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wie geht es uns, herr küppersbusch?Das Strache-Video, die Whistleblowerin und ein Wechsel der Kanzlerin zur UNO

ist Fernseh­produzent und Moderator und lässt die Telefonnummer im Speicher, deren Inhaber verstorben ist. Während die europataz erscheint, steht seine wöchentliche Interview­kolumne auf der Meinungsseite statt wie sonst auf taz.zwei.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Madonnas Gesang.

Und was wird besser in dieser?

Sicherheitsvorkehrungen beim ESC.

Jenseits des politischen Erdbebens – was haben Sie aus dem Strache-Video über den Rechtspopulismus und über Österreich gelernt?

Bei aller Erleichterung über die Enttarnung – Österreich und der Welt hätten zwei Jahre Strache-&-FPÖ-Regentschaft erspart werden können, wenn es einen wirksamen Schutz für Whistle­blower gäbe. Das Video dokumentiert eine Reihe strafrechtlich relevanter Taten: Bruch der Privatsphäre, Bruch des Rechts am eigenen Bild, zivilrechtlich eine arglistige Täuschung und sehr wahrscheinlich in der Anbahnung und Ausleitung eine Rutsche Urkundenfälschungen. Gerichte müssten prüfen, ob diese Straftaten aufgewogen würden durch ein höheres Interesse an der Vermeidung oder Aufklärung der Straftaten, die im so zustande gekommenen Video offenbart werden: Nein. Strache und Gudenus reden sich um Kopf und Kragen, sie bieten allerhand Verbrechen an, doch sie kommen nicht dazu, eines zu begehen. Ergo: Wer das Video gemacht hat, wusste, dass er sich selbst erheblich belastet, wenn er es veröffentlicht. Das wirkt bizarr, gemessen an der moralischen Fallhöhe – doch juristisch musste, wer das Video produziert hat, diese Punkte durchdenken. Nun wird quer durch den Garten gerüchtelt – Zen­trum für politische Schönheit, Böhmermann, doch die Welt hat schon „russische Geheimdienstmethoden“ im Verdacht, und die NZZ weiß was über den israelischen SPÖ-Kampagnero Silberstein. In journalistischer Perspektive gehen zwei Jahre rechtsextremer Regierung in Österreich aufs Konto mangelnden Quellenschutzes.

Die US-Whistleblowerin Chel­sea Manning ist wieder in Beugehaft genommen worden. Würde es hierzulande anders laufen?

Manning verweigert die Aussage, worauf sie erneut in Beugehaft genommen wird, wo sie dann wiederum die Aussage verweigert. Ja, „Beugehaft“, weil der Mensch gebeugt werden soll dort. In Deutschland heißt es „Erzwingungshaft“, mal in der Geschmacksrichtung „mittelalterlicher Schuldturm“, wenn Zahlung erpresst werden soll. Oder auch – um eine Zeugenaussage zu erzwingen. Allerdings nur, solange das betroffene Strafverfahren läuft und maximal 6 Monate lang. Bei Manning geht es um ein geheimes Laiengericht, dass erst prüft, ob es zu einer Anklage – hier gegen Assange – überhaupt kommt. Da jedoch die Anklage gegen Assange bereits vorliegt, ist es bloße Repressalie.

Die Streikinitiative „Maria 2.0“ verlangt Reformen in der katholischen Kirche. Ist sie mutig genug in ihren Forderungen?

Nein. Mutig wäre, der Männerkirche nicht den Gehorsam, sondern den Glauben zu entziehen. Gott hat nicht ausrichten lassen, nur die Vatikanischen hätten Prokura. Frauen können selber segnen. Verflucht, Sakrament noch mal.

Labour-Chef Jeremy Corbyn hat die Gespräche über einen Kompromiss im Brexit-Streit für gescheitert erklärt. Seiner Gesprächspartnerin Theresa May wiederum möchte gern Boris Johnson nachfolgen. Nichts wirklich konstruktiv Neues von der Insel – oder?

Ausweislich des ESC-Votes drängeln die Briten derzeit gegen Deutschlands Rang als unbeliebtester Nachbar Europas. Das ist urig bei einem Wettbewerb um britisch geprägte Popmusik auf englischer Sprache. Kulturell ist Europa längst Großbritannien beigetreten, diese Lösung könnte britischen Nationalisten gefallen.

Angela Merkel hat einen Wechsel auf einen EU-Posten nach ihrer Amtszeit mal wieder ausgeschlossen. Das glauben wir ihr?

Sie hätte auch UN-Generalsekretärin werden können, sie will nicht. Warten wir lieber ab, wie übel sich ihre Erbschleicher zerlegen in den nächsten Monaten; wann der Erste ruft: „Merkel, mach weiter!“

„Die Partei“ steht inzwischen in Umfragen zur EU-Wahl bei 4 Prozent. Sind die Deutschen lustiger geworden?

Ja, wir lachen uns kaputt. Sorry, wenn Rechtsextremisten und Nazis in Parlamente einrücken, ist selbstgefälliges Stimmzettelverblödeln asozial.

Wenn schon diesen statt nächsten Sonntag Bürgerschaftswahl in Bremen wäre, dann käme die SPD nach einer Umfrage auf 24 Prozent. Das klingt eher nach einem alten bayerischen SPD-Ergebnis. Wie können die Sozialdemokraten in ihrer einstigen Hochburg das Steuer noch rumreißen?

Kühnert muss ran, „Bremen verstaatlichen“.

Der Bundesrat hat der Zulassung von E-Tretrollern zugestimmt. Allerdings sollen sie nicht auf Gehwegen, sondern grundsätzlich auf Radwegen fahren. Ist es da nicht eh schon ziemlich eng?

Wer je das jähe Entsetzen im Auge des E-Bike-Rentners sah, als er merkt: Ich fahre aus Versehen gerade sehr schnell und die Laterne da vorne geht nicht weg“ – freut sich auf Zuwachs auf dem Radweg. Um Tretroller auf Radwege zu bannen, könnte es hilfreich sein, Radwege zu bauen: gut.

Und was machen die Borussen?

Pause. Die drei Minuten, da Frankfurt ausglich und Dortmund führte, waren schön. Mehr war nicht verdient dieses Mal. Fragen: waam

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