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wie charismatisch war das denn?

Fünf Minuten lief die ARD-Wahlshow am Montagabend, Modus: Townhall-Meeting, und Annalena Baerbock, erste der drei Kanzlerschaftskandidaten, war kenntlich als höchstregierungsfähig. Manche reaktionäre Stimme in der Medienlandschaft giftete ja zuvor, wozu es denn noch „Triells“ brauche, die Grünen kämen doch nie im Leben zur stärksten Prozentzahl unter allen am 26. September. Baerbock aber ganz souverän, ihr Sprechen mit den Publikumsleuten buchstäblich, etwa mit einer Frau im Rollstuhl, auf Augenhöhe, was peinlich hätte aussehen können, es aber nicht tat.

Sie, die Kandidatin, als höfliche Person. Sie trug schöne Klamotten, weder zu prunkig die Erfolgreiche mimend noch im Straßenlook der gewöhnlichen Ökos: angemessen seriös, aber nicht streng. Ihre Stimmlage ins Dunklere trainiert, ihr Sprechtempo langsamer als alles, was man von ihr sonst so kennt. Kein Haspeln, immer freundlich, leider auch, etwa bei einer impfdämonisierenden Frage einer Zuschauerin im Studio, zu viel „Ich versteh Sie irgendwie“-Sound, zu wenig streitbar. Sehr gut ihr Reagieren auf einen Bürger mit türkisch klingendem Namen, der eben dieses Namens wegen immer wieder mit Jobbewerbungen scheitert: Baerbock wollte sich kümmern, diesen Punkt ausgesprochen klar als ihr sehr wichtig markierend – Alltagsrassismus nicht verniedlichend.

Aber diese Sendungen sind nicht hauptsächlich Inhalten gewidmet – sie tun nur so, müssen sie auch –, sondern den Menschen selbst: Wie können sie parieren? Wie gehen Sie mit Fragen um? Wie leicht fallen sie ins Joviale, dem süßlichen Dreck aller rhetorischen Tricks, um von ganz oben herab nur so zu tun, als ob. „Mit Blick auf …“ war ihre liebste Wendung, Politbürosprech. Sie konnte gewinnen, ja. (jaf)

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