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wie machen sie das?Die Glücks­trainerin

Katja Frenzel, 46 Jahre, ist ausgebildete Glückstrainerin und systemischer Coach. Sie unterrichtet Glück in Seminaren, Einzelcoachings und Schulklassen.

taz am wochenende: Frau Frenzel, Sie unterrichten Glück. Wie machen Sie das?

Katja Frenzel: In meiner Arbeit als systemischer Coach ist es ein zentrales Thema, wie man ein glückliches Leben führt. Menschen kommen zu mir, weil sie nicht weiterkommen im Leben und an Grenzen stoßen. Dann schauen wir uns gemeinsam an: Wo will ich hin? Und wie kann ich dieses Ziel erreichen?

Wie wird man glücklich?

Man muss herausfinden, welche Superkräfte man hat. Unsere Individualität wird uns oft schon in der Kindheit abtrainiert: Das ist nicht erwünscht, das ist nicht gut, das ist zu viel, das ist zu wenig. Wir sollen uns dem System anpassen, um darin Erfolg zu haben. Irgendwann merken wir, dass wir nur das zeigen, womit wir nicht anecken – und nur einen Teil von dem leben, wer wir eigentlich sind.

Man muss also das Kind in sich wiederfinden.

Genau! Wenn man diese kindliche Lebensfreude wiederfindet, und die Lust, die Welt zu entdecken, dann findet man auch sein Glück.

Und wie wird man unglücklich?

Wenn man immer nur darüber nachdenkt: Was muss ich tun, damit ich gemocht werde? Man kann nicht alle Erwartungen erfüllen, die andere an einen haben. Wer immer gefällig ist, trifft zwangsläufig Menschen, die nicht zu ihm passen. Um das zu verhindern, muss man den Mut haben, sich zu zeigen.

Ein Vorurteil gegenüber Menschen, die das Glück suchen, ist, dass sie die Augen vor dem Elend der Welt verschließen.

Da muss man unterscheiden: Wer gar nicht nach außen guckt und nur sein Ding macht, ist für mich ein Egoist. Aber die Momente, in denen wir wirklich Glück empfinden, sind ja die, in denen wir uns als nützlichen Teil von einem großen Ganzen definieren und das Gefühl haben, anderen Menschen etwas geben zu können.

Also das Gegenteil von Egoismus.

Ja, Glück hat sowieso nichts mit Haben zu tun. Das ist der große Fehler, den viele machen. Sie denken: Wenn ich erst mal das habe und das, dann bin ich glücklich. Aber das stimmt oft nicht.

Geben Sie beim Unterrichten von Glück auch Hausaufgaben auf?

Es gibt eine Übung, die ich gerne mit Schulklassen mache. Dazu füllt man morgens die linke Hosentasche mit einer Handvoll kleiner Steine. Immer, wenn man etwas Schönes erlebt, steckt man ein Steinchen in die rechte Hosentasche. Am Abend leert man die Taschen aus. Es ist faszinierend, wie viele schöne Momente man vergisst, weil etwas Doofes passiert ist. Das in Relation zu setzen, ist quasi die Grundübung fürs Glücklichsein. Interview: Franziska Seyboldt

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