was tun mit den 60 millionen euro der bsr?: Die taz fragte Passanten, ob sie zu viel gezahlte Müllgebühren wiederhaben wollen
Für Sport, für Kitas, für Parks, für Obdachlose, für mich!
Gerhard Schmidt (65), Lichtenberg, Rentner: „Das Geld will ich gar nicht wiederhaben. Man sollte damit lieber die Sportstätten in Berlin sanieren. Das Poststadion an der Lehrter Straße müsste dringend renoviert werden. Ich selbst bin Mitglied im Fußballverein Lichtenberg 47. Am Stadion dort müssten beispielsweise an der Tribüne Zwischenstufen in die steilen Treppen eingezogen werden, damit Senioren sie besser steigen können.“
Ines Sarnighausen (53), Köpenick, Reiseleiterin: „Ich würde auf das Geld verzichten. Die Leute sollten sich solidarisch erklären und es für die Schulen und Kitas stiften. Dort werden dringend finanzielle Mittel gebraucht. Und bezahlt hat das Geld ja sowieso schon jeder, ohne es zu wissen. Da kann man es jetzt auch für einen guten Zweck nehmen. Ich bin nur etwas skeptisch, ob das Geld auch wirklich ankäme. Das müsste man genau überprüfen.“
Carola Behling (47), Tempelhof, Hausfrau: „Wenn das Geld für einen sinnvollen Zweck eingesetzt wird, will ich es nicht zurück. Ich würde es dem Bezirk Tiergarten geben, für die Aufräumarbeiten nach der Love Parade. Was dort jedes Jahr passiert, ist ein Albtraum: Müllberge, ein zertrampelter Park, Glasscherben überall. Deswegen sollte man das Geld dafür verwenden, dass dort nach dem wilden Fest wieder alles in Ordnung gebracht wird.“
Bettina Falk (20), Hellersdorf, Auszubildende: „Ich würde auf mein Geld verzichten und dafür mehr Bäume pflanzen. Es gibt noch zu wenig Grünanlagen in Berlin. Und die, die es gibt, könnten verschönert und ausgebaut werden. Sportplätze oder Joggingstrecken, wie im Volkspark Friedrichshain, sollte es auch in anderen Parks geben. Das wäre eine Investition, von der alle Berliner etwas hätten. Dafür könnte ruhig jeder seine 30 Euro opfern.“
Sabine Schimon (36), Prenzlauer Berg, Ingenieurin: „Was soll jeder Einzelne mit 30 Euro, wenn man mit der Gesamtsumme von 60 Millionen Euro wirklich etwas Größeres anfangen könnte. Ich würde das Geld für den Erhalt der Schwimmbäder und Kitas stiften. Eine andere Idee wäre, etwas gegen die vielen Hundehaufen auf der Straße zu tun. Man könnte mehr Sandplätze einrichten, wo Hunde hinmachen können. Das wäre ein großer Gewinn für die Stadt.“
Barbara Kuhn (51), Zehlendorf, Hausfrau: „Ich will mein Geld auf jeden Fall wiederhaben! Das habe ich zu viel bezahlt, und das steht mir einfach zu. Ich habe nichts zu verschenken. Ich muss noch meine alte, kranke Mutter versorgen, bin selbst Hausfrau und habe keinen Cent übrig. Gerade in der heutigen allgemeinen finanziellen Krise finde ich es eine Unverschämtheit, die Leute auch noch bei der Müllabrechnung übers Ohr zu hauen.“
Annette Jochem (35), Friedrichshain, Projektkoordinatorin: „Ich würde das Geld durchaus stiften. Den Berliner Haushalt kann man mit 60 Millionen Euro allerdings nicht sanieren. Deswegen sollte man die Summe für kleinere Projekte einsetzen. Etwa für die Obdachlosen: Man könnte ein neues Obdachlosenzentrum einrichten, leerstehende Wohnungen anmieten oder ein Projekt starten, wo sich Obdachlose ihre Wohnungen selbst renovieren können.“
Lotte Funk (75), Zehlendorf, Rentnerin: „Natürlich möchte ich mein Geld zurück! Ich bekomme nur eine kleine Rente und habe lediglich 100 Euro im Monat zur freien Verfügung. Wenn nächstes Jahr die Hundesteuer für meinen Pudel erhöht wird, weiß ich nicht, wovon ich das bezahlen soll. 30 Euro sind für mich viel Geld. Es ist unerhört, das man jetzt auch noch von der Straßenreinigung betrogen wird.“ UMFRAGE, FOTOS: BK
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