was sie heute gegen die wm unternehmen können: Als Fußball noch ganz anders war
Die Überzeugung, dass früher alles besser war, dürfte in kaum einem Bereich stärker verbreitet sein als im Fußball (außer in der Musik, vielleicht). Jedenfalls erinnert der Sender Arte derzeit in seiner Mediathek an einen Fußball mit einem früher verehrten Star: „Maradona, der Goldjunge“ (F, 2006, R: Jean-Christophe Rosé).
Dem vor zwei Jahren verstorbenen argentinischen Weltstar sind mittlerweile schon mehrere Filmdokumentationen gewidmet worden. Die von Rosé, die für Arte produziert wurde, gehört zu den ersten. Rosé lässt vor allem die Bilder sprechen, keine Zeitgenossen: Statt Interviews sind es die Filmaufnahmen, die auf eine doppelte Art zeigen, was Maradona war. In Argentinien und auch in Neapel sahen viele Menschen ihn ihm beinah einen Gott, zumindest als denjenigen, der Gottes Fähigkeit zur Ballbehandlung mit Kopf und Füßen (und in einem historischen Moment mit den Händen) auf Erden gebracht hat.
Und Maradona selbst, so zeigen ihn die Bilder, war einer, der den Ball wirklich geliebt hat. Während alle Profis um ihn herum sich mit allerlei gymnastischen Übungen vor einem Spiel warm machten, nahm sich Maradona den Ball und spielte damit. Ihm dabei zuzusehen, löste den Zauber aus, den viele (zugegeben: ältere) Fußballfans bei ihm heute bewundern.
Rosés Film zeigt vielfältigstes Dokumentarmaterial: der 15-Jährige, dessen Talent nicht zu übersehen ist. Die Brüder, die so stolz auf ihren Diego sind, den sie wegen dessen Ballbehandlung für einen „Marsmenschen“ halten. Die Gegenspieler, die diesen Dribbler nicht mit fußballerischen Mitteln bremsen konnten.
Auch Maradonas Fall, seine Drogensucht und seine Verbindungen zur Mafia werden nachgezeichnet. Sie führten ja schließlich auch zu seinem frühen Tod. Rosés Film, noch bis Mai 2023 in der Arte-Mediathek zu sehen, zeigt uns Diego Maradona, als Fußball noch viel, viel besser war. Wie übrigens auch die Musik. (mak)
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