wie machen sie das?: Die Kostümierte
Conny Pering, 40, macht seit ihrer Kindheit Karneval – vom 11. 11. bis Aschermittwoch. Sie lebt bei Köln und bastelt und näht sich jedes Jahr etwa vier neue Kostüme.
taz am wochenende: Frau Pering, Sie sind beim Straßenkarneval lange draußen in der Kälte – und trotzdem toll kostümiert. Wie machen Sie das?
Conny Pering: Zwiebellook! Für draußen sind alle Kostüme gut, unter denen man sich muckelig warm anziehen kann. Zum Beispiel als Minion mit Latzhose und gelbem Oberteil, darunter die warme Winterjacke. Unter ein Clownskostüm kann man auch viele warme Klamotten drunterpacken. Dazu tolle Schminke – das geht auch bei kaltem Wetter.
Also warm statt sexy?
Total. Für draußen sind Kostüme cool, bei denen das Pummelige zum Look dazugehört. Bei Minusgraden mit Hotpants und dünnen Strumpfhosen rausgehen – dafür bin ich wahrscheinlich einfach zu alt.
Und abends in der schwitzigen Kneipe?
Ich nähe meine Kostüme so, dass sie für warm und kalt gehen. Meine Oberteile kann ich am Rücken enger stellen – dann sehen sie auch ohne die Jacke drunter gut aus.
Haben Sie für diese Session ein Lieblingskostüm?
Meinen Flamingo: ein rosa Tüllrock mit Paillettenband und Lichterketten, dazu rosa Stulpen, ein pinkes Oberteil und eine richtig coole Perücke mit einen Flamingo-Haarreif. Darauf freue ich mich schon.
Woher nehmen Sie die ganzen Ideen?
Es gibt jedes Jahr ein Karnevalsmotto, dazu nähe ich mir ein Kostüm. Dieses Jahr ist das „Uns Sproch es Heimat“ – Unsere Sprache ist Heimat. Ich habe dafür ein Kleid im Rockabilly-Stil mit Sprechblasen drauf, in die ich kölsche Begriffe geschrieben habe: Fründe (Freunde), Bütze (Küsschen), Alaaf. Für die anderen Kostüme lasse ich mich unterm Jahr inspirieren.
Ist das nicht sehr viel Arbeit?
Jedes Jahr schwöre ich mir: kein neues Kostüm. Aber dann hab ich wieder vier neue, weil ich so viele Ideen habe, die ich umsetzen will. Und es macht mir einfach Spaß. Ich sehe es als Hobby.
Ein teures Hobby?
Je nach Kostüm sind die reinen Materialkosten so bei 30 bis 80 Euro – das ist oft teurer als ein fertiges Kostüm vom Karnevalsladen. Aber ich bin da auch speziell. Ich muss es perfekt haben. Wenn etwas nicht exakt passt, mache ich es neu. Da schmeiße ich auch mal ’ne Lage Stoff in den Müll. Dazu kommt natürlich noch die Arbeitszeit.
Ein Tipp für alle spontanen Karnevalisten – was geht schnell?
Rot-Weiß geht in Köln immer. Da hat sicher jeder was im Schrank. Sonst als Maler verkleiden: altes Hemd, Farbkleckse drauf, Farbe ins Gesicht und einen Pinsel ins Haar – fertig. Interview:
Christina Spitzmüller
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