vorlauf musik: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Hört sich harmlos an, der Titel. Fast wie eine Tautologie, in die aber bestimmt wieder ein ganzer Sack voll Dissidenz-, Distinktions- und sonstiger derridaider Theorien gezwängt wird, wenn Popprofessor Diedrich Diederichsen am heutigen Freitag im Curt-Sachs-Saal des Staatlichen Instituts für Musikforschung (19 Uhr) ein Kapitel seines neuen Buches zum Thema „Popmusik als kulturelle Form“ aufschlägt. Eine Theorieexkursion. Kostengünstig bei freiem Eintritt. Und gleichzeitig solides Trittbrett für den Einstieg in die Konzerte. Etwa das Livedebüt von Lichtung heute im Magnet Club (22 Uhr). Sparsam getupfter, dahingeträumter Elektropop, bei dem es entschieden kein Widerspruch ist, dass der auch mit Flöte und akustischer Gitarre auf die Bühne kommt. Weil die Schnittstelle zwischen analogem Machen und elektronischem Denken längst so was wie die neue Folklore der Städte ist, an der die Berliner in Sechserbesetzung schön mit repetitiven Strukturen und Dubprinzipien nesteln und sich dabei doch geschickt an Minimal- und Caféhausmusik vorbeischlängeln. Schmeichelnd und spröde. Eine Gitarrenpopband revisited. Das Schöne an Samba ist, dass sich die Band einfach weiter durchgebissen hat und gar nicht erst den vertanen Chancen mit dem Major-Vertrag hinterher jammert. Noch schöner, dass sie – jetzt wieder indie – immer noch keine Angst vor großen Melodien haben. Sie spielen gleichfalls heute im Klub Renner (20 Uhr). Es gibt sowieso keine kulturelle Form, außer man schafft sie: wie beim Acoustic Moon Club, bei dem Initiator David John Hull mit einem Sampler erste Rückschau hält. Contriva sind da zu hören, oder die Elektronauten. Schöne Kleinräumigkeit also, stilistisch ungezwungen. Und zur Release-Party am Mittwoch im Schokoladen (21 Uhr) spielen Gaston und weitere Gäste.
Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort
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