wortwechsel: Land. Wasser. Waffen.Hört der Kampf nie auf?
Im Jahr 2026 n.Chr. beginnt das islamische Jahr 1448 im Juni, das jüdische Jahr 5787 im September. Wird die Welt die Vernichtung Gazas verhindern? Wird es zwei Staaten geben?
„Ein Gespräch über Israel und Palästina: Menschenrechte sind unteilbar. Kaum ein Thema löst so starke Gefühle aus. Zwei taz-Redakteur:innen versuchen, einander zuzuhören“,
wochentaz vom 28. 12. 25
Wi.e.dersprechen
Danke an Matthias Kalle und Pauline Jäckels und auch an die gute Moderation von Mitsuo Iwamoto für dieses Gespräch, das zeigt, wie bei allem Schmerz ein besseres Verständnis und vorsichtiges, die eigene Haltung Hinterfragen möglich sind. Ich finde es – leider, es sollte anders sein! – selbstverständlich, dass die taz diese Bandbreite an gegensätzlicher Schwerpunktsetzung zeigt und sich nicht auf eine Seite des Grabens ziehen lässt Niemand hat etwas davon, wenn alle sich in ihre moralisch bequemen Überzeugungsblasen zurückziehen. Bleibt bitte dran mit dieser Leidenschaft für das genaue Hinschauen und Abwägen!
Ich selbst bin Tochter von Schoah-Überlebenden, mit Blick auf das Leid beider Seiten und einem überzeugten „Nie wieder!“ für alle Menschen. Seit Jahren begleite ich das israelisch-palästinensische Dialogprojekt Wi.e.dersprechen – Dialoge über Grenzen hinweg (wiedersprechen.org), das vor Jahren, als es noch „Ferien vom Krieg“ hieß, den taz-Panter-Preis gewann. Noch immer nach all den Jahren und trotz allem was die Arbeit immer schwerer macht, kommen die PartnerInnen des Projektes bis heute regelmäßig mit einer Gruppe Palästinenserinnen aus dem Westjordanland und einer Gruppe Israelinnen nach Deutschland, um hier den schmerzhaften und tief gehenden Dialog über den Konflikt und die Besatzung zu führen. Dort habe ich gelernt, wie viel schwieriger, aber auch fruchtbarer es ist, jenseits von Schwarz und Weiß nach einem Verständnis und einer gemeinsamen Ebene zu suchen, auch wenn Meinungen weiterhin sehr verschieden sein können. Und wie viel Mut es den Menschen macht, die – anders als wir schlauen Diskutierenden hier – unmittelbar betroffen sind. Vielleicht habt Ihr ja auch Lust, über dieses Projekt mal wieder zu berichten? Jedenfalls danke für euren Mut, es euch und den Lesenden nicht allzu leicht zu machen. Schalom & Salam. Schulamith Weil
Ein Zufluchtsort
Liebes taz-Team! Beeindruckt habe ich das Gespräch über Israel und Palästina gelesen. Ich finde es vorbildlich. Pauline gesteht, dass sie anfangs mit Blick auf die israelischen Angegriffenen die Konkretion des Universalismus versäumt hat. Matthias hält an der Gültigkeit seiner Idee vom „jüdischen Schutzraum“ fest und hindert sich damit selbst an der konkreten Umsetzung seines Universalismus im Blick auf die arabisch-palästinensische Seite. Der „Zionismus“ sei eine Emanzipationsbewegung gewesen. Ja, und als nationale Bewegung in der Gefahr, die Realität und die Interessen der Nachbarn zu übersehen. Schon 1950 weigerten sich Israels Mächtige, die Grenzen des im ersten Krieg erweiterten und von der UNO anerkannten Staatsgebietes als endgültig anzuerkennen und gefährdeten damit die Zukunft des errungenen Schutzraums. Moshe Sharett plädierte vergeblich für Koexistenz. Erst 1981 wurden seine Tagebücher veröffentlicht und wenig beachtet. Ihre Lehren gelten meines Erachtens bis heute! Ulrich Kusche, Göttingen
Und die Hamas?
Es ist gut, dass hier in der taz unterschiedliche Sichtweisen miteinander streiten. Im gesamten Gesprächs ist von beiden RedakteurInnen aber nicht einmal von der Hamas die Rede, jener terroristischen, faschistischen, islamistischen Organisation, die ihr eigenes Volk unterjocht und Israel und seine jüdischen Bewohner(innen) auslöschen will, und deren Anführer – nur Männer – zum Teil in Katar und anderen arabischen Staaten ein gutes Leben führen. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie AntifaschistInnen diese islamistischen Faschisten, die mitnichten für die Freiheit der palästinensischen Menschen kämpfen, unterstützen können. Diese Leute wollen einen islamistischen Gottesstaat dort, wo jetzt der Zufluchtsort der jüdischen Menschen ist.
Eberhard Wagner, Marpingen
Generationenkonflikt
Ich möchte Pauline – genauso wie meinen eigenen Kindern, die einen ähnlichen Jahrgang haben – danken dafür, dass sie sich die Zeit nehmen und unserer Generation (Jahrgang 1964) klar machen, dass die Welt nicht so ist oder bleibt, wie wir sie uns vor 20 oder 30 Jahren vorgestellt haben. Seither kann ich die vielen selbstreferenziellen Artikel und Gespräche nicht mehr lesen und hören, die an der 100-jährigen Geschichte Palästinas und des Zionismus völlig vorbeidiskutieren.
Matthias lamentiert über Adorno und Horkheimer und deren Texte zum Antisemitismus, die seine Haltung zu Nationalismus und seinen moralischen Kompass prägten. Und dann muss Pauline ihn darauf hinweisen, dass der „eventuell“ auch auf die palästinensische Bevölkerung angewendet werden sollte? Ein moralischer Kompass ist eine Nadel, die immer wieder „eingenordet“ werden muss, und nicht wie eine Monstranz vor sich hergetragen werden kann.
Ja, in Teilen der Linken wurde der 7.Oktober nicht als das wahrgenommen, was er war: Ein Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung, das durch nichts zu rechtfertigen ist. Es geht nicht darum, dass „wir Analyse und Empathie zusammenbringen“, sondern dass Journalisten*innen analysieren und darüber berichten, worin denn die Ursache des israelisch/palästinensischen Konflikts liegt. Meines Erachtens liegt sie in der kolonialistischen Landübernahme, bei der Menschen, deren Familien schon seit Jahrhunderten dort lebten, von ihrem angestammten Land unrechtmäßig vertrieben wurden.
Ulrich Gräfe, Ulm
Die Zerrissenheit
Liebes team der taz, vielen Dank für dieses so wichtige und längst fällige Interview mit den beiden RedakteurInnen!! Auch mir als Leserin war die Zerrissenheit der JournalistInnen aufgefallen. Das Gespräch war so wohltuend achtsam auf beiden Seiten … B. Sperber, Kirchheim
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