weltfinanzpolitik: Starker Euro bringt neue Pflichten
Bald ist es so weit: Der Euro wird die Parität zum Dollar überschreiten. Seit seiner Einführung als internationale Handelswährung vor zweieinhalb Jahren ist kaum eine Woche vergangen, ohne dass Wirtschaftspolitiker oder Ökonomen die Bedeutung der Euroschwäche diskutiert haben. Doch dass ein erstarkter Euro neben neuen Rechten auch neue Pflichten mit sich bringt, ist jetzt erst richtig zu erkennen.
Kommentar von KATHARINA KOUFEN
Dabei war der unterbewertete Euro wirtschaftlich gar nicht schlecht, weil er die Exportkonjunktur förderte. Psychologisch hat er jedoch geschadet. Das Selbstbewusstsein der Europäer und auch ihr Selbstverständnis als mit den USA gleichwertige Wirtschaftspartner hat darunter gelitten, dass der Euro lange Zeit als Schwächling verhöhnt wurde. Diese Selbstzweifel dürfen die Euroländer nun ablegen. Seit dem Zweiten Weltkrieg war der Dollar die einzige Leit- und Reservewährung – ein Euro über Parität, also teurer als ein Dollar, könnte das Ende dieses monopolaren Weltwährungssytems einläuten und dem Dollar einen starken Partner beigeben.
Nicht nur ökonomisch wird ein Euro, der sich zur zweiten Weltwährung mausert, den Zusammenhalt der europäischen Länder stärken. Auch politisch wird eine starke Währung die Europäer darin bestärken, gemeinsam eigene Positionen zu vertreten – etwa im Internationalen Währungsfonds oder in der Welthandelsorganisation. Bisher überlässt die EU in Sachen Weltfinanzpolitik viel zu oft den USA die Führung – eben auch, weil jenseits des Atlantiks das Kunstgeld vom Alten Kontinent nicht sonderlich überzeugend wirkte.
Ein starker Euro wird aber auch dem Image der gemeinsamen Währung in der Europäischen Union helfen. In den Augen eines Großteils der Bevölkerung ist nur ein starker Euro ein guter Euro. Das gilt besonders für die Deutschen, die an eine starke D-Mark gewöhnt waren, mit der man sich im Ausland zeigen konnte. Eine weitere Konsequenz: Hat der Euro die Parität zum Dollar erst einmal überschritten, wird er auch für die drei bisher euroresistenten EU-Länder Dänemark, Schweden und Großbritannien an Attraktivität gewinnen.
Wenn der Aufwärtstrend anhält, wird die Eurostärke womöglich zum Selbstläufer. Statt in die USA flössen die Gelder dieser Welt dann in die Eurozone mit ihrer neuen Attraktivität. Spätestens dann aber entsteht auch eine neue Pflicht: Dann müssen die Europäer sich trauen, ihre eigenen Reformideen an den Finanzmärkten durchzusetzen.
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