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vorlauf lautsprecherJörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Dies ist die Woche der Demos. Die meisten DemonstrantInnen werden am Wochenende nach Brüssel fahren, um dort mit ihrem manchmal sehr naiven Antikapitalismus gegen den EU-Gipfel und die von ihm verabschiedeten rassistischen Untaten zu demonstrieren. Doch auch gleich heute wird vor dem Bundesinnenministerium gegen Schilys so genannte Anti-Terror-Gesetze demonstriert und zugleich gegen das Zuwanderungsgesetz, das Rot-Grün als Erfolg feiert; tatsächlich aber einen so ausgrenzenden Charakter hat, dass es sogar der CDU gefällt (Alt-Moabit 101D, Tiergarten, 14 Uhr). Morgen wird im Haus der Demokratie des zwanzigsten Jahrestages des Militärputsches in Polen gedacht. Nach einem einführenden Film diskutieren Zbigniew Kowalewski (Lodz) und Artur Polanski (Wroclaw) über die merkwürdige Frage, ob es ein linkes Erbe der Solidarność gibt. Nun muss man zweifeln, ob diese katholische Gewerkschaft, die zumeist einen sehr reaktionären Volks- und Nationenbegriff bemühte und einen eher rückwärts gewandten Antikapitalismus pflegte, wirklich etwas für die linke Diskussion gebracht hat. War sie nicht eher ein faules Ei wie die Sponti-Bewegung (Greifswalder Str. 4, Prenzlauer Berg, 18 Uhr)? Am Mittwoch dann sind die Studierenden gebeten, an dem EU-weiten Streik gegen die Bildungsmisere teilzunehmen. Diese Demo ist verknüpft mit einer scharfen Kritik an der Rasterfahndungspolitik, unter der einige ausländische StudentInnen bereits leiden. Der Treffpunkt für die Demo ist um 15 Uhr im Innenhof des Humboldt-Uni-Hauptgebäudes, von dort geht es dann zu einer zentralen Kundgebung vor dem Roten Rathaus. Im AntiRa-Café wird am Freitag der Film „Mir zeynen do – Der Ghettoaufstand und die Partisaninnen von Bialystok“ von Ingrid Strobl gezeigt. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte ihn nicht verpassen (Yorckstr. 59, Kreuzberg, 16 Uhr).

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