vorlauf kunst: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Man muss nichts über Clubs wissen, um die Arbeiten von Gerwald Rockenschaub zu verstehen. Aber es hilft. Schon der Titel „Rough Harmonizer“ seiner Ausstellung bei chouakri brahms berlin spielt auf den elektronischen Alltag an. Dabei schlägt das mehrere Meter breite Wandbild eine Brücke zwischen romantischer Landschaft und digitaler Benutzeroberfläche. Ein grüner Streifen Gras, ein blauer Himmelsblock und grob aufgelöste Wolkenpixel – so sieht Natur im Jahr 2001 aus. Die simple Grafik, die Rockenschaub auf die Ausstellungsarchitektur übertragen hat, ist eine Hommage an die Old-School-Programme der C64-Ära; und die Ironie im Umgang mit dem Revival der Malerei kann sich der Betrachter vor dem überdimensionalen Gemälde hinzudenken. Angesichts einer immer naturalistischer werdenden Bildbearbeitung am Computer ist die Raumintervention ziemlich Acid.
Mit „Unterbrochene Karrieren“ wurde im NGBK vor allem an Künstler und Kulturproduzenten erinnert, die an Aids gestorben sind. Jetzt wird dieser Ansatz mit „Partnerschaften“ noch weiter zugespitzt – im kontextuellen Rahmen der Privatheit. Für den ersten Teil hat der New Yorker Künstler Tom Burr eine gemeinsame Präsentation seiner Skulpturen mit Bildern des 1995 verstorbenen Freundes Ull Hohn ausgearbeitet. Während Burrs Beschäftigung mit Minimal-Art zu offenen architektonischen Strukturen geführt hat, wird bei Hohn Malerei immer wieder hinsichtlich der Serialität überprüft. Die Kombination beider Positionen schafft mehr als einen bloß interdisziplinären Ansatz: Es ist ein subtil arrangierter Dialog zwischen zwei Künstlern, die sich in den Arbeiten einander nähern – nicht über Vergangenheit, sondern in der Gegenwart.
Weil die Schlangen vor der Alten Nationalgalerie zu lang sind: Andy Warhol, Neue Nationalgalerie.
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