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wochenkultur

Bahn und Zeit und Pink Floyd

Wilhelm Busch: „Eins, zwei, drei im Sauseschritt läuft die Zeit, wir laufen mit.“ Außer bei der Deutschen Bahn. Viel Empörung und Gelächter hat die Ankündigung hervorgerufen, dass der „Deutschlandtakt“ erst 2070 umgesetzt sein wird. In 47 Jahren! Der Soziologe Oliver Nachtwey wies auf Twitter darauf hin, dass zwischen der ersten Automobilproduktion bei Ford und dem ersten Menschen auf dem Mond gerade einmal 48 Jahre lagen. Und selbst die Rolling Stones, die zuletzt die Altersgrenze des „Too old to rock ’n’ roll“ deutlich nach oben geschoben haben, werden Schwierigkeiten haben, im Jahre 2070 noch eine Tournee zu organisieren. Keith Richard wäre dann 127 Jahr alt (und wir lassen jetzt den Kalauer weg, dass er dann so alt wäre, wie er jetzt schon aussieht). Juli Zeh schriebe, wenn sie ihr gegenwärtiges Tempo beibehält, etwa an ihrem 65. Debattenroman. Die Erde hat sich bis 2070 irgendwo zwischen 2 und 4,5 Grad erwärmt. Es ist also eine tatsächlich schwer zu überblickende Zeitspanne. Andererseits! Vor 47 Jahren war „The Dark Side of the Moon“ bereits drei Jahre alt, das Album wird gerade in 50-Jahre-Jubiläums-Editionen vermarktet. Genau vor 47 Jahren wurde in Paris das Centre Pompidou eröffnet, „Rocky“ bekam einen Oscar, der erste „Star Wars“ kam ins Kino, die Sex Pistols brachten „Never Mind the Bullocks“ heraus – alles Ereignisse, die auf irgendeine Weise weiterhin Gegenwart sind. Will sagen: Jetzt haben wir 50 Jahre Pink Floyd ertragen, den Zeitraum, bis die Bahn auf die Minute pünktlich kommen wird, sitzen wir auch noch ab. (drk)

Wayne Shorter ist gestorben

Es war immer die Melodie, die für Wayne Shorter im Vordergrund stand. Mit Miles Davis nahm der am 25. August 1933 in Newark, New Jersey, geborene Saxofonist epochale Alben auf. Mit der Band Weather Report wechselte Wayne Shorter dann vom Tenor- zum Sopransaxofon und entwickelte einen abstrakten, minimalistischen Stil mit dem Ansatz, die traditionelle Trennung von Solist und Begleitung aufzuheben. „Der Spirit des Jazz ist das Ausbrechen aus dem Gewohnten, ein revolutio­närer Akt“, sagte er. Wayne Shorter starb am 2. März 2023 im Alter von 89 Jahren in Los Angeles. Ein Nachruf findet sich auf taz.de.

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