piwik no script img

zahl der wocheDer ehemalige Wasserkraftkonzern macht sein Geld nun in erster Linie mit Kohle

Schwedische Vattenfall wird immer deutscher

Mit dem Kauf von HEW, Veag, Laubag und Bewag ist aus dem schwedischen Energieunternehmen Vattenfall ein mehrheitlich deutscher Stromanbieter geworden. Gerade noch 40 Prozent seines Gewinnes erzielte der Staatskonzern im letzten Halbjahr mit skandinavischen Wasser- und Atomkraftwerken. Die produzieren noch mehr als die Hälfte des Stroms, sind aber längst nicht so einträglich wie deutsche Kohleverstromung, die schon 60 Prozent zum Gewinn beiträgt.

Mit einem Preis von weniger als 1,2 Cent pro Kilowattstunde lassen sich in Skandinavien eben kaum Gewinne machen. Erst das Deutschlandengagement sorgte unter dem Strich für ein Rekordergebnis von 750 Millionen Euro.

„Das ist eines der besten Resultate für ein schwedisches Unternehmen in diesem Jahr“, erklärte ein stolzer Konzernchef Lars Josefsson. Und auch der Eigentümer scheint zufrieden. An der Tatsache, dass aus dem einstigen Symbol für saubere Wasserkraft binnen kurzer Zeit ein Unternehmen geworden ist, das hauptsächlich mit Fossilkraft und in zweiter Linie mit Atomkraft Strom erzeugt, während der Wasserkraftanteil auf ein Viertel gesunken ist, gibt es in Stockholm offiziell keine Kritik. Das „neue große Vattenfall“ (Josefsson) will offenbar auch weiterhin auf fossile Energie setzen: „Ohne die Kohle steht Deutschland still“, so Lars Josefsson: „Und das gilt für fast die gesamte Erde.“

Neuinvestitionen stehen für Vattenfall daher auch nicht in Skandinavien an, sondern in Deutschland und Polen. Die deutschen Töchter sollen bis Ende Februar in „Vattenfall Europe“ zusammengefasst werden. Vattenfall hofft, seine Position als Nummer 3 in Deutschland und Nummer 5 in Europa weiter ausbauen zu können. So rechnet man damit, dass Konkurrent E.ON gezwungen wird, aufgrund seines geplanten Ruhrgas-Geschäfts Konzernteile abzugeben. E.ON ist Mehrheitseigentümer von Sydkraft, Schwedens Energieanbieter Nummer 2. Und den würde Vattenfall gern kaufen.

REINHARD WOLFF

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen