wortwechsel: Wenn aus Konflikten Krieg wird – wer darf sprechen?
Die Grausamkeit der Hamas-Attentate in Israel und des israelischen Krieges in Gaza macht sprachlos. Es regiert der Hass. Wir schauen zu – am Bildschirm. Wer stoppt den Wahnsinn?
Wer spricht worüber?
„Nahostkonflikt in Berlin: Palästina abgecancelt. In Berlin werden vermehrt propalästinensische Künstler ausgeladen, Events abgesagt. Selbst muslimische und arabische Kultur steht im Fadenkreuz“, wochentaz vom 18. 11. 23
Danke für diesen Bericht. Endlich erhebt eine Zeitung die Stimme und kritisiert die Cancel Culture, die momentan um sich greift. Es ist kein gutes Beispiel für die kommende Generation und ist nicht im Einklang mit der Demokratie, die wir den anderen predigen. Glücklicherweise haben wir jüdische Intellektuelle wie die Schriftstellerin Frau Feldman, die den Mut haben, so etwas anzusprechen.
NH, München
Greta Thunberg I
„die wahrheit: Arme Greta-Anbeter“,
taz vom 14.11. 23
Na, bravo für das „Werk ohne Autor“ über Frau Thunberg. Dieses kleine „Meisterwerk“ strotzt nur so von frauenfeindlichen Klischees. Warum so unsachlich, so hasserfüllt gegen eine junge Frau, die ihre Empathie für die zivilen Opfer einer menschengemachten Katastrophe zeigt? Das ist keine Eiseskälte, sondern höchste Betroffenheit und schließt doch nicht das gleiche Mitgefühl für die Opfer der Hamas aus! In Deutschland darf man nur an der Seite der israelischen Regierung stehen, einer Regierung, die teilweise aus kriminellen und ultrarechten Politikern besteht. Bitte verwechseln sie diese nicht willkürlich mit der israelischen Zivilbevölkerung. Im Ausland sieht das ganze anders aus. Dort hat Greta Thunberg Hunderttausende „eiskalte“ Gleichgesinnte. Ich wünsche mir, dass Frau Thunbergs Stimme noch lange weithin zu hören ist! Ich bin übrigens keine „Greta-Anbeterin“, sondern eine von Bombardierungen traumatisierte 84-Jährige.
Name ist der Redaktion bekannt
Greta Thumberg II
Man kann zu Greta Thunberg und der Situation aktuell im Nahen Osten natürlich seine persönliche Meinung haben. Was mir persönlich aber aufstößt, ist die Vermischung ihres Hauptanliegens (der Rettung des Klimas) mit eben dem Krieg in Israel und Palästina. Es wäre schon komisch bis bedenklich gewesen, wenn hier niemand versucht hätte, sie daran zu hindern. Dies ist ja zum Glück passiert. Ulrich Herzau, Berlin
Verrohung gewünscht?
„der leitartikel: Im Kampf um die Narrative geht Israel oft zu weit und spielt damit der Hamas in die Hände“,
wochentaz vom 18. 11. 23
Es ist zu bedenken, dass bei jedem Konflikt zwischen Israelis und Arabern die Ersteren mindestens doppelt, meist 20 Mal mehr Araber umbringen als umgekehrt. Wo bleibt die Kritik dazu?
Antoine Pfister, Füssen
Und was soll Israel tun?
Ich bin verwundert, wie ernste deutsche Medien das Vorgehen Israels kritisieren, oft zumindest die Herausforderungen wegen des völkerrechtswidrigen Verhaltens der Hamas anmerken, aber eines nicht beantworten: wie bitte sehr soll sich denn Israel verhalten?
Weder die westliche Welt und noch viel weniger die arabische steht den Palästinensern wirklich zur Seite. Das Zurückziehen Israels 2005 aus Gaza beschrieb die taz vor wenigen Wochen als den Unwillen, sich um Wasser und Müll zu kümmern.
Wie hätten wir es denn gerne?
Jan Albers, München
Jetzt ist genug!
Es reicht. Die Zeit ist gekommen, zu klären und zu erklären, warum unter Netanjahus Regierung die Massaker-Pläne der Hamas nicht wahrgenommen und verhindert wurden. Israel verfügt über ein perfektes Informationssystem. Ein Recht auf Vernichtung einer Gruppe von Menschen gibt es nicht.
Fünf Wochen nach dem entsetzlichen Massaker an 1.200 Israelis sind in Gaza 13.000 Zivilisten gestorben, hunderttausende Menschen vertrieben, zehntausende Wohnungen zerstört. Das Mitgefühl mit und das Vertrauen auf Israel schwindet. Israel zeigt eine unverhältnismäßige Reaktion und Vernichtungsaktion in Gaza. Es reicht nicht, vehement das Existenzrecht des israelischen Staates einzufordern, ohne ausdrücklich und handelnd das Existenzrecht des palästinensischen Staates anzuerkennen. Menschenrechte gelten für jeden Menschen! Die seit fast drei Jahrzehnten verfolgte Einstaatenlösung ist längst gescheitert. Sie entstellt die Menschen und vernichtet jegliche Menschlichkeit. Zwei Staaten könnten seit 30 Jahren bestehen. Aber Koexistenz und Friedlichkeit lernen sich nur langsam. Eine Generation Zeit wurde verloren.
Für Deutschland gilt: Unser höchstes Leitmotiv nach Nazidiktatur und Holocaust ist die Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Das gilt nicht nur im Einsatz gegen Antisemitismus, sondern auch im Engagement gegen Antipalästinismus. Thomas Lorenz, Gelnhausen
Jewish Voice for Peace
„Die islamistischen Demonstrationen in Essen und Düsseldorf lösen Entsetzen aus. Wie eine Jüdin und ein Jude versuchen, damit umzugehen“,
taz vom 14. 11. 23
Ich finde den Unterschied zwischen der Demo-Lage in Deutschland und den USA erstaunlich. Nicht nur, dass dort keine Demos verboten werden, während bei uns sogar (Berliner) Polizisten herumstapfen und Kerzen bei Palästina- und Gaza-Mahnwachen austreten, nein, dort sind unter den führenden Gruppen, die Solidaritätsdemos für Palästina mit zigtausenden Teilnehmenden organisieren, jüdische US-Citizens, meistens von Jewish Voices for Peace.
Allerdings werden leider auch in den USA immer wieder DemonstrantInnen für eine Waffenstillstandsforderung festgenommen. In Deutschland ist es der Propaganda des israelischen Staates gelungen, dass die große Mehrheit der politischen Klasse und der Medien fast einmütig in das Horn stößt, Kritik an den illegalen Machenschaften Israels und besonders am mutmaßlichen Korruptionsdelinquenten Netanjahu – das alles sei Antisemitismus. Gerd Schnepel, Nicaragua
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