unverbremt : Draußen vor der Stadt: Bremerhaven
Fishtown-Bashing ist out. Wer heute „Bremerhaven“ sagt, darf nicht mehr nur „Arbeitslosenquote, höchste in Westdeutschland“ und „Hässlichhässlichhässlich“ sagen, sonst gibt’s Haue von den Eingeborenen. Sie haben ja recht. Zwar ist die Innenstadt immer noch zum Weglaufen trist, aber wer diese hinter sich gebracht hat, steht am Weserdeich – und staunt. Da steht eine Touri-Attraktion neben der anderen: Der großartige Zoo am Meer, das umwerfende Auswandererhaus, weitere sollen folgen. Das Problem ist – wie so oft im Leben – die Bahn. Seit 2001 ist Bremerhaven vom Fernverkehr abgeschnitten, hat ja bloß 115.000 Einwohner, Tendenz sinkend. IC und ICE brauchen die nicht, findet die Bahn. So hieß es auch gestern: „Das Fahrgastaufkommen ist nicht hoch genug.“
Museumsbesuchern ohne Blechkiste bleibt deshalb der Regionalverkehr. Nun wären die 35 Minuten mit dem Regionalexpress zu verkraften, doch der fährt nur alle zwei Stunden. Wer seinen Sonntags-Ausflug nicht minutiös durchgeplant hat, wird mit 53 Minuten im Bummelzug bestraft. Ab Ende 2010 könnte alles besser werden – jedenfalls was das Bahnfahren betrifft – weil die Norwestbahn in Zukunft die Strecke befahren soll. Die ist bekannt dafür, dass sie zwar den Takt verdichtet, aber leider auch dafür, dass sie Züge an jeder Milchkanne halten lässt. Ob Grund zur Hoffnung besteht, lässt die Nordwestbahn derzeit nicht raus. Erst muss sich die Bahn über die verlorene Strecke wieder einkriegen, dann gibt’s Fahrpläne. Den Bremerhavenern ist’s wahrscheinlich wumpe. Die Tickets können sich die meisten eh nicht leisten. Eiken Bruhn