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usa, terror, schwarzenegger etc.Kollateralschäden im amerikanischen Kino?

Arnold sieht nicht mehr rot

Nachdem die amerikanische Filmindustrie bisher stets in der Lage war, selbst noch aus Desastern wie dem Vietnamkrieg oder Pearl Harbour ihre Heldenfiguren herauszudestillieren, scheint mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center eine Ära jenseits der klassischen Actionmuster zu beginnen. Nicht nur ein gelähmt und verunsichert wirkender George W. Bush, der aus der gewohnten Präsidenten-Ikonografie von tatkräftigem Helden und Trost spendendem Patriarchen völlig herausfällt, erweckt diesen Eindruck. Die Katastrophe von New York ist ein Ereignis, in dessen Blitzdramaturgie es keine Helden, sondern ausschließlich Opfer gibt. Es zielt mitten hinein ins auch von populärkulturellen Mythen geprägte Selbstverständnis einer Nation, die immer ihren Gary Cooper, Arnie Schwarzenegger, Sly Stallone oder Harrison Ford hatte, um kurz vor Schluss den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Dass Schwarzeneggers neuer Film „Collateral Damage“, der in den USA Anfang Oktober ins Kino kommen sollte, vom produzierenden Studio Warner Brothers auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, ist jenseits aller Pietätsgesten auch Symptom dafür, dass eine bestimmte Art Genrekino und seine Special Effects für unbestimmte Zeit aufgehört haben, bigger than life zu sein. Makabrerweise wurde das Drehbuch des Films durch die Flugzeugkatastrophe von Lockerbie inspiriert. Schwarzenegger, der die Rolle eines Feuerwehrmanns spielt, beschreibt die Handlung so: „Terroristen bringen meine Familie um, indem sie einen Wolkenkratzer bombardieren, und weil ich so wütend bin, dass die Täter nicht gefasst werden, nehme ich die Sache selbst in die Hand und lösche die Terroristen aus.“ In „Collateral Damage“ hat sich die Traumfabrik eines realen Terroranschlags angenommen und versucht, ihn in eine populäre Form zu überführen – mit Special Effects, die am World Trade Center wiederum von einer realen Terrorinszenierung um ein Vielfaches übertroffen wurden.

Die ausgesetzten Filmstarts von „Collateral Dammage“ und Tim Allens Atombomben-Actionkomödie „Big Trouble“, der zurückgezogene Trailer von „Spider-Man“ (in dem ein riesiges Spinnennetz zwischen den Twin Towers schwebt), unterbrochene Drehs, abgesagte Premieren – das Innehalten der Bildermaschine hat natürlich auch ganz schlicht und pragmatisch damit zu tun, dass es zur Zeit unmöglich ist, für einen Blockbuster flächendeckende Werbezeiten zu buchen. Trotzdem könnten die Terroranschläge dem ungebrochenen Selbstverständnis eines in letzter Zeit vor allem vom Produzenten Jerry Bruckheimer („Con Air“, „Armageddon“, „Pearl Harbour“) hochgepeitschten Vollstreckerkinos in die Quere kommen. Wenn die Räder wieder laufen, könnte durchaus ein Quäntchen Sensibilität am Horizont erscheinen.

Zum Beispiel entbehrt es nicht einer gewissen Geschmacklosigkeit, einen Film wie „Collateral Damage“ mit einem Terminus zu betiteln, der nach der Bombardierung Serbiens durch die Nato zum Unwort wurde. Das Trauma des World Trade Centers besteht für die USA, abgesehen von der Tragweite des Anschlags, unter anderem darin, dass die Kollateralschäden plötzlich nicht mehr die anderen sind. Das ist für Hollywood der unattraktivste Drehbuchvorschlag, den die Wirklichkeit seit langem gemacht hat. KATJA NICODEMUS

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