piwik no script img

wortwechselEinatmen. Ausatmen. Selbst schuld

Die Psychologie hat für jede Krise eine Lösung zur Bewältigung parat, aber taz-LeserInnen wollen nicht achtsam „wegatmen“. Eine Leistungsgesellschaft braucht Chancengleichheit

Wir sehen oben Vertreter einer Leistungsgesellschaft, die vielleicht auch mit Yoga Erfolg haben Foto: Michael Kappeler/dpa

Gemengelage

„Als Kanzler muss sich Friedrich Merz verscholzen“,

wochentaz vom 12.–18. 4. 25

Der Zusammenbruch der Ampel hatte 2 Auslöser: Zusammenbruch des Modells „Deutschland = preisgünstige Energie in der Kombination als Exportweltmeister mit geringen Verteidigungsausgaben. Die Zeitenwende von Olaf Scholz war ein erster Versuch, räuberischem Imperialismus entgegenzutreten – und die 60 Milliarden Rücklagen, gebildet, um die Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen, waren nach dem Verfassungsgerichtsurteil für die Ankurbelung einer grünen Wirtschaft nicht mehr nutzbar.

Aktuell geht es nicht nur um die Erfindung eines neuen Wirtschaftsmodells: Die Nato zeigt deutliche Risse, Adenauers Westbindung steht auf dem Prüfstand und die Bundesrepublik erfährt die geopolitische Lage als Bedrohung, wobei Russland, die USA und China versuchen, die Europäische Union zu spalten und zu schwächen. Das bedeutet: Konservative Wahrheiten und Denkmuster der letzten 80 Jahre haben sich in Luft aufgelöst – dringend benötigt werden neue, zukunftsweisende Antworten. zartbitter auf taz.de

Selbstoptimierung

Ungerechtigkeit lässt sich nicht weg­atmen“, wochentaz vom 12. – 18. 4. 25

Die Psychologie hat sich zur führenden Hilfswissenschaft des Liberalismus entwickelt. Dabei bedient sie sich hanebüchener Theorien von der Natur des Menschen und seinem steinzeitlichen Erbe, erklärt individuelles Wohlgefühl zur ethischen Maxime und zeigt gleich auch noch die Wege auf, wie das Individuum zu manipulieren sei und sich selber optimieren kann. Lebensziel und -zweck ist die Maximierung von Glück durch maximale Performance.

Das Buzzword dafür ist die Selbstwirksamkeit. Schon Kinder müssen sie trainieren, in Sport und Wettbewerb: Nur wer immer wieder aufsteht und weiterkämpft, wird gewinnen können. Sozialdarwinismus pur.

DemokratischeZelleEins auf taz.de

Think positive!

Ungerechtigkeit lässt sich nicht weg­atmen“, wochentaz vom 12.–18. 4. 25

Die Autorin hat uns sehr aus der Seele gesprochen und etwas auf den Punkt gebracht, was uns ebenso beunruhigt wie sie. Ob politische Welt- oder persönliche Gesundheitslage, Bedrohung von rechts oder Klimakatastrophe, dieses ewige „Ja, wenn du nicht positiv denkst (auch bei krassesten Tatsachen), dann musst du dich nicht wundern“.

Petra Große-Stoltenberg, Hattingen

Chancengleichheit

Immer schön fleißig!“,

wochentaz vom 12.–18. 4. 25

Es ist wichtig, hier im Artikel das Problem der „Leistungsgesellschaft“ (Meritokratie) anzusprechen. Die Idee, dass jeder durch harte Arbeit und Talent erfolgreich sein kann, ignoriert, dass viele Menschen benachteiligt sind – sei es durch Armut oder schlechte Bildungschancen. Wenn man in schwierigen Verhältnissen lebt, hat man einfach nicht die gleichen Chancen wie jemand aus einer wohlhabenden Familie.

Für eine gerechte Gesellschaft müssen wir mehr Chancengleichheit schaffen, anstatt nur auf individuelle Leistung zu setzen. Wir sollten die Barrieren abbauen, die Menschen am Aufstieg hindern, und anerkennen, dass nicht jeder die gleichen Startbedingungen hat.

Ice-T auf taz.de

Leistungsträgerinnen

Immer schön fleißig!“,

wochentaz vom 12.–18. 4. 25

Ich hätte da mal ’ne Frage an die Herren Merz-Söder-Klingbeil-Scholz: All die unzähligen Frauen, die ihre Karrieren und späteren Renten aufs Spiel setzen, um (unentgeltlich) ihre Kinder zu erziehen, unheilbar erkrankte Lebenspartner zu versorgen oder sich um die alten, pflegebedürftigen Eltern zu kümmern … sind das Ihrer Meinung nach Leistungsträgerinnen? Oder wenigstens „Menschen, die uns nützen“? Im letzteren Fall sollten sie dafür doch endlich mal angemessen bezahlt werden. Fleißig sind sie ja schon!

Gaby Westphal, Köln

Dirigistischer Staat

Umverteilung durch Rassismus,

wochentaz vom 5.–11. 4. 25

„Denn angesichts der Wahl­erfolge müsste es eine Kernaufgabe der kommenden Regierung sein, den Zustrom zu den Rechtsextremen zu begrenzen.“

Soweit gehe ich mit. Der Rest des Textes ist aber leider typisch linkes Lavieren ohne konkrete Lösungsvorschläge außer einem dirigistischen Staat. Die AfD beispielsweise ist in erster Linie ein One Trick Pony mit dem Thema Migration. Sie würde weit weniger Zulauf haben, wenn die bisherigen Regierungen nicht den fatalen Eindruck hinterlassen hätte hier könne der Staat nichts tun; Gesetze hin oder her. Solange sich das nicht ändert und der Zustrom so wie alle damit einhergehenden Probleme weiter anwachsen, solange wird die AfD anwachsen. Und so wie sich die SPD in den Koalitionsverhandlungen aufführt, spricht viel dafür, dass die AfD wird wachsen können. Dänemark hat gezeigt wie es ginge, nur will eine linke Blase in Deutschland das schlicht nicht wahrhaben und meint ernsthaft die AfD ließe sich am besten dadurch bekämpfen, dass man die Migration keinesfalls reguliert.

Fran Zose auf taz.de

Fanatiker

„Gottes Reich und Voughts Beitrag“,

wochentaz vom 12. – 18. 4. 25

Nun ja, ob die Grenze da wirklich zwischen schwarzen und weißen Theologen verläuft, wage ich mal zu bezweifeln. Es ist noch nichtmals eine zwischen „konservativen“ und „progressiven“. In Wirklichkeit löst zur Zeit wohl eher eine Minderheit eine andere Minderheit ab, gemäß der alten Pendeltheorie wird dasselbige irgend wann dann wieder vom einen Rand an den anderen wandern. Dann jubeln wieder die urbanen Minderheiten über den aus ihrer Sicht errungenen Fortschritt und die sich selbst als wahre Bewahrer sehenden Rechtsausleger vom Land warnen vorm verkommenen Zeitgeist.

vieldenker auf taz.de

@vieldenker:

Das geht sehr weit am Problem vorbei. Diejenigen, „zu deren Gunsten das Pendel jetzt ausschlägt“, haben die Absicht, die Mittel und eine Strategie, um es dauerhaft anzuhalten. Also die Demokratie abzuschaffen, und einen korrupten, kleptrokratischen, faschistischen Staat zu errichten – in diesem Fall eben im Namen Gottes. Sie arbeiten öffentlich und mit Feuereifer daran. Die einzige Chance, dass es sich irgendwo nahe der Mitte wieder einpendelt, ist, jetzt die Augen aufzumachen und zu retten, was noch zu retten ist.

Annette Schäfer auf taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen