wortwechsel: „Schwere Zeiten fürBrüll- und Lärmpatrioten“
Die globale Bedrohung durch die Pandemie führt zu neuen internationalen Kooperationen – und nationalistisch egoistischen Protesten auf den Straßen. Impfstoffe sind kein Allheilmittel
Internationale Koalition
„Taskforce geplant“, taz vom 11. 11. 20
Ein von einem jungen Migrantenpaar gegründetes Unternehmen stellt einen scheinbar sehr aussichtsreichen Corona-Impfstoff her. Und eine internationale Koalition zur Abwehr der Pandemie koordiniert dezentral geführte Forschungen, um eine weltweite Versorgung mit Impfstoffen zu ermöglichen. Wir bekommen vorgeführt, wie kleinkarierte, egoistische Lösungen auf komplexe, globale Probleme immer weniger zeitgemäß werden.
Brüll- und Lärmpatrioten erleben gegenwärtig schwere Zeiten.
Saad Eddine Fidaoui, Buchholz
Wer pflegt Querdenker?
„R-Wert doch nicht unter 1“,
taz vom 10. 11. 20
Eine Frage: Gehen Querdenker davon aus, dass sie im Ernstfall ein Intensivbett zur Verfügung gestellt bekommen?!
Ulrike Nels, Reutlingen
Impfung ist die Lösung?
„Stolz und Irritation“, taz vom 12. 11. 20
Viel mehr als die Diskussion über die beiden Biontech-Gründer und deren Herkunft irritiert mich, dass diese selbst von der taz als Retter aus der Krise bezeichnet werden. Einem Virus genügen wenige Generationen, um grundlegende Mutationen hervorzubringen, gegen die Impfungen wirkungslos sind. Was wir brauchen, ist ein Lufthygienekonzept, um Aerosole zu bekämpfen, und nicht eine Impfung, die langfristig nur den Pharmakonzernen und deren Aktionären hilft. Außerdem kann niemand wissen, wie bestimmte Kombinationen von Impfstoffen interagieren. Daher sollten wir sehr vorsichtig damit umgehen, unserem Organismus immer neue Impfstoffe zuzuführen, um zum Beispiel unvorhersehbare Autoimmunreaktionen zu verhindern.
Robert Piller, Augsburg
Schimpfwort „Esoterik“?
„Der harte Kampf gegen die Gerüchte“, taz vom 12. 11. 20
Hallo Schlaumeier-tazzen, ich bin es allmählich leid, in meiner Zeitung (Abonnentin seit den Anfangsjahren!) von irgendwelchen Grünschnabel-Besserwisser-Frischlingen, die offenbar gerade der Uni entsprungen sind und nun glauben, sie hätten alle Weisheit mit Löffeln gefressen, das Wort „Esoterik“ in jeder dritten oder vierten taz Ausgabe verunglimpft, beschimpft und verteufelt zu sehen, in einen Topf geworfen mit Strammrechten, Coronaleugnern und den sogenannten „Querdenkern“. Dann müsste man ja auch alle Religionen, die an Gott oder Götter glauben, als Esoterik bezeichnen – denn Gott gibt es ja offensichtlich auch nicht „wirklich“: Wo soll der denn wohnen?! Ich kann euch versichern: Esoteriker haben ihre guten Gründe, sich für Homöopathie, gegen Impfungen oder für Chinesische Medizin zu entscheiden.
Wenn ihr solche coolen Realisten seid, weshalb regt ihr euch dann über Gunther von Hagens’ „Körperwelten“ auf (und übernehmt an der Stelle die Meinung des Evangelischen Kirchendienstes)? Ja, es gibt auch unter Esoterikern weltfremde Spinner und Besserwisser – genauso wie unter vermeintlichen Realisten und Hochschulabsolventen. Aber ich wehre mich gegen diesen ständigen Missbrauch der Bezeichnung „Esoterik“ als Schimpfwort!
„Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.“ Shakespeare. Ach so, Dichter sind ja auch bloß Esoteriker – oder?
Dagmar Dorsten, Berlin
Man stirbt nicht schnell
„Später akzeptiert die Gesellschaft eventuell höhere Todeszahlen“,
taz vom 16. 11. 20
Auch wenn man die schwerkranken Covid-PatientInnen nicht auf Intensivstationen behandelte, müssen sie bis zum Versterben irgendwo versorgt und begleitet werden, ob auf normalen Stationen in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Hospizen oder zu Hause. In der Regel dauert es länger, bis jemand stirbt, durchaus mehrere Tage. Welche Hausärzte und ambulanten Pflegedienste sollen die Hausbesuche machen? Welche Sanitätshäuser bringen zeitnahe die notwendigen Pflegehilfsmittel? Angehörige müssen sich Urlaub nehmen für die 24-Stunden-Versorgung von Sterbenden; ein Angehöriger wird nicht ausreichen. Oder wollt ihr morgens die Haustüre zuziehen und rufen: „Also dann, bis heute Abend! Viel Glück!“?
Rita Czerwonka, Karlsruhe
AHA + L + P
„Kaum Hoffnung auf Lockerung“,
taz vom 12. 11. 20
RKI-Präsident Lothar Wieler hat den Katalog der wissenschaftlich anerkannten Schutzmaßnahmen fast beiläufig um eine weitere, geradezu sensationelle Regel ergänzt. AHA + L + P: Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmaske tragen, öfter lüften plus – Pobacken zusammenkneifen! Wörtlich sagte Wieler: „Wir müssen noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen.“ Und wenn die Pobacken zwischendurch mal erschlaffen? Klopapier! Unmengen Klopapier.
Helmut Malmes, Stolberg
Endlos diskutieren?
„Ein durchregiertes Land“,
taz vom 16. 11. 20
Ich als diskutierfreundlicher, anspruchsvoller, demokratischer Mensch habe einfach keine Lust mehr, jeden Tag darüber zu diskutieren, ob dies oder jenes richtig oder falsch ist. Es gibt Möglichkeiten, sich ein Bild zu machen, und darüber werde ich auch diskutieren, aber nicht hundertmal! Genügt es nicht, wenn Experten und Politiker sich über dieses schwierige Thema heftig auseinandersetzen und Dinge beschlossen werden, die nach deren (unserem) Stand vielversprechend sind? Dazu sind die doch auf ihren Posten und von uns legitimiert. Wenn dadurch die Demokratie in Gefahr gerät, dann Prost Mahlzeit. Die Parlamente haben immer die Möglichkeit, einzugreifen und Beschlüsse zu diskutieren. Außerdem werden fast alle Maßnahmen, laut Umfragen, von einer großen Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen. Was wollen wir mehr? Wolfgang Rauch, Kronau
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen