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wie machen sie das?Die Einflüsterin

Anette Kaerner, 58, ist seit neun Jahren Souffleuse am Schauspiel des National­theaters Mannheim.

taz am wochenende: Frau Kaerner, als Souffleuse müssen Sie erkennen, wann Schauspieler:innen einen Texthänger haben. Wie machen Sie das?

Anette Kaerner: Manche haben überhaupt kein Problem damit und sagen dann einfach „Text“. Oder wir ­haben uns in den Proben auf ein kleines Zeichen ge­einigt. Wenn also jemand zwinkert oder seinen kleinen Finger hebt, dann greife ich ein.

Sie sitzen vorne im Zuschauerraum. Wie kommunizieren Sie mit den Menschen auf der Bühne?

Wir benutzen keine Hilfsmittel, also keinen Knopf im Ohr. Wir sprechen ganz ­normal. Die Lautstärke passen wir natürlich an die Entfernung zum Schauspieler an.

Und was, wenn die Zu­schau­er:innen Sie dann doch mal hören?

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Zuschauer das gar nicht schlimm finden. Im Gegenteil, sie mögen es, weil es menschelt. Und wenn mein Eingriff ganz schnell stattfindet und den Erzählstrang nicht unterbricht, vergessen die Zuschauer ihn sowieso sofort wieder.

Was ist für Sie die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?

Wenn ein Schauspieler aus Versehen im Text springt. Dann muss ich in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, ob die Zuschauer das Stück ohne die Passage noch verstehen können oder ich den Schauspieler zurücksetzen muss.

Ihr Beruf ist also adrenalingeladener, als viele denken?

Ohne Adrenalin klappt es nicht. Man muss immer aufmerksam sein, auch noch bei der letzten Aufführung. Die Sekunde der Unachtsamkeit kann die sein, in der etwas passiert. Und dann kommst du nicht mehr rein.

Was machen Sie abseits der Vorstellungen?

Ich begleite ein Stück von der allerersten Probe bis zur allerletzten Vorstellung. Die Hauptarbeit liegt in den Proben. Ich notiere die Änderungen und Sprechpausen, markiere Stellen, die die Schauspieler gerne mal falsch machen, oder springe ein, wenn ein Schauspieler nicht zur Probe kommen kann. Verlässt ein Schauspieler das Haus, aber das Stück bleibt im Spielplan, muss ich einen neuen Kollegen in Text und Produktion einarbeiten. Das passiert oft in Einzelproben.

Wie wird man eigentlich Souffleuse?

Es gibt keine Ausbildung dafür. Die Leute kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen. Ich war Tontechnikerin, bis ich das wegen einer Tinnituserkrankung nicht mehr machen konnte. Gewisse Voraussetzungen muss man aber mitbringen: Einfühlungsvermögen, Geduld, Liebe zur Sprache und eine Stimme, die trägt.

Interview: Cornelius Stiegemann

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