wie machen sie das?: Die Jägerin
Caroline Heil, 29, ist Jägerin. Mit 19 hat sie ihren Jagdschein gemacht.
taz am wochenende: Wenn Sie auf der Jagd sind, warten Sie teilweise stundenlang, wie bleibt man da geduldig?
Caroline Heil: Für mich hat das Warten etwas Meditatives. Ich bin in der Natur, beobachte Vögel, höre die Geräusche des Waldes. Ich versuche, mich auf meine Umgebung einzulassen. Dann hat das Warten etwas Friedliches und Schönes, die Geduld kommt dann automatisch.
Also ist es eher kein Warten auf den einen Moment, in dem man schießt?
Nein, ganz und gar nicht. Zum Jagen gehört für mich alles dazu. Das Sein in der Natur, der Wald, das Ausschau-Halten. Auch wenn ein Tier auftaucht, schießt man ja nicht sofort. Das Wild hat Ruhe, es weiß nicht, dass ich da bin. Somit habe ich Zeit, es zu beobachten. Wir Jäger nennen diesen Prozess „Ansprechen“. Ich muss mich fragen: Ist das ein Tier, das ich schießen darf?
Wie gehen Sie vor, sobald Sie das wissen?
Wenn es ein Tier ist, das ich schießen darf und will, dann warte ich, bis es richtig steht. Erst wenn das Wild breit zu mir steht und ich es von der ganzen Seite sehe, kann ich schießen. So kann ich direkt auf das Herz zielen. Dann fällt das Tier direkt nach dem Schuss tot um und muss nicht leiden. Wenn man nicht richtig trifft, ist das nicht schön. Weder für das Tier noch für den Jäger.
Was fasziniert Sie besonders an der Jagd?
Für mich ist die Jagd eine wunderbare Art, das Lebensmittel Fleisch selbst zu gewinnen. Ich versuche meinen Bedarf ausschließlich darüber abzudecken. Ich weiß, wie viel Arbeit so ein küchenfertiges Stück Fleisch braucht, und habe so einen ganz anderen Bezug zu dem Lebensmittel. Wenn man die Jagd und den Verarbeitungsprozess zusammenrechnet, bin ich einen ganzen Tag beschäftigt, bis das Fleisch fertig in der Kühltruhe liegt. Das ist dann das Ergebnis meiner Jagd. Was ich auch sehr genieße, ist, dass man die Natur ganz intensiv wahrzunehmen lernt: Geräusche, Spuren, Gerüche.
Erkennen Sie Wildschweingeruch?
Ja, klar. Durch meine Erfahrung beim Jagen rieche ich Wild, wenn ich durch den Wald laufe. Meistens bekommen andere Menschen, die im Wald spazieren gehen, die Tiere gar nicht wirklich mit. Sobald das Wild uns Menschen hört, flüchtet es normalerweise.
Und wenn man doch mal einem Wildschwein über den Weg läuft: Wie sollte man sich verhalten?
Man dringt in das natürliche Umfeld des Tieres ein, darum ist es wichtig, Wald- oder Wanderwege nicht zu verlassen. Falls man Wildschweinen begegnet, vor allem, wenn sie Junge haben, wird es gefährlich. Dann ist Rückzug angesagt. Und wenn das nicht mehr geht: sofort auf einen Baum klettern. Wegrennen hilft wenig, die Tiere sind schnell.
Interview: Sara Tomšić
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