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wir lassen schauenBússi macht bum

Islands Ex-Nationalkeeper Hannes Thór Halldórsson führt nun Regie und lässt es krachen

Einst hat man nach der Fußballkarriere einen Schreibwarenladen oder eine Trinkhalle eröffnet, heute gründet man eine Taktikanalysefirma. Dem isländischen Ex-Nationalspieler Hannes Thór Halldórsson, der vielen als Torhüter der gefeierten „Hu!“-Kicker während der EM 2016 ein Begriff sein dürfte, war das zu langweilig. Er hat 2022 seine Laufbahn beendet, ist Regisseur geworden – und hat gleich den kommerziell erfolgreichsten isländischen Film aller Zeiten gedreht, der auch noch in Kritiken gelobt wird. Dazu muss man wissen, dass Halldórsson schon früher gefilmt hat. Als Jugendlicher laborierte er über Jahre an einer hartnäckigen Schulterverletzung, die Fußballkarriere schien nicht recht ins Rollen zu kommen. Also wurde er Werbefilmer und blieb das auch noch während der Kar­rie­re. Nun ist Halldórsson zurück hinter der Kamera.

„Cop Secret“ heißt die Actionsatire, die beim Locarno-Film-Festival für den Goldenen Leoparden nominiert wurde und seit einer knappen Woche in Deutschland im Kino läuft. Die Regie führte Halldórsson neben seiner Fußballkarriere. Um Fußball geht es in dem Film eher nicht. Protagonist ist ein supermännlicher Cop namens Bússi in Reykjavík, der seine Homosexualität unterdrückt, bis er sich in den schnieken, weltmännischen Rivalen Hördur verliebt. Man muss sich das vorstellen als halbironischen Action-Trash, inklusive Verfolgungsjagden im Sportwagen, Banküberfälle und bekloppter Bösewichte. Alles im beschaulichen Reykjavík. Fußball gespielt wird auch ein bisschen: Das isländische Team der Frauen tritt im entscheidenden Qualifikationsspiel gegen England an, da will – potzblitz! – der Bösewicht das Stadion in die Luft jagen. Ein Frauenfußballspiel vor tosender Kulisse als Handlungs­höhepunkt, das ist mal ein progressiver Dreh. Was taugt aber nun das Spielfilmdebüt von Halldórsson?

Die Idee, Dirty Harry und James Bond nach Island zu transportieren und das Action-Genre auf homosexuell zu drehen, ist bestechend gut. Schade drum, dass „Cop Secret“ kein sonderlich guter Film geworden ist. Zu vorhersehbar und zu wenig zündende Gags für einen Blödelfilm – und gleichzeitig zu albern, um sich eine halbwegs interessante Handlung zuzutrauen. So sucht der Film wie sein Protagonist meist sich selbst und trifft einfach keinen stimmigen Ton. Anders als beim offensichtlichen Vorbild „Brooklyn 99“, wo Blödelei und gesellschaftlich progressive Botschaften Hand in Hand gehen, wirkt hier vieles hölzern.

Altbekannte Accessoires

Die taffe Göre, der nette Migrant, die nerdige Hackerin zwischen Pizzakartons, der Typ mit Down-Syndrom, allerlei altbekannte Diversity-Accessoires begleiten die Selbstfindung des Mannes. Und ist es wirklich so revolutionär, dass ein harter Kerl schwul sein kann? Leider werden bei „Cop Secret“ auch jede Menge Klischees wiederholt.

Dass ein Fußballer ausgerechnet das Thema toxische Männlichkeit für seinen ersten Kinofilm wählt, ist aber nun schon interessant. Halldórsson sagt: „Was mich interessiert hat, war zu sehen, wie Bússi gegen seine eigenen Vorurteile kämpft. Auch das Fußballuniversum ist eine Welt, die diesem Thema sehr verschlossen gegenübersteht, und es ist gut, wenn wir die Thematik ein bisschen ausleuchten können.“ Als Bússi sich endlich offen seine Homosexualität eingesteht, eröffnet ihm sein Freund Hördur: „Guten Morgen, es ist 2021, das interessiert keine Sau.“ Wenn es nur so einfach wäre.

Alina Schwermer

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