vorlauf: Peng Peng
„Der Schuß“
(20.15 Uhr, ZDF)
Schön ist natürlich, dass auch die taz mitspielt: eine Szene von „Der Schuß“ wurde in den Redaktionsräumen in der Berliner Kochstraße gedreht.
Das große Thema des Fernsehdramas ist jedoch der Korpsgeist unter Polizisten. Die nämlich halten, im Fernsehen wie im wirklichen Leben, zusammen, wenn einer von ihnen Mist gebaut hat, koste es was es wolle. Im Film von Autor und Regisseur Nikolaus Leytner bekommt dies eine junge Polizistin mit dem sprechenden Namen Rita Bluhm (dargestellt von Lisa Martinek) am eigenen Leib zu spüren. Wie Bölls Katharina gerät auch sie in die Mühlen von Polizeiapparat und Medien, ohne viel dafür zu können. Ausschlaggebend ist dafür nicht die Beziehung zu einem Terroristen, sondern die mit ihrem Kollegen Martin (Felix Eitner). Der schießt außer Dienst auf einen Tankstellenräuber, obwohl dieser sich bereits ergeben hatte, und verletzt ihn dabei lebensgefährlich. Um seine Karriere zu retten, erfindet Martin die Notlüge vom abgegebenen Warnschuss und dem trotzdem flüchtenden Täter. Rita, Zeugin des Vorfalls, kennt natürlich die ganze Wahrheit und befindet sich schwuppdiwupp in einem argen Gewissenskonflikt. Soll sie ihren Freund decken – oder soll sie die Wahrheit sagen und damit die gemeinsame Zukunft mit Martin aufs Spiel setzen?
Es geht also ums Ganze, und das vermittelt uns der Film dadurch, dass ziemlich dick aufgetragen wird. Da fallen dann nicht nur Sätze wie „Du weißt, dass du dadurch unser Leben zerstörst“, sondern da wird Rita auch ziemlich handfest klar gemacht, dass es sich nicht lohnt, aus dem Kameradschaftsverbund auszuscheren. Martin und ihre Kollegen, im übrigen allesamt Männer, schrecken dabei selbst vor Erpressung und Vergewaltigung nicht zurück. Die Chance, aus dem spannenden Stoff einen glaubwürdigen Film zu machen, wird jedoch vergeigt. Zu sehr hält sich „Der Schuss“ an eingespielte Erzählschemata und lässt kein altbekanntes Klischee aus. Da driften dann auch nette Einfälle leider schnell ins Kitschige ab: Die Polizistin (Rita) zum Beispiel, die dem angeschossenen Kriminellen auf der Intensivstation die Stirn wäscht – welch revolutionäre Form des Täter-Opfer-Ausgleichs! DANIEL FERSCH
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