wortwechsel: Alzheimer, Bundesliga und Letzte Generation
Therapieansätze bei Alzheimer muss man kritisch sehen, sie haben nur minimale Effekte. Die Aktionen der Letzten Generation regen Diskussionen an. Und der FC Bayern auch
Alzheimer
„Gegen das Vergessen“,
wochentaz vom 27. 5. 23
Vielen Dank für den Artikel zum Thema Alzheimer! Was die notwendige Sozialtherapie und die mit der Erkrankung verbundenen Probleme angeht, bin ich als Neurologe ganz Ihrer Meinung. Kritisch sehe ich die in den Artikel eingeflossenen Meinungen zu den neuen Therapieansätzen, da hätte ich mir von Ihrer Zeitung eine etwas kritischere Bewertung gewünscht – gerade was die potenziell gefährlichen Nebenwirkungen und die nur sehr minimalen Effekte angeht. So entsteht ein doch etwas zu optimistischer Eindruck, und es werden falsche Hoffnungen geweckt. Es darf bei allem Optimismus nicht vergessen werden, dass leider auch die Behandlung von Alzheimer den Mechanismen des Pharmamarktes unterliegt und die Therapie ein Riesengeschäft darstellt. Geld, das besser in die sozialmedizinischen Versorgung investiert wäre.
Peter Möller, Weimar
Deutsche Alzheimer Gesellschaft
„Gegen das Vergessen“,
wochentaz vom 27. 5. 23
Der Demenzartikel enthält sehr viele einfühlsame Passagen. Man sollte aber vorsichtig sein, wenn man sich auf Quellen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bezieht – die ist industrienah und arbeitet alarmistisch. Demenz wird in den industrialisierten Ländern nicht häufiger, sondern entgegen unzähligen Behauptungen seltener. Ihr Auftreten verschiebt sich nur in höhere Altersgruppen. Im Artikel wird – sicher nicht zufällig von einem vermutlich ebenfalls pharmanahen Klinikneurologen – das Medikament Lecanemab erwähnt. Es hat, wenn überhaupt, einen marginalen Nutzen, sehr häufig Nebenwirkungen und ist sehr teuer. Die Kunst besteht darin, wie es im Artikel sehr gut herausgearbeitet wird, durch Musik, einfühlsame Betreuung und Orientierungshilfen den Betroffenen dennoch ein würdiges Leben zu ermöglichen – nicht in der Gabe von Medikamenten.
Günther Egidi, Bremen
Strategie der Letzten Generation
„Um Mehrheiten werben statt blockieren“,
wochentaz vom 27. 5. 23
Kommentare sind Meinung, aber sie sollten auf solider Analyse und Fakten beruhen. Das ist hier nicht der Fall. Offenbar geht Jost Maurin von der Annahme aus, dass das Gebäudeenergiegesetz die beste und sogar einzige Lösung ist, um Klimakipppunkte vom Kippen abzuhalten. Nur mit dieser Annahme wäre die Empfehlung sinnvoll, dass alle Mitglieder der Letzten Generation sich zu Boten von Habeck, Grünen und Bundesregierung machen und für Zustimmung und Akzeptanz werben. Das Werben für Mehrheiten ist eigentlich eine Aufgabe der Parteien – auch, dabei zu erklären, dass die Mehrheit der Wählenden von heute die Freiheitsrechte künftiger Mehrheiten beachten muss, nicht nur ihre eigenen Freiheiten. Es wäre schön, wenn die FDP-Sprecher anerkennten, dass „die Menschen“ Sorgen haben – vielleicht wegen Heizkosten, aber auch und vielleicht mehr wegen der Klimakrise und deren Kosten. Dafür schlägt die Letzte Generation Alarm. Und sie fordert nicht ein GEG, sondern einen Gesellschaftsrat, in dem ohne parteipolitische Spielchen nach den wirklich besten Lösungen gesucht wird. Diese Forderung scheint Jost Maurin auch nicht zu kennen. Wenn so ein Gesellschaftsrat eingerichtet sein wird, dann werben ganz sicher alle aus der Letzten Generation lieber dafür, dass dessen Vorschläge umgesetzt werden, statt sich auf der Straße attackieren zu lassen.
Stefan Diefenbach-Trommer, Marburg
Größte Gewinne
„Während die Wirtschaft schwächelt, ist an den Börsen Party. Anleger fühlen sich immer reicher, doch das ist eine Illusion“,
wochentaz vom 27. 5. 23
Die Wirtschaft ist insgesamt in einer Rezession, aber die Aktiengesellschaften haben zum Teil die größten Gewinne seit Jahren eingefahren (sie haben ja auch durch diese Gewinne einen großen Anteil an der Inflation), das sieht man auch an den riesigen Dividenden, die die AGs ausschütten. Das steigert auch den Realwert der Aktiengesellschaften.
Fritz Leo, Köln
Bundesliga
„Sch… FC Bayern!“,
wochentaz vom 27. 5. 23
Sehr geehrter Herr Rüttenauer, der Hass, den Sie gegen den FC Bayern hegen, nimmt ein besorgniserregendes Ausmaß an und gleitet immer mehr ins Alberne ab. Aber freilich, Ihr Mindset ist geprägt von Erinnerungen an die Kindheit, als Sie ja als ganz junger Sechzger auf dem Weg zu Ihrem Schwabinger Gymnasium dem „Terreur“ militanter, niederträchtiger Bayernfans ausgesetzt waren. Zu Ihrer „Expertise“. Das kaputte Gebilde FC Bayern München hat der Fußball nicht verdient? Was hat er denn dann verdient? Größenwahnsinnige Vereinsführungen wie bei Hertha BSC oder jahrzehntelange Stümperei wie beim drittklassigen TSV 1860 München? Ein Bundesligaoberhaus, das mit den Topteams der Premier League nicht entfernt mithalten kann? Es ist nicht die Schuld des FC Bayern, wenn die Dortmunder Spieler im letzten Ligaspiel Knieschlottern kriegen und nicht einmal Mainz 05 besiegen können. Ein Berliner Boulevardblatt titelte am Sonntag: Sorry BVB, aber das war … Zu doof für Meister. Dem ist nichts hinzuzufügen. Merke: Es wird nicht das Team Deutscher Meister, das über die besten Fans verfügt, sondern das mit den meisten Punkten oder dem besten Torverhältnis. Es gibt nur eine Mannschaft, die Deutschland halbwegs akzeptabel in der europäischen Königsklasse vertreten kann. Und das mit finanziellen Möglichkeiten, die im Vergleich zu Real Madrid, Man City usw. geradezu bescheiden sind. Darüber sollten Sie einmal nachdenken bevor Sie wieder eine neue Tirade durch den Äther pfeifen.
Christian Maurer, Straubing
Letzte Generation
„Um Mehrheiten werben statt blockieren“,
wochentaz vom 27. 5. 23
Ich halte das Werben um Mehrheiten beim Klimaschutz für hoffnungslos. Mittlerweile ist dem Letzten klar, dass nicht alles CO2-frei substituiert werden kann, dass Komfort eingebüßt, Routinen verändert werden müssten. Will aber keiner freiwillig, Verstand hin oder her. Das geht nicht mit normaler Mehrheit, das geht wie Hartz IV: Die Vertrauensfrage muss gestellt werden. Nicht schön, aber muss sein. Entweder ihr macht mit, oder wir sehen uns dann später. In der Opposition.
(Name der Red. bekannt)
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