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Von Sophie Jung

Romantik fürs Deutschland-Branding

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betreibt Deutschland-Marketing. Vor allem seine Kulturbauten-Offensive zeigt, welche Teile der deutschen Geschichte sich fürs Branding gut eignen. Das klassizistische Berlin mit der Museumsinsel etwa, die wieder in „Glanz und Gloria“ erscheinen solle, wie Weimer im Bundestag sagte, oder das Bauhaus Dessau, das er als „Weltmarke“ verteidigte, nachdem die AfD die berühmte Schule der Gestaltung lieber als „Irrweg der Moderne“ verfemt hatte. Kulturbauten seien „Räume für Identität“, bekundete Wolfram Weimer bei seiner letzten Architekturbegehung in der Galerie der Romantik in Greifswald. Das um einen neuen Anbau erweiterte Museum in Caspar David Friedrichs Geburtsstadt hat gestern, am 16. Dezember wiedereröffnet. Mit etwas Verzögerung, wie es bei größeren Bauprojekten gerne vorkommt.

Das Museum zur Kunst der deutschen Romantik rund um ihre zentrale Figur, den vielfach rechts verklärten Caspar David Friedrich, dem die AfD kürzlich noch einen Preis für deutsche Kunst widmen wollte, sieht Weimer als „Ort der Begegnung, der Reflexion und der Freiheit“.

Umgebaut wurde die Galerie der Romantik jetzt von Sunder-Plassmann Architekten, die dem Museum außen einen schlichten, silbernen Würfel anfügten. Innen kommt er mit dunkel gebeizter Holzvertäfelung geradezu dramatisch daher. Vor zwanzig Jahren hatten Sunder-Plassmann bereits den Altbau des Greifswalder Museums, eine klassizistische Bürgerschule, umgebaut.

Mit über 6,7 Millionen Euro wurden der Neubau und die Umgestaltung der Galerie der Romantik vom Bund bezuschusst. Das war allerdings schon vor Weimers Amtsantritt eingetütet worden. Seit dem 1. November 2025 wird das Museum nun institutionell in neuer Zuständigkeit durch das Bundesministerium des Innern gefördert.

Staatssekretär Christoph de Vries betont: „Ziel unserer umfangreichen Förderung der Bundesbaumaßnahme ist, Greifswald dauerhaft zur Caspar-David-Friedrich-Stadt und sein Landesmuseum zum kulturellen Leuchtturm der Romantik im Norden zu machen.“Sophie Jung

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