piwik no script img

vorlauf kinderhortWinkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen

Unvergessen: die dunkelblauen Uniformen aus grobem Stoff und die blauen Wimpelketten mit dem aufgedruckten Pionieremblem, die den winzigen Bahnsteig überspannten. Die Rede ist von der Parkeisenbahn im FEZ Wuhlheide. Es war Mitte der Siebziger. Die Parkeisenbahn hieß noch Pioniereisenbahn, man lebte in der größten DDR der Welt, und die Eisenbahn-Arbeitsgemeinschaft im Pionierpalast „Ernst Thälmann“ nahm wegen Überfüllung nicht einmal mehr Gruppenratsvorsitzende auf. Wer damals den Zug verpasst hat, kann an diesem Wochenende durch die Köpenicker Wuhlheide dampfen. Heute und morgen fährt auf der Berliner Parkeisenbahn der Nikolaus mit. Kinder bekommen eine im Fahrpreis von 13 Mark inbegriffene Überraschungstüte, die Eltern Glühwein. Um einen der nicht vorbestellten Plätze zu ergattern, ist rechtzeitiges Erscheinen Pflicht. In dieser Hinsicht hat sich also nichts geändert, wie schön. Heute fährt die Bahn von 13 bis 18 alle halbe Stunde, morgen zwischen 10.30 und 16.30 Uhr. Wer diese Gelegenheit verpasst, muss bis zum Start in den neuen Saisonfahrplan im März warten oder geht einfach rüber ins Hauptgebäude. Dort werden an diesem ersten Adventswochenende britische Weihnachtsbräuche gepflegt. Bei englischen Weihnachtskeksen und Dudelsackmusik können Strümpfe für den Kamin und Santa-Claus-Figuren gebastelt werden. Zu DDR-Zeiten wäre das nicht passiert. Dunnemals wurde brav russisch gefeiert. Dass der Russe was vom Feiern versteht, dürfte angesichts des Berliner Russen-Hypes außer Frage stehen. So gesehen sind ostsozialisierte Eltern von Kaminer und Co. nicht mehr wirklich zu überraschen. Wohl um nicht ganz mit alten FEZ-Traditionen zu brechen, tritt heute um 15 und 16.30 Uhr das Tanzensemble Kiew mit „Schneewittchen“ auf, morgen um 11 und 15.30 Uhr. Wodka muss man abends trinken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen