wochenübersicht: konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Eins der besseren Gedichte von Wolf Wondratschek ist einfach der Abdruck aus dem Londoner Telefonbuch, mit ellenlangen Listen der Namen Jagger, Mick, Richard, Keith, und so weiter. Was im Titel dann natürlich The Rolling Stones hieß (in einem alten Akzente-Heft ist das Poem zu finden), und die Stones sind nun ja mal die größte Rock-’n’-Roll-Band Richmonds und damit der Welt und sorgen durch ihre bloße Existenz für Kurzweil bei den Fans, die immer dann, wenn sie mal nicht gerade die Stones hören, am liebsten Fotos angucken von den Stones. Was heute Abend sogar eine höchst kunstfertige Angelegenheit sein darf, wenn in der Galerie Camerawork um 19 Uhr eine Ausstellung mit Fotos von den Stones während ihrer ewigen Karriere eröffnet wird. Besondere Beachtung verdienen dabei die Swinging-Sixties-Huldigungen von Gered Mankowitz. But now for something completely different: Rumpel-Avantgarde. Sample-Salate. Ein vollkommen von allen Songformaten emanzipierter Jad Fair. Das Trommeln der tödlichen Doris. Anton-Webern-Free-Jazz. So was eben. Und wer jetzt keinen der hier gedroppten Namen kennt, kann dann wirklich noch echte Abenteuer bestehen, mit Coolhaven auch heute im Ausland (22 Uhr), eine holländische Band (mit Trespassers W- und Dull-Schicksal-Vergangenheiten). Für beinharte Stones-Fans nur bedingt zu empfehlen. Während Granfaloon Bus für den transzendierten Sticky-Fingers-Hörer doch wieder was sein könnte. Die walzern weiter in ihrer eigenen Spur, die so schlingert und auch leiert wie die (durchaus gewöhnungsbedürftige) Stimme des Sängers Felix Costanza. Im Camper über beseeltes amerikanisches Pflaster. Bei früheren Konzerten packten die zum Schluss gern die singende Säge aus. So ’ne Band ist das. Wahre Hingabe. Nicht nur die modische Country-Koketterie. Am Dienstag im Magnet (21 Uhr).