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woman at work – heute: anna-maria gradante. eine parkuhr holt im judo die erste deutsche medaille

„Anna-Maria Gradante am Kaffeetisch. Eine junge Dame mit guten Manieren, höflich, bestens erzogen. Nichts deutet darauf hin, dass in der Wermelskirchenerin ein Vulkan brodelt. Einer, der aber nur dann ausbricht, wenn die 16-Jährige das weiche Gummi einer Judomatte unter ihren Füßen spürt. Dann kann sie zur Furie werden.“ Sportpoesie des Remscheider General Anzeigers 1994. Jetzt hat die heute 23-jährige Furie die erste deutsche Medaille in Sydney gewonnen, Bronze im Judo, Superleichtgewicht bis 48 Kilo. Die favorisierte Chinesin Shunxin Zhao war nach gerade 16 Sekunden mit einem Handwurf ausgehebelt. Wertung: Ippon. Aus.

Anna-Maria Gradante: Schon der Name mit einem „a“ pro acht Kilogramm Körpergewicht klingt wie eine Oper von Puccini. Absurd ist ihre Vorgeschichte. Eigentlich sollte die Frau mit dem harmlos-freundlichen Äußeren gar nicht nach Australien fahren. Zu impulsiv und disziplinlos, sagten die Judofunktionäre, die dann auch noch ein Übergewicht von 50 Gramm maßen und sie ausbooteten. Das NOK traute der Diätassistentin eine Diätkur zu und nominierte sie nach.

Auch Sydney lief zunächst schief. Im Halbfinale hatte sie wegen einer schweren Ellenbogenverletzung aufgegeben. „Ich war total verärgert“, so die Seelenlage vor dem Bronzefight, „wollte nur fassen und werfen“.

Als die Chinesin da lag, rasselte Gradante beim Jubeln mit ihrem Trainer so heftig zusammen, dass dessen Brille zerbrach: „Jetzt muss ich eben drei Wochen in Australien herumlaufen, ohne was zu sehen“.

Zum Judo kam Gradante mit Drei. Musste lauter Jungs flachlegen, auch wenn es „mehr wie Krabbelgruppe war“. Ihr Charakter: „besonders dickköpfig“, das „sizilianische Temperament“ habe sie von Papa Giuseppe. Unsere beste Quelle, der Remscheider General Anzeiger, weiß auch ihre wahre Größe einzuschätzen: „Sie ist kaum einen Kopf größer als ’ne Parkuhr.“ In Zahlen: 1,5 Meter. MÜLL

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