mobilfunkbranche scheint ihr Jammertal durchschritten zu haben und bei oberen Mittelklassewagen wird immer mehr elekronischer Schnickschnack zum Marketinginstrument. Infineon rechnet denn auch damit, dass sich im kommenden Jahr die Nachfrage verdoppelt.

Antizyklisches Investitionsverhalten sei im Halbleitermarkt Vorraussetzung für den Erfolg, erklärte Feldherr Schumacher bei der Werkseröffnung am Mittwoch. Vor einem Monat hatte er noch Verteidigungsreden halten müssen: Im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2000/2001 schlug ein Nettoverlust von 523 Millionen Euro zu Buche. Schumacher hatte daraufhin „aggressiven Kostensenkungen“ angekündigt – allein zwei Millarden Mark im nächsten Jahr. Das Dresdner Werk hatte 2,15 Milliarden gekostet.

Wie gut das Geld in Sachsens Hauptstadt angelegt ist, wird sich spätestens im kommenden Sommer zeigen. Fast zwei Dutzend 300 Millimeter-Fabriken befinden sich weltweit derzeit im Bau NICK REIMER

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