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Archiv-Artikel

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Den Phänomenen der männlichen Selbstdarstellung ging die Kolumnistin und Schriftstellerin Sibylle Berg (Ein paar Menschen suchen das Glück und lachen sich tot) in ihren „Herrengeschichten“ nach. In der Sammlung Das Unerfreuliche zuerst sezierte sie erbarmungslos, ohne je die männliche Perspektive zu verlassen, wie dieses Geschlecht sich zu seinem Leben ins Verhältnis setzt. Da gibt es den Fließbandarbeiter, der ohne Liebe aufwuchs, über sich nur als „man“ spricht und auf den Tod seiner Frau reagiert, indem er den Sessel ein Stück von der Leiche auf dem Teppichboden weg rückt und den Fernseher etwas lauter stellt. Oder den schwulen Aussteiger, der in Kambodscha seinem Tadzio, einem bitterarmen Strichjungen, in den Slums von Phnom Penh hinterherläuft und verzweifelt feststellt, dass dieser ihn niemals lieben wird. Oder das Kriegskind, Augenzeuge eines Massakers an der eigenen Familie, das sinnigerweise selbst Soldat wird und zu der traurigen Schlussfolgerung gelangt: „Keine Gefühle zu haben lässt sich schweigend am besten verwirklichen. So viel kann ich sagen.“ Zusammen mit Marc Krebs gibt Berg heute Abend in den Kammerspielen (20 Uhr) Kostproben dieses Unerfreulichen.

In den Schleswiger Landesmuseen Schloss Gottorf ist am Sonntag die umgestaltete Dauerausstellung mit Werken des Expressionismus eröffnet worden. 60 neue Leihgaben aus privaten Sammlungen zeigt die Kunstschau in der Galerie der Klassischen Moderne. Insgesamt werden 221 Werke in der neu eingerichteten Abteilung präsentiert. Hinzugekommen sind vor allem weitere Bilder des Malers Alexej von Jawlensky (1864-1941). Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.