wortwechsel: Der Krieg in Gaza ist ein grauenhaftes Verbrechen
Eine Demonstration ist ein ziviler Protest gegen staatliches Unrecht oder Versäumnisse. Weltweit demonstrieren Millionen gegen den Krieg in Gaza. Am 13. 9. in Berlin: 15–20.000

„Gaza-Demo in Berlin: Und alle sind für Frieden. In Berlin demonstrieren Wagenknecht & Co. „gegen den Völkermord in Gaza“. Der Versuch, Nahost mit der Ukraine zu verknüpfen, missglückt allerdings“,
taz vom 13. 9. 25
Wo steht hier die taz?
Liebe taz, ich verstehe euch nicht mehr. Dieser gelangweilt-zynische Ton angesichts eines kolossalen Verbrechens … Man kann diskutieren, ob das in Gaza ein ‚Völkermord‘ ist oder ‚fast ein Völkermord‘ … Aber euch fällt an dieser Stelle dazu rein gar nichts ein, außer zu versuchen, den politischen Gegner (Wagenknecht) kleinzureden?
Anstatt den eigenen Bankrott anzuerkennen angesichts dieser Katastrophe, die sich vor unser aller Augen abspielt.
Wie schafft ihr das? (taz forum)
Was soll die taz denn tun?
Dieses urdeutsche Schauspiel pathetisch abfeiern? Niemandem in Gaza ist mit diesem unehrlichen Pazifismus geholfen. Das muss kritischer Journalismus doch klarstellen. (taz forum)
Russland … Israel?
Es ist ein Trauerspiel mit Wagenknecht. Ihr Buch „Die Selbstgerechten“ fand ich hervorragend, eine der besten Gesellschaftsanalysen der letzten 20 Jahre. Aber ihre außenpolitischen Einlassungen?
Russland war schon vor dem Krieg so heruntergekommen. Kleptokratie und Rohheit bis zum Exzess. Und jetzt? Eine Million junger Russen in den Tod geschickt, von der Ukraine ganz zu schweigen. Und Israel? Israels Vorgehen sei „Barbarei“ und ein „Vernichtungskrieg“. Die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte sei „Nie wieder Krieg“. Den Holocaust scheint sie dabei ganz vergessen zu haben. (taz forum)
Friedensbewegung?
So wie sich die Dinge derzeit gestalten, wäre eine echte Friedensbewegung so wichtig wie lange nicht! Da ist es nicht nur schade, sondern geradezu tragisch, dass die althergebrachten Friedensbewegten ein so schrecklich naives und vollkommen aus der Zeit gefallenes Bild von Pazifismus im Sinn haben. „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“, war mal ein sehr überzeugender Slogan. Und heute? „Putin überfällt die Ukraine und keiner geht hin“? Und weil das so gut geklappt hat, überfällt er dann gleich noch Litauen, weil es geht ja keiner hin. Und dann Polen, das Baltikum, irgendwann dann Ostdeutschland, Westdeutschland, Frankreich – weil ja keiner hingeht? Sorry, liebe Friedensbewegte, aber mit dieser Logik rollt ihr den Kriegstreibern den roten Teppich aus – und macht euch sogar mitschuldig an Kriegen. Mit eurer Naivität macht ihr aus der Friedensbewegung eine *passiv-aggressive Kriegsbewegung*. Dabei ist die Logik einfach: Niemand hat das Recht jemand anderen anzugreifen. Aber jeder hat das Recht, sich selbst zu verteidigen! Und wenn es nicht anders geht, dann auch mit Waffengewalt. (taz forum)
Ukraine und Nahost?
Es ist verständlich, dass Ukraine und Nahost für viele schwer zu verknüpfen sind. Wer mit dem historischen Bewusstsein der deutschen Verbrechen im Osten aufgewachsen ist, der oder die wird es grauslich finden, dass Deutschland jetzt wieder auf den Krieg an der „Ostflanke“ vorbereitet wird. Aber aus demselben Bewusstsein heraus eher Distanz zu BDS-Unterstützern wie Roger Waters halten, denen es offenkundig an Empathie für die Nachkommen der Schoah-Überlebenden mangelt. (taz forum)
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer weiß, was Deutschland der Ukraine damals angetan hat, der schämt sich, dass Deutschland die Ukraine heute nicht viel stärker bei ihrer Verteidigung gegen das faschistische Russland unterstützt. (taz forum)
Israel … Deutschland?
Es gehört nun mal aufgrund der deutschen Geschichte dazu, dass man als Deutscher lieber zweimal überprüft, bevor man hier Kritik übt. Zudem wurde in den letzten Tagen auch konkret von linker israelischer Seite gefordert, das Deutschland aufgrund der Schoah jetzt Haltung gegen die israelische Regierung einnimmt. (taz forum)
Sie schreiben: „Die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte sei ‚Nie wieder Krieg‘. Viel Applaus.“
Mag sein, dass ausgerechnet dies die inhaltsleere Lehre aus der nationaldeutschen bzw. deutschnationalen Geschichte ist. Sie ist aber weder vor dem Hintergrund der notwendig gewesenen gewaltsamen Niederschlagung der NS-deutschen Gewaltherrschaft historiografisch fundiert, noch analytisch aufrichtig, wenn es um die deutsche Geschichte geht.
(taz forum)
Krieg und Empörung
Mit diesem Text ist es ist Ihnen wieder einmal gelungen, das Wesentliche zu verschleiern: das große Engagement für Frieden und die Empörung über das grausame und völkerrechtswidrige Agieren der israelischen Regierung gegen die unschuldigen Menschen in Gaza, die Hälfte von ihnen Kinder!
Gleichzeitig betonen Sie das Vorgehen der Bundesrepublik in der Ukraine, wo wir aufgrund politischer Entscheidungen einen Krieg verlängern, mittragen und auch als Teil der Nato meines Erachtens mit verursacht haben.
Ihre Kritik beginnt mit der Formulierung „einige Tausend“, was impliziert, dass die Zahl derer, die sich engagieren, klein ist. Das hat die ARD besser gemacht. Als größte Unverschämtheit sehe ich aber Ihr ständiges Herumreiten auf dem Terror der Hamas und vereinzelt aufgetauchten „bösen“ Symbolen.
Alle anerkannten Menschenrechtsorganisationen, die meisten Regierungen und viele jüdische Gemeinden protestieren schon seit Langem gegen diesen Krieg, meistens in schärferem Ton.
Und auch in Deutschland ändert sich die Einstellung gegenüber der israelischen Politik. Nur bei Ihnen nicht? Da kann ich nur den Kopf schütteln. Ellen Barthels
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