verpasst? : Beckengrantler
„Olympia: Schwimmen“, ZDF
Sie sind schon ein seltsames Paar: die Sportreporterin Christa Haas (Foto) und der Schwimmer Stev Theloke. Eng aneinander geschmiegt stehen sie am Beckenrand des Athener Schwimmstadions, sodass man meinen könnte, sobald die Kamera aus ist, fallen sie übereinander her. Zumal Frau Haas in ihren bunten Ringel-Tops oder flotten Blüschen sehr frisch und jugendlich daherkommt. Aber wahrscheinlich ist angesichts der Leistungen der deutschen Schwimmer einfach die Stimmung zu schlecht, um einer olympischen Affäre zu frönen. Denn Haas und Theloke geben die Grantler vor dem Zeus. Am Montag jedenfalls war das so. Im Grunde sind die beiden die sportjournalistische Variante der griesgrämigen Stadler und Waldorf aus der „Muppets Show“.
Dabei sprüht vor allem Frau Haas vor Elan und würde sooo gerne Erfreuliches von unseren Athleten berichten. Doch alles muss sie in negative Energie verwandeln. „Eigentlich bin ich ja ein positiver Mensch“, bellt sie ins Mikro und beschwört zugleich kassandrisch den „Geist von Sydney“, wo die deutschen Schwimmer auch bloß einige wenige Medaillen aus dem Becken fischten.
Man hat den Eindruck, Christa Haas fühlt sich auf den eigenen Schlips getreten, ist persönlich beleidigt und in ihrer Sportjournalistinnenehre gekränkt, dass sie nur über Misserfolge berichten darf. Geschieht ihr recht. Wer eine am Beckenboden zerstörte Antje Buschschulte direkt aus dem Wasser vor die Kamera zerrt und fragt, woran es denn gelegen habe, mein Gott, der darf niemals mehr auch nur über eine halbe Bronzemedaille berichten. Zum Glück zeigte die ARD Franziska van Almsicks 200-Meter-Freistil-Finale.
JUTTA HEESS