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vorlauf bühneEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Als Shakespeare 1590 seine erste Tragödie schrieb, war das dramatische Werkzeug noch etwas grob. In „Titus Andonicus“ wird gemetzelt, gemordet und vergewaltigt, dass einem Hören und Sehen vergeht. Angesichts des Zustands dieser Welt muss man jedoch sagen, dass Shakespeares rabiate Sicht immer wieder von der Wirklichkeit noch übertroffen wird. Am Deutschen Theater hat Regisseur Hans Neuenfels, der seit langer Zeit jetzt wieder auf einer Berliner Bühne inszeniert, sich Shakespeares schauerlichen Helden vorgenommen. In der weiblichen Titelrolle: Elisabeth Trissenaar (ab Donnerstag, Deutsches Theater). Peter Turrini ist ebenfalls ein ausgewiesener Spezialist für Betrachtungen zum Zustand dieser Welt, wobei sich sein Blick auf den deutsch-österreichischen Raum konzentriert. In seinem neuen Stück befasst Turrini sich mit der Frage, warum alle Ausländer nach Deutschland hinein-, die Deutschen selbst jedoch aus Deutschland herauswollen. Ob der Titel „Ich liebe dieses Land“ ein Bekenntnis des Dichters zum Inländertum ist, wird Philipp Tiedemanns Inszenierung zeigen (ab Freitag, Berliner Ensemble). „Wach“ heißt das neue Solostück der Choreografin Riki von Falken, das sich mit Angst und Tod auseinander setzt. In den letzten Jahren sind Riki van Falken immer wieder sehr intensive Soloabende gelungen, zuletzt glückte ihr mit „White Linnen“ ein großer Wurf (Donnerstag, Theater am Halleschen Ufer). Überdrehte Theaterleute und seltsame Sponsoren stehen im Zentrum von Carlo Goldonis Komödie „Der Impressario von Smyrna“, mit der Jo Siska am Maxim Gorki Theater auch die Berliner Kulturpolitik auf die Schippe nehmen will (ab Samstag). Am Deutschen Theater inszeniert der berühmte schwedische Dramatiker Lars Norén („Personenkreis 3.1“) die Uraufführung seines jüngsten Stückes „Tristano“ (Sonntag, Kammerspiele des Deutschen Theaters).

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