piwik no script img

wortwechselBundespräsident zur Spielfigur degradiert?

Die Ausladung von BuPrä Steinmeier traf auf große Empörung – aber auch auf Verständnis für die ukrainische Zwangslage. Im Krieg sind alle diplomatischen Schachzüge erlaubt?

„Steinmeier-Ausladung: Unangemessene Empörung. Präsident Selenski und der ukrainische Botschafter Melnyk haben jedes Recht, unhöflich, undankbar, undiplomatisch und unverschämt zu sein“, taz vom 18. 4. 22

Verständnis – für wen?

Ich bin dankbar ob all der zutreffenden Argumente einer Politikergeneration in der Ukraine, deren Heimat von Putins Mörderbande zerbombt wird. Unser Grüßaugust Steinmeier tut das, was sein total überflüssiges Staatsamt vorsieht – „grüßen!“ – und wenn es sein muss auch im Iran unter an Baukränen baumelnden Homosexuellen. Die Unerträglichkeit dieser Politikerspezies kann in österlicher Zeit nicht erlösender im christlichen Sinn thematisiert werden, als dies uns Deutschen durch für ihre Heimat und auch unsere Freiheit kämpfende ukrainische Politiker nahe gebracht wird. Diese Art der Offenbarung war längst überfällig, das überwiegende Verständnis für die Selenskis, Melnyks und Kulebas angesichts der dem Morden Putins schon in Tschetschenien, Georgien, Syrien, auf der Krim, im Donbass zuschauenden Deutschen darf man unter angenehmer Genugtuung aus führenden europäischen Printmedien vernehmen. Und sogar aus der taz. Chapeau! Werner Rosenbecker, Hiddenhausen

Äußerste Vorsicht

Liebe taz, wir sind empört über diesen einseitigen Kommentar. Angesichts der immensen Gefahr, die die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine bedeutet, ist größte Vorsicht geboten. Wir empfinden den fordernden und vorwurfsvollen Ton, den Herr Selenskyj als Präsident und Herr Melnyk als Botschafter anschlagen, mehr als unpassend, unangemessen bis unverschämt. Wir schätzen das Verhalten unseres Bundeskanzlers Olaf Scholz und des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in dieser Situation sehr. Wir empfinden es als Größe, dass Herr Steinmeier in seiner Position Fehleinschätzungen artikuliert hat. Wir vermissen von vielen Politikern, auch der Ampelkoalition, Respekt, Wertschätzung und äußerste Vorsicht in diesem Konflikt, der schnell eskalieren kann. Brigitte Koch-Störmer, Lutz Koch, Ahrensburg

Alternative Wahrheiten

Bisher war mir doch tatsächlich verborgen geblieben, dass das deutsche Staatsoberhaupt persönlich für den Angriffskrieg gegen die Ukraine verantwortlich ist. Ich dachte immer, der Befehl dazu sei aus Moskau gekommen. Demnach wäre der deutsche Bundespräsident dann ja auch für die tausendfachen Morde an der dortigen Zivilbevölkerung schuld. Alternative Wahrheiten kommen offensichtlich nicht nur aus Washington. Auch Berlin hat solche zu bieten.

Nikolaus Jöckel, Offenbach am Main

Der Kommentar trifft den zentralen Punkt: Die Ukrainer kämpfen gerade ums Überleben, da sollte man diverse emotionale Ausbrüche nachvollziehen können.

Marcus Frank auf taz.de

„Kommentar zu der Ausladung von Bundespräsident Steinmeier in Kiew: Wolodimir Selenskis Eigentor“,

taz vom 14. 4. 22

Eine treibende Kraft

Sehr geehrte Redaktion! Wenn ich mich recht erinnere, war Frank-Walter Steinmeier als Außenminister eine treibende Kraft hinter den Minsk-Akkorden, die die Ukraine damals, nachdem „grüne Männer“ Teile der Bezirke Luhansk und Donetsk eingenommen hatten, zu Zusagen gezwungen hat, die niemals umgesetzt wurden. Die Ukraine sagt, dass sie damals mit der „Pistole auf der Brust“ den Akkorden zugestimmt hat. Ganz abgesehen davon, dass die Ukraine auch schon 2014 und 2016 ein unabhängiger Staat war, dessen Recht auf territoriale Unversehrtheit von Russland negiert und verletzt wurde, können wir vielleicht doch Verständnis aufbringen für die Wahl der Ukraine zwischen einem Bundespräsidenten mit vor allem zeremoniellen Funktionen und einer nicht sehr ruhmvollen Geschichte und einem Bundeskanzler mit politischer Macht. Rotraut Lüdemann Bergen, NL

Skurrile Transaktionen

Bitte korrigieren Sie mich: Haben wir nicht die skurrile Situation, dass die Ukraine nach wie vor russisches Erdgas passieren lässt, dafür Transitgebühren erhält, mit denen man im Westen Waffen kauft um damit russische Soldaten zu töten?

Ein Badener auf taz.de

Traurige Realsatire

@einBadener Notwendige Politik ist manchmal eine in sich logische Realsatire. „Wir“ als Wertewesten finanzieren nicht nur beide Kriegsparteien in der Ukraine – beides aus jeweils unterschiedlicher akuter Notwendigkeit – sondern lassen es uns außerdem jetzt angelegen sein, neue Verträge mit genauso eigenartigen „Partnern“ wie Putin abzuschließen, nur zu schlechteren Bedingungen für uns. Fabian Wetzel auf taz.de

Genug Unterstützung?

Deutschland, das „die Ukraine massiv unterstützt“? Dass ich nicht lache! Dreht Putin endlich den Gashahn zu! Das wäre massive Unterstützung! Sie machen es sich zu einfach – vom warmen Sessel aus. Sie entwickeln doch gar keine Vorstellung, unter welchem Druck dieser Präsident steht, der mit seiner Nation ums Überleben kämpft. Sein Todesurteil ist doch schon beschlossen in Moskau!

Axel Unnützer, Flensburg

Blindlings eingespannt?

Unsere Politiker haben zumindest dabei mitgewirkt, Jahrzehnte des Friedens in Mitteleuropa zu gewährleisten. Zusätzlich versucht der ukrainische Botschafter seit Jahren mit populistischen Mitteln, sich in die deutsche Innenpolitik einzumischen. Auch ich bin selbstverständlich gegen diesen unsinnigen Krieg gegen die Ukraine. Ich hoffe aber auch, dass unsere führenden Politiker sich nicht vom ukrainischen Präsidenten für seine Zwecke blindlings einspannen lassen. Karl Zerges, Dorstadt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen