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was bisher geschahKollektivkino

Von der Leinwand starrt ein Okapi mit vorwurfsvollem Blick in den Zuschauerraum des HAU 3 – das Plakatmotiv der „Berlinale Talents“ hat sich ganz den giraffenartigen Paarhufern verschrieben. Nach und nach treibt es Interessierte in den Saal, in dem unter dem Titel „Future Intense“ über queere Filmkollektive diskutiert werden soll. Hierarchien überwinden und Hybridität fördern – so das Motto des Abends. Zum Talk geladen sind zwei Kollektive, deren Filme im diesjährigen Programm des Pa­noramas laufen: Das in Berlin ansässige Kollektiv Jünglinge feierte mit seinem Debüt „Futur Drei“ vergangenen Sonntag Premiere, der Film „I Dream of Singapore“ des Kollektivs 13 Little Pictures aus Singapur folgte am Mittwoch. Sie beide setzen auf (post)migrantische und queere Diskurse.

Es beginnt ein wenig schleppend – keine*r der Anwesenden scheint so recht den Anfang machen zu wollen. Die Jünglinge wagen dann doch den Schritt und erzählen vom Beginn ihrer Gründung 2016 und wie sich die Aufgabeverteilung innerhalb des Teams seitdem verändert hat. Offiziell fasst das Kollektiv drei Mitglieder: Regisseur Faraz Shariat, dessen autofiktionalisierte Biografie die Grundlage zu „Futur Drei“ bildet, Produzentin und Co-Autorin Paulina Lorenz sowie Casterin Raquel Molt. Mit Freunden Filme machen – das ist die Grundlage beider Kollektive. Bei den Jünglingen ging man zunächst von klarer Aufgabenverteilung aus, erst durch das Bedürfnis, sich auszutauschen und so Unsicherheiten aufzulösen, entstand der Kollektivgedanke. „Vertrauen, aber auch das Teilen politischer Ansichten machen uns erst zu einem Kollektiv“, sagt Paulina Lorenz.

Die Aufgabenverteilung bei 13 Little Pictures ist eine andere – denn sie alle sind Re­gis­seur*innen, unterstützen sich aber gegenseitig bei ihren jeweiligen Projekten. Für sie ist es bedeutsam, so viele Funktionen wie möglich innerhalb ihres Kollektivs zu verteilen. „Filmemacher sollten ihren eigenen Film besitzen“, sagt Daniel Hui. Die meisten ihrer Arbeiten seien mehr aus Spaß am Filmemachen entstanden als aus monetären Gründen. Dass das ein Luxus ist, den man nur schwer beibehalten kann, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Deshalb ist jede*r von ihnen gezwungen, auch außerhalb des Kollektivs an Projekten zu arbeiten, bei denen sie es meist mit klarer definierten, oft einschränkenden Hierarchien zu tun haben. Diese in der gemeinschaftlichen Arbeit gar nicht erst entstehen zu lassen, gehöre zu den vorrangigen Zielen. Herausfordernd werde es, wenn es um die Sichtbarkeit und Anerkennung der eigenen Arbeit gehe, erklärt Raquel Molt von den Jünglingen.

Der Abend ist vor allem für diejenigen wichtig, die selbst Kreativarbeit im Kollektiv betreiben – und davon gibt es, wie die anschließende Fragerunde zeigt, eine ganze Menge. Sophia Zessnik

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