wochenübersicht: lautsprecher: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Dienstag wird in der Humboldt-Universität über die sogenannten „globalen Rechte“ diskutiert und über die Frage: „Gutmenschentum oder revolutionäres Szenario?“ Schon ein gutes Thema, aber bleiben wir einen Moment bei der Frage. Sicher gilt: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Doch das Wort Gutmensch kommt aus einer eher rechten Ecke und diente weiland dazu, jene, die sich engagierten, zu diskreditieren. Nichts gegen scharfe Kritik, allerdings – was wäre der Gegenspieler? Richtig: der Bösmensch, ein zynischer Sack, der Politik gern mit Blut gewaschen wissen will, eben wie Karl-Heinz Bohrer, der Erfinder des Wortes. Warum es also benutzen? „Revolutionäres Szenario“ ist dann auch so ’n Begriff.
Am Donnerstag wird an der Ecke Chausseestraße/Zinnowitzer Straße gegen das Atom demonstriert, das ja nicht nur in Brüssel groß herumsteht, sondern auch ganz klein den Krebs macht. Böses Atom! Im Hotel Maritim tagen die Herrscher der Atomstromtodindustrie, diese Demo soll sie aufrütteln.
Am Abend wird dann in der Alice-Salomon-Fachhochschule über Sinti und Roma in Deutschland gesprochen und über antizigane Ansichten, die sich wider besseres Wissen halten und ja auch in der Presse stets ihren Niederschlag finden. Denn wenn ein Roma zum Mörder wird, wird’s erwähnt (als bedeute die Volkszugehörigkeit irgendwas), wenn’s aber ein Deutscher war, steht nicht „Deutscher erschlug Frau“ in der Zeitung. Aber wem sag’ ich das?
Am Sonntag wird in der K 9 über die ebenfalls weiterhin virulenten antisemitischen Klischees gesprochen, also die vom „Geldjuden“ und „Mädchenhändler“. Inwieweit Antisemitismus und Sexismus sich dabei die Hand reichen, ist noch nicht so bekannt. Daher wird das Gerede von der „Zecke“ und dem „Blutsauger“ von der A. G. Genderkiller miteinander verglichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen