piwik no script img

was fehlt ...... das Deichkind-Video

Das Niveau kennt keine Grenze nach unten – so wenig neu diese Erkenntnis ist, so sehr wird sie bestätigt beim der Youtube-Schnelldurchlauf deutscher Songs zur WM in Brasilien. Da finden sich Lieder mit Zeilen wie „Uns bleibt keine andere Wahl, wir tanzen Samba mit dem Ball“ (Mister Santos) oder Videos, in denen die Interpretinnen in Schland-Trikots und Hot-Pants sich selbst zum Objekt deutsch-nationaler Männerphantasien degradieren (Melanie Müller).

Ein passendes Alternativangebot haben die Hamburger Hip-Hopper von Deichkind und das Bo mit ihrem Song „Ich habe eine Fahne“ vorgelegt, der sich kritisch mit dem nationalen Party-Patriotismus auseinandersetzt und daher der Song-Titelzeile den Vers „und die stecke ich jetzt in Brand“ folgen lässt. Dazu haben die Jungs ein äußerst unterhaltsames Video vorgelegt, das ein zum Leben erwachtes Panini-Album zeigt, in dem es die ganze Absurdität und Vielschichtigkeit des Fußballs zu bestaunen gibt.

Leider muss man inzwischen sagen: Das gab es zu sehen. Denn das Video wurde, so sagt es Youtube, mitlerweile vom Nutzer entfernt. Auf der Facebookseite der Band bleiben die zahlreichen Nachfragen nach einer Begründung unbeantwortet. Und auch wir können nur spekulieren: Ist es die Gema, die naturgemäß die Rolle des Bösewichts bei Musikvideos übernimmt? Oder hat gar der Staatsschutz zugeschlagen, wegen Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole? Denn nach § 90a StGB wird mit bis zu drei jahren Haft bedroht, wer „die Farben, die Flagge, das Wappen oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder verunglimpft“.

Eine Nachfrage der taz hat die Band bislang noch nicht beantwortet. Wir hoffen jedenfalls auf ein schnelles Comeback des ultimativen WM-Musikvideos, denn Matze Knoop mit seiner Parodie auf den Tote-Hosen-Song „An Tagen wie diesen" („Der Poldi muss schießen“) ist einfach kein Ersatz. Wirklich nicht. (EPE)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!