piwik no script img

Archiv-Artikel

vorsicht! friedman Kokain erwiesen

Von US

„Herr Friedman“, würde er bedeutungsschwanger rufen, den Kopf vorschieben, den Zeigefinger zustechen lassen. „Herr Friedman, bitte erklären Sie dem Publikum und mir, wofür haben Sie das Kokain denn gebraucht?!“ Säße er bei sich selbst auf der Talkcouch, Nase an Nase, hätte er sich längst rhetorisch aufs Schafott gezerrt. Doch in eigener Sache schweigt er. Dabei droht Michel Friedman – Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Talkmaster, CDU-Politiker und nicht zuletzt begnadeter Polemiker – ein abruptes Karriereende.

 Friedman ein weiterer prominenter Kokser? Er, der Millionen via TV-Schirm den Unterschied zwischen Gut und Böse einhämmert, schlicht süchtig? Der Verdacht hat sich erhärtet. Alle drei Päckchen, die Ermittler bereits am Mittwoch in Friedmans Frankfurter Wohnung und Anwaltskanzlei gefunden hatten, enthielten Reste eines Kokaingemisches, sagte gestern ein Berliner Justizsprecher. Der Reinheitsgrad des Stoffes stehe noch nicht fest, die Probenmengen seien zu gering, hieß es weiter. Der Sprecher betonte allerdings, auf den sichergestellten Drogenpäckchen hätten sich keine Fingerabdrücke befunden.

 Die Ermittler baten den Zentralratsvize zur Haarprobe, die jetzt Genaueres über eine mögliche Schnupfleidenschaft erbringen soll. Das Ergebnis der Analyse des Päckcheninhalts werde dem Anwalt Friedmans übermittelt, so der Sprecher. Friedman habe Gelegenheit, Stellung zu nehmen.

 Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen illegalen Drogenbesitzes. Die Ermittler waren Medienberichten zufolge zufällig auf Friedman aufmerksam geworden. Sie ermittelten in einem anderen Verfahren gegen 14 mutmaßliche Menschenhändler aus der Ukraine und Polen. Aus einer Zeugenaussage habe sich der Verdacht ergeben, „dass Friedman im Besitz von Kokain sein könnte“, sagte der Justizsprecher. In diesem Schleuserverfahren sei Friedman aber nicht Beschuldigter, betont er.

 Trotz der neuen Erkenntnisse schloss der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, Konsequenzen zunächst aus. Es gebe keine Erkenntnisse darüber, dass Friedman bei der Ausübung seines Amtes Fehler gemacht habe, sagte Spiegel dem Tagesspiegel. Er wolle das Ergebnis des Verfahrens abwarten. US/FOTO: AP