piwik no script img

vorlauf musikThomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Darf man? Rock mit dem Symphonieorchester? Die Gretchenfrage bei der Räudigerkatermusik: Wie halten wir es mit der Kunst? Die um große Gesten nie verlegenen Yes haben dabei kaum einen Fettnapf ausgelassen. Immer mittenmang zwischen Ohnmacht und Größenwahn. Immer oben im Falsett. Immer the great Pretender. Anmaßung an den Keyboard-Wagenburgen. Um dann überall durchzufallen: Für Kunst zu piepsig. Für den Rock viel zu pompös. Natürlich scherte sich der Erfolg nicht um solche Feinsinnigkeiten. Und sie geben nicht auf. Am Freitag verdoppeln sie im ICC (20 Uhr) den eigenen Bombast mal wieder mit einem Orchester. Sagen wir Experiment dazu. Zu Studienzwecken mag man vorbeihören. Aber natürlich geht Rock symphonisch. Wenn die Genregrenzen nicht allzu eng angelegt werden, wäre etwa Schostakowitsch zu empfehlen. Das kann rocken. In der Philharmonie ist am Samstag (20 Uhr) seine Nr. 10 e-moll zu hören. Auch eher Arbeit am Long-Song: Gong. Waren eine der liebenswertesten Verirrungen der Rockmusik. In den Hippie-Siebzigern verdaddelten sie alles mit fliegenden Teekesselchen. Bis Rock plötzlich als Camembert Electrique zurück fauchte. Die Exzentrik des Flokati-Teppichs. Nicht immer streichelzart. Wiederauferstanden um den unverwüstlichen Daevid Allen, spielen Gong am Montag im Knaack (21 Uhr). Sind sie zu fransig, bist du zu jung. Dann halt Travis am Mittwoch in der Columbiahalle (21 Uhr). Da schnurrt die Katermelodie. Gerade der Rock des allgemeinen Vertrauens. Hören junge Rolling-Stone-Leser und alte Rolling-Stone-Leser. Das könnte einen fast schon wieder nachdenklich stimmen. Alte Sicherheiten: jaulender Kater. Heulender Wolf. Den Rock treten. Kick-out-the-jams. Und immer der beste Ersatz, wenn Neil Young gerade nicht greifbar ist: Rich Hopkins mit seinen Luminarios am Donnerstag (20 Uhr) im Knaack.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen