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vorlaufUnreflektierte Bewunderung

„GSG9 – Die Spezialeinheit“ (Mi., 23.00 Uhr, ARD)

Ach, sind das Bilder. Sie künden von martialischer, heroischer Maskulinität. John Wayne kann einpacken.

Die Realität der Männer der Grenzschutzgruppe 9 ist sichtbar geprägt von jenem spezifischen Sendungsbewusstsein, das von permanenter Feindfixierung lebt und zugleich deutsche Nationalität stiftet. Anerkennung genieße man in der ganzen Welt, freut sich Kommandeur Friedrich Eichele. Und auch Dokumentarfilmer Dietmar Noss ist begeistert.

Sein faszinierter Blick gilt 90 Minuten lang durchtrainierten Muskelpaketen beim Drill und der gut sortierten Waffenkammer. Nur schade, dass man „aus verständlichen Gründen“ die Geräte, die „einen Hauch von James Bond haben“, nicht filmen dürfe, bedauert Noss.

Ein Jahr Recherche muss wohl zu lang sein, um den distanziert- journalistischen Blick zu wahren: Noss betätigt sich lieber als Stichwortgeber und Mikrofonständer. Die Messlatte für die Aspiranten sei hoch, moderiert der Dokumentarfilmer GSG9-Eigenlob wohlwollend an: Überdurchschnittlich intelligent müsse man sein. Im Bild: Der Abschlusstest der Bewerber, bei dem die bereits ausgedünnten Reihen schwitzender und sich schindender Männer nochmals gesiebt werden. Schließlich will man hier die „Elite“.

Soviel guter Wille zur Hofberichterstattung und ausgeprägter Kameradschaftsgeist wird belohnt. Und so darf Noss – nachdem er ausführliche Lobesreden auf den Dokumentationstrupp der GSG9 gehalten hat – jubelnd verkündigen: „Für uns öffneten sie zum ersten Mal ihr Archiv“. Und dann stürmen schwarzmaskierte Männer über den Bildschirm und entsichern ihre Waffen, dass es nur so eine Freude ist.

Und natürlich ist Noss’ Report dann auch im rau-herzlichen Soldatenjargon verfasst: Zum Einsatz Kosovo heißt es: „Ein Krisengebiet ist kein Vergnügungspark.“

Nur der Dokumentarfilmer selbst scheint ein wenig enttäuscht: Die Realität unterscheide sich von Actionfilmen, da sei kein wildes Kampfgeschrei. Aber wir müssen nicht traurig sein: Das langsame Anschleichen und blitzartige Zuschlagen hat schließlich auch seinen Reiz.GITTA DÜPERTHAL

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