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Archiv-Artikel

wichtig, wichtig

Eine Überaschung? Attac vor Viva. „Ernsthaft, moralisch unangreifbar“ – Sven Giegold, Attac-Koordinator und 33 Jahre jung, hat es geschafft: Er ist der wichtigste junge Deutsche. Findet zumindest Neon – und macht TV-Moderatorin Charlotte Roche nur zur Nr. 2. Der Stern-Ableger hat sich mit seiner Erstausgabe ins Gespräch gebracht: „Die hundert wichtigsten jungen Deutschen.“ Es gibt die hundert Reichsten (manager-magazin), die hundert Mächtigsten (GQ), und jetzt eine Hitparade von Noch-Talenten und Schon-Stars zwischen 18 und 35. Nur, was sagt sie aus über dieses Land und seine Jugend?

Neon sagt „wichtig“ und meint oft bloß „bekannt“. Die Liste versucht, es allen recht zu machen. Das Ergebnis: für die politisierten Twentysomethings Menschen wie Giegold. Für Cineasten Daniel Brühl und Co. Ansonsten Autoren, Models, DJs und ein paar Exoten. Auch CDU-Politiker und taz-Kolumnist Henryk Wichmann ist dabei (Platz 78). Man kennt sie – aus der Buchhandlung oder der Bunten. Sie sind alle irgendwie: irgendwie sympathisch oder schlau oder sexy. Aber wichtig?

Wenn Archäologen in ferner Zukunft diese Liste finden, erfahren sie: 2003 war in einem Land namens Deutschland fast jeder junge Mensch wichtig. Sie oder er musste bloß irgendetwas besser können als andere. Ob „prollig und brüllend komisch“ sein (Axel Stein, Platz 77), „Urenkelin von Richard“ (Katharina Wagner, Platz 59) oder „auf dem Oktoberfest entdeckt“ (Julia Stegner, Platz 69) – wichtig war, wer eine Nische besetzte. FELIX SERRAO FOTO: AP