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vorlaufWeites Land

Arte-Themenabend „Afghanistan“ (ab 20.50 Uhr)

So viel Afghanistan war nie. Jedesfalls nicht im Fernsehen. Die Medien entdecken im Zuge der Ereignisse in den USA, wie sich das Land, das dem mutmaßlichen Drahtzieher Ussama Bin Laden Unterschlupf gewährt, medienwirksam ausschlachten lässt.

Glücklicherweise kommen dabei neben den vielen pseudodokumentarischen Meinungsbildern auch Filme zur Aufführung, die man sonst mit einem „ferner liefen“-Prädikat ins Dritte verbannt hätte: „Im Reich der Finsternis – das Afghanistan der Taliban“ (23.30 Uhr) von der in Großbritannien aufgewachsenen Saira Shah zeigt in mitreißenden Bildern die Schönheit, Kargheit und Problematik des Landes.

Die Autorin hat unter dem Tschador die Kamera in die Frauenecken der Häuser geschmuggelt, um Interviews zu führen. Sie reist durch das zerbombte Land und redet mit Kindern, deren Eltern von den Taliban ermordet und gefoltert wurden. Im Gegensatz zu vielen anderen Reportagen, deren Urheber dem Unbekannten meist mitsamt Dolmetscher und Kulturschock fassungslos gegenüberstehen, ist Saira Shah auf der Suche nach dem Land ihres Vaters, das sich, nach der sowjetischen Invasion, dem Bürgerkrieg und der Machtergreifgung durch die Gotteskrieger, so verändert hat.

Trotzdem lässt auch Shah unbewiesene Bilder sprechen: Wenn sie etwa „Massengräber“ mit angeblich von Taliban hingerichteten Opfern findet, gilt, was auch für alle anderen Dokumentationen gilt: Untersucht wurden diese Anschuldigungen noch nicht.

Zwei Diskussionsrunden, zum Glück ausnahmsweise ohne Scholl-Latour, ergänzen um 21 und um 22.50 Uhr; und der kurze Film „Mit offenen Karten“ um 20.50 Uhr will beweisen, dass auch die Taliban im Kampf der Pakistani und Ölmultis um die Rohstoffvorkommen im Land nur benutzt werden. Der kurz vor dem Anschlag ermordete Kommandant Massud wird in „Ein afghanischer Kämpfer“ um 21.20 Uhr porträtiert. Und man sollte Arte dafür danken, dass es nicht auch noch eines der beliebten, schnell zusammengeschusterten Bin-Laden-Porträts à la „Der Todfeind“ (so geschehen vorgestern im ZDF) in den Ring schmeißt. JZ

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